Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
»Julia. Aber mehr erfährst du
von mir nicht!«
Karela
zwang sich zu einem Lächeln. »Julia, Conan besitzt eine Bronzefigur, die ich
unbedingt haben muß. Ein gräßliches Ding ist es, mit Hörnern. Wenn du sie
gesehen hast, kannst du sie bestimmt nicht vergessen haben. Das könnte keine
Frau. Sag mir, wo sie ist, dann gehe ich, ohne dir etwas zu tun.«
»Ich
sage dir gar nichts!« fauchte Julia. Aber unwillkürlich hatte sie in eine Ecke
geblickt.
Dort
war nichts, jedenfalls sah Karela nichts. Trotzdem … »Nun gut, Julia, dann
werde ich sie ohne deine Hilfe finden. Aber ich muß dich fesseln – und nimm die
Warnung ernst! Wenn du dich noch einmal zu wehren versuchst oder zu fliehen,
bin ich gezwungen, dir die Klinge ins Herz zu stechen. Hast du verstanden?«
Die
Wut in Julias Gesicht war immer noch unverkennbar, doch sie nickte, allerdings
sichtlich widerstrebend.
Vorsichtig
zerschnitt Karela Julias Gewand. Das Mädchen zuckte zusammen, doch an ihrer
haßerfüllten Miene änderte sich nichts. Während Karela das Gewand in Streifen
schnitt, konnte sie nicht umhin, einen Blick auf den nackten Körper ihrer
Gefangenen zu werfen. Der Cimmerier hat schon immer eine Vorliebe für
vollbusige Frauen gehabt, dachte sie säuerlich. Aber meine Brüste sind schöner.
Doch was sollte das? Sie interessierte sich ja nicht mehr für ihn!
»Dreh
dich um«, befahl sie und stupste Julia mit einem Fuß. Als das Mädchen sich
herumrollte, fesselte Karela ihm schnell die Hände und Füße. Das Mädchen
stöhnte durch die zusammengebissenen Zähne, als sie die Bande am Nacken
zusammenknüpfte, doch die Drohung durch den Dolch genügte, daß es den Mund
hielt.
Diese
Behandlung ist gewiß nicht gerade angenehm für diese Julia, dachte Karela, aber
schließlich hatte das Mädchen ja auch ihre Frage nicht beantwortet. Sie knüllte
noch einen Streifen dicht zusammen und benutzte ihn als Knebel. Doch ehe sie
Julia in Ruhe ließ, zog sie ihren Kopf an den Haaren ein Stück hoch und blickte
ihr mit spöttischem Lächeln ins Gesicht. »Conan hat gern Frauen mit rundem
Hintern, deiner aber ist flach wie der eines Jungen!«
Julia
riß heftig an ihren Fesseln und versuchte, wütende Worte durch den Knebel
hervorzuwürgen, aber Karela beschäftigte sich bereits mit der Ecke, in die
Julia geblickt hatte. Sie war völlig leer, und weder ein Spalt im Verputz, noch
ein Stück neuer Verputz waren zu sehen, wo die Statuette hätte versteckt sein
können … Da knarrte ein Bodenbrett unter ihren Füßen, und sie lächelte.
Rasch
kniete sie sich daneben und stemmte das Brett mit ihrem Dolch hoch. Die
abscheuliche Bronzefigur lag darunter. Sehr passend, dachte sie. Sie griff nach
dem gehörnten Götzen, aber eine Handbreit davor hielten ihre Finger bebend an.
Sie konnte sich nicht dazu überwinden, es zu berühren. Das Böse, das sie schon
das erstemal in seiner Nähe gespürt hatte, drehte ihr den Magen um. Berührte
sie das Ding, würde sie sich zweifellos übergeben. Hastig holte sie sich eine
Decke vom Bett, legte sie um die Bronzefigur und hob sie damit hoch, hielt sie
aber weit von sich. Trotzdem konnte sie immer noch die Strahlen des Bösen
spüren. Aber solange sie die Figur nicht ansehen mußte, vermochte sie sich
zumindest dazu zwingen, sie zu tragen.
Am
Fenster blieb sie kurz stehen. »Dank Conan für mich«, sagte sie zu dem sich
windenden Mädchen. »Sag ihm, ich danke ihm für fünfhundert Goldstücke.«
Sie
schwang sich aus dem Fenster und kletterte über die Kisten hinunter. In der
Gasse versteckte sie die deckenverhüllte Statuette in einer der Kisten auf dem
Karren. Sie staunte selbst, welche Erleichterung sie empfand, sie nicht mehr
halten zu müssen.
»Wir
treffen uns in einer Glasumdrehung bei den Carella-Stallungen«, sagte sie zu
dem schnurrbärtigen Zamorier.
Als
sie wieder mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze auf die Straße zurückkehrte,
blickte sie bedauernd zur Sonne hoch. Zu dumm, daß es für heute bereits zu spät
war, einen ihrer Männer vor das Tor des Königspalasts zu schicken. Aber morgen
würde sie das Zeichen geben, und bei Sonnenuntergang würde sie ihre fünfhundert
Goldstücke bekommen. Wie sehr sie sich wünschte, sie könnte des Cimmeriers
Gesicht sehen, wenn er erfuhr, wieviel er verloren hatte.
15.
Mit
flatterndem Silberhaar und aufgeschlitztem Rock raste Synelle durch die breiten
Korridore ihres palastähnlichen Hauses, ohne auf die erschrockenen Aufschreie
ihrer Diener und Sklaven
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