Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
»Eure sind die ersten Worte hier, die weder Hohn noch
Lügen sind.«
Iskandrian
betrachtete ihn scharf. »Täuscht Euch nicht, Conan von Cimmerien. Ihr habt den
Ruf, tollkühn und ein guter Taktiker zu sein, und wärt Ihr ein Ophite, würde
ich Euch zu einem meiner Offiziere machen. Doch leider seid Ihr ein Söldner und
Fremder obendrein. Wenn es nach mir geht, wird der Tag kommen, da Ihr Ophir in
aller Hast verlassen müßt, wollt Ihr Eure Asche nicht hier verstreut haben.« Er
drehte sich um und schritt weiter.
Auf
dem Weg zu Timeons Palast fragte sich Conan, ob er schon jemals so viele Gegner
zugleich gehabt hatte. Persönlich schien Iskandrian ihn durchaus zu mögen, aber
wenn die Chance bestand, würde er für seinen Tod sorgen. Antimides haßte ihn
aus tiefster Seele und würde ihn mit Vergnügen auf ein Bestattungsfeuer legen,
gleichgültig ob tot oder lebendig. Bei Synelle war er sich nicht so sicher. Was
sie zu wünschen vorgab, und was ihr Körper wünschte, waren ganz
widersprüchliche Dinge, und sich mit einer wie ihr abzugeben, mochte einen Mann
schnell den Kopf kosten. Karela behauptete, daß sie ihn tot sehen wollte,
allerdings hatte sie die Gelegenheit nicht genutzt, als er sie ihr gab. Doch
das bedeutete nichts. Ihre Drohungen waren jedenfalls ernst zu nehmen. Dann war
da noch diese dreifach verfluchte, gehörnte Figur. War die zweite Gruppe, die
ihn überfallen hatte, ebenso hinter ihr hergewesen wie die ersten beiden
Halunken? Wenn ja, konnte er darauf wetten, daß man es noch öfter versuchen
würde, obgleich er immer noch keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging.
Natürlich
könnte er sich dieser Gefahr entziehen, indem er sich einfach von der Statuette
trennte. Doch das erschien ihm zu sehr ein Eingeständnis von Angst, und das
gefiel ihm nicht. Wenn er erst einmal herausgefunden hatte, weshalb ihretwegen
Männer töteten und starben, würde er sich ihrer entledigen, aber es war nicht
seine Art, vor Schwierigkeiten davonzulaufen. Fast hätte er gelacht, als ihm
bewußt wurde, daß der Mord an Timeon die einzige überwundene Schwierigkeit in
letzter Zeit war.
Seine
Wachen an der weißen Säulenpforte blickten ihm erwartungsvoll entgegen. Er
lächelte ihnen beruhigend zu. »Alles in Ordnung«, versicherte er. »Wir haben
einen neuen Auftraggeber und Gold genug für die Gunst hübscher Mädchen.«
Erleichtert
schlugen die Männer einander auf die Schulter, aber als er im Palast war,
schwand sein Lächeln. Wüßten Sie nur die Hälfte von dem, was sie erwartete,
würden sie zweifellos ihre Bogen niederwerfen und sich verziehen.
»Machaon!«
rief er, daß der Name laut von den hohen Wänden hallte.
Narus,
der sich auf einer Galerie über ihm befand, brüllte herunter: »Er ist im
Garten. Wie ist es mit Antimides ausgegangen?«
»Ruf
die Männer hier zusammen!« trug Conan ihm auf und eilte weiter.
Der
tätowierte Veteran war im Garten, genau wie Narus gesagt hatte. Er saß auf
einer Bank, die Arme um ein Mädchen geschlungen. Das sieht Machaon wieder mal
ähnlich, dachte Conan belustigt, und das, obwohl der Bursche nicht gewußt
hatte, ob sie nicht jeden Augenblick aus dem Land verschwinden mußten. Endlich
einmal etwas Erheiterndes an diesem Tag.
»Laß
sie los«, sagte er. »Zum Scharmutzieren hast du spä…« Er unterbrach sich, als
das Mädchen auf die Füße sprang. Es war Julia, mit feuerrotem Kopf und heftig
atmend.
Mit
beiden Händen hob sie den Rocksaum, blickte Conan hilflos an, ehe sie die Augen
tränenfeucht Machaon zuwandte. Dann rannte sie wimmernd an dem Cimmerier vorbei
in den Palast.
Machaon
hob abwehrend die Hände, als Conan sich wütend ihm zuwandte. »Hör mich erst
einmal an, Cimmerier, ehe du herausplatzt. Sie kam zu mir, zog mich auf,
hänselte mich und forderte mich auf, sie zu küssen. Und sie versuchte auch gar
nicht wegzulaufen, als ich es tat.«
Conan
runzelte die Stirn. Er hatte sie vor einem Leben als Hure bewahrt und ihr eine
anständige Arbeit gegeben, und jetzt das! »Sie ist kein Soldatenliebchen,
Machaon. Wenn du sie magst, dann mach ihr den Hof und pack sie nicht wie eine
Schankmaid!«
»Bei
Mitra, Mann! Ihr den Hof machen? Du redest, als wäre sie deine Schwester.
Zandrus Höllen! Ich habe noch nie eine Frau gegen ihren Willen genommen!«
Der
junge Cimmerier öffnete die Lippen zu einer heftigen Antwort, aber es kam
keine. Wenn es Julias Wunsch war, zur richtigen Frau werden zu wollen, konnte
er es ihr nicht verbieten. Und Machaon war
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