Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
auf den ersten Angreifer fiel, sprang ein Mann mit gezackter Narbe
auf der linken Wange über ihn und schlug wild mit dem Schwert zu. Conan duckte
sich – pfeifender Stahl zerraufte sein dichtes Haar am Oberkopf –, und seine
eigene Klinge hieb tief in die Seite des Mannes. Mit einem gellenden Schrei
fiel der Narbengesichtige. Ein vom Boden hochgestoßenes Schwert glitt unter die
Metallblättchen von Conans Harnisch und schlitzte ihm die Haut an der Seite
auf, während des Cimmeriers Klinge in die Brust des Angreifers drang.
»Erlik
verfluche dich!« brüllte der letzte. Er war knochig und sein Gesicht
verschlagen. Bisher hatte er sich noch nicht am Kampf beteiligt, weil er später
als die anderen in das Gemach gekommen war. »Acht meiner Männer hast du
getötet! Erlik verfluche alle deines Geschlechts!« Kreischend schlug er mit der
Wildheit der Verzweiflung auf den Cimmerier ein.
Conan
wollte diesen Mann lebend haben, um ihn befragen zu können, doch in seinem
wütenden Kampf war es zu gefährlich, ihn zu lange walten zu lassen. Wahnsinn
und Furcht stierten aus den Augen in dem schwitzenden Gesicht, und er schrie
bei jedem seiner Hiebe. Dreimal kreuzten sich die Klingen der beiden Männer,
doch dann rollte der Kopf des Verschlagenen auf den Boden.
Mit
schweren Schritten hastete ein Söldnertrupp – alle Mann mit Schwertern in der
Hand – unter Machaons Führung durch die Tür. »Mitra, Cimmerier!« stieß der
Tätowierte hervor, als er das Schlachtfeld betrachtete. »Hättest du nicht
wenigstens einen für uns übriglassen können?«
»Daran
habe ich in der Eile nicht gedacht«, antwortete Conan trocken.
Julia
zwängte sich durch die Männer. Als sie die Toten sah, schlug sie entsetzt die
Hände vors Gesicht und schrie. Doch dann entdeckte sie Conan, und ihre Fassung
kehrte so schnell zurück, wie sie sie verloren hatte. »Du bist verwundet!« rief
sie. »Setz dich aufs Bett, dann kümmere ich mich um dich.«
Jetzt
erst wurde Conan sich des Brennens an seiner Seite bewußt. »Das ist bloß ein
Kratzer!« wehrte er ab. »Laß sie hinausschaffen«, wandte er sich an Machaon,
auf die Leichen deutend.
Machaon
erteilte den Befehl.
Julia
jedoch ließ sich nicht fortschicken. »Kratzer oder nicht«, sagte sie
entschieden, »wenn die Wunde nicht versorgt wird, kann sie sich entzünden und
du wirst krank. Bringt mir heißes Wasser und saubere Tücher!« rief sie über die
Schulter, während sie versuchte, Conan auf das Bett zu drücken. »Saubere! Habt
ihr gehört?« Zu jedermanns Erstaunen rannten zwei Söldner los.
Belustigt
ließ Conan ihr den Willen. Vor sich hin murmelnd, bemühte sie sich, den mit
Metallplättchen verstärkten Lederharnisch zu öffnen. Vorsichtig drückte sie das
Fleisch der langen, oberflächlichen Schnittwunde zusammen und betrachtete sie
stirnrunzelnd. Das Blut an ihren Fingern schien sie kaum zu bemerken.
»Sieht
ganz so aus, als wärst du mir wieder um eins voraus«, brummte Machaon düster,
ehe er sich abwandte.
»Was
meint er denn damit?« fragte Julia abwesend. »Nein, rede nicht, du mußt dich
eine Weile ganz stillhalten. Rippen sind nicht gebrochen, und ich brauche auch
nicht zu nähen, doch nachdem ich dich verbunden habe, mußt du aufpassen, daß du
dich nicht anstrengst – und keine heftigen Bewegungen, hörst du? Vielleicht
wenn du lie…« Erschrocken Luft holend, unterbrach sie sich. »Mitra schütze
uns! Welch Ding des Bösen ist das?«
Conan
folgte ihrem plötzlich verstörten Blick zu der Bronzefigur, die jetzt ohne Sack
auf dem Bett lag. »Ich habe sie als Geschenk für Machaon gekauft«, antwortete
er und hob sie auf. Julia wich vor ihm zurück. »Was hast du denn, Mädchen? Das
Ding ist totes Metall!«
»Ihre
Furcht ist berechtigt!« sagte Boros, der an der Tür stand. Sein Blick hing
gebannt an der Statuette wie an einem lebenden Dämon. »Es ist von größerem
Übel, als man sich vorstellen kann! Ich spüre seine Ausstrahlung bis hierher!«
»Ich
auch!« flüsterte Julia zitternd. »Es hat Schlimmes mit mir im Sinn! Ich fühle
es!«
Boros
nickte weise. »Ja, eine Frau ist dafür empfänglich. Die Riten für Al’Kiir waren
grauenvoll! Dutzende von Männern, die bis zum Tod kämpften, während die
Priesterinnen beteten – und den Überlebenden wurde das Herz bei lebendem Leib
aus der Brust gerissen! Schreckliche Folterriten gab es, bei denen die Opfer
tagelang auf dem Altar am Leben gehalten wurden und niemand auf ihre schmerz-
und grauenerfüllten Schreie
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