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Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Titel: Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren Dolch in die Hand – und
blieb wie gelähmt stehen. Was war, wenn sie sich im Fenster geirrt hatte? Sie
wollte nicht den Falschen töten. Sie mußte sicher sein können!
    Lautlos
verfluchte sie sich und tastete in der Dunkelheit nach einem Tisch, einer Lampe
– und stieß auf Kohlenbecken und -zange. Sie blies auf die Kohle, bis sie
schwach glühte, und drückte den Docht einer danebenstehenden Lampe darauf.
Licht flammte auf, und sie holte erschrocken Luft, als es auf die Erscheinung
auf dem Tisch fiel. Ein gehörntes Scheusal starrte sie an. Erleichtert erkannte
sie, daß es sich lediglich um eine Bronzefigur handelte, aber sie spürte das
abgrundtief Böse in diesem Ding, und ihr Urinstinkt verriet ihr, daß es gegen
Frauen gerichtet war. Konnte der Mann, den sie suchte, sich so sehr verändert
haben, daß er sich solche Monstrositäten in seiner Kammer hielt? Der Mann, den
sie suchte!
    Mit
klopfendem Herzen und erhobenem Dolch wirbelte sie herum. Er schlief noch, der
junge Riese, lang auf seinem Bett ausgestreckt. Conan von Cimmerien! Auf leisen
Sohlen schlich sie näher. Ihre Augen nahmen jede Einzelheit auf, die
festgeschnittenen Züge, die breiten Schultern, die kräftigen Arme, die sie …
    Halt!
befahl sie sich. Was hatte dieser Mann ihr schon alles angetan! Sie hatte in
den Steppen von Zamora und Turan frei wie ein Falke gelebt, bis Conan
erschienen war. Durch ihn war es zum Ende ihrer Räuberbande gekommen. Wegen
seiner törichten Männerehre und des dummen Eides, den sie ihn in einem
Augenblick des Zorns hatte schwören lassen, hatte er zugelassen, daß sie in die
Sklaverei verkauft wurde, in einem Harem in Sultanapur. Jedesmal, wenn die
Peitsche ihr Gesäß geküßt hatte, jedesmal, wenn man sie gezwungen hatte, nackt
zum Vergnügen des feisten Kaufmanns, ihres Herrn, und seiner Freunde zu tanzen,
hatte sie Conan aufs neue Rache geschworen.
    Schließlich
war es ihr gelungen, zu fliehen und nach Nemedien zu entkommen, wo sie zur
Königin der dortigen Schmuggler aufstieg. Und da war er ihr wieder in die Quere
gekommen. Sie hatte ihren schwer errungenen Reichtum auf Packtiere laden und
wieder fliehen müssen.
    Sie
war ihn selbst damals losgeworden, doch nicht die Erinnerung an ihn. Die
Erinnerung an die Glut, die er in ihr entfachte und zum lodernden Feuer
schürte, bis sie sich danach verzehrte, wie der Lotusraucher nach einer
gefüllten Pfeife. Diese Erinnerung hatte sie verfolgt, hatte sie zu zügellosem
Leben getrieben und zu Ausschweifungen, die selbst den abgestumpften Hof von
Aquilonien in Aufruhr versetzt hatten. Erst als all ihr Gold ausgegeben war,
hatte sie ihre persönliche Freiheit wiedergefunden. Sie hatte ihr altes Leben
aufgenommen, so wie sie es liebte, und hatte sich mit ihrem scharfen Verstand
und ihrer nicht weniger scharfen Klinge durchgebracht. So war sie in ein für
sie neues Land gekommen, nach Ophir, wo sie eine neue Horde von Banditen um
sich geschart hatte.
    Wie
viele Monate war es nun her, daß sie zum erstenmal von einem riesenhaften
Nordmann hier gehört hatte, dessen Kompanie freier Söldner zum Schrecken aller
geworden war, die sich gezwungen sahen, gegen sie zu kämpfen? Wie lange hatte
sie versucht sich einzureden, daß er nicht derselbe Mann war, der sie immer
wieder in schlimme Schwierigkeiten brachte? Und nun wußte sie, daß sie sich
wieder einmal im selben Land mit ihm befand, doch diesmal würde sie nicht
fliehen. Endlich würde sie frei sein von ihm. Unwillkürlich schluchzend, hob
sie den Dolch und stieß ihn hinab.
     
    Ein
seltsamer Laut drang durch Conans Träume – das Schluchzen einer Frau, dachte er
verdrossen – und riß ihn aus dem Schlaf. Er sah gerade noch eine Gestalt neben
seinem Bett, einen herabsausenden Dolch, und schon rollte er zur Seite.
    Der
Dolch stach in die Matratze, wo soeben noch seine Brust gewesen war, und die
Heftigkeit dieses Stoßes warf den Angreifer auf ihn. Sofort packte er ihn – in
seiner Schläfrigkeit spürte er eine seltsame Weichheit – und schleuderte ihn
durch die Kammer. Im gleichen Augenblick sprang er aus dem Bett, faßte den
lederumwickelten Griff seines Breitschwerts und warf seine Hülle zur Seite. Da
sah er den Meuchler zum erstenmal deutlich.
    »Karela!«
rief er erstaunt.
    Die
rothaarige Schönheit erhob sich wachsam vom Boden nahe der Wand und fauchte ihn
an: »Ja! Derketo zerschmettere dir die Augen. Hätte sie dich nur einen
Herzschlag länger schlafen lassen!«
    Sein
Blick wanderte zu dem Dolch in

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