Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
Bettler.«
Taurianus
brummte etwas Unverständliches vor sich hin, aber er beklagte sich nicht mehr
laut.
»Da
ist Antimides’ Palast!« sagte Machaon plötzlich. Er blickte stirnrunzelnd auf
den langgestreckten Bau aus Alabaster und Marmor mit seiner goldenen Kuppel.
»Ich sehe keine Wachen. Das gefällt mir nicht, Cimmerier.«
Antimides’
Palast war der zweitgrößte in Ianthe nach dem Königspalast. Er prangte mit
Säulenhallen, Terrassen und Spitztürmen und einer breiten Freitreppe, die von
der Straße hochführte. Keine Wächter säumten diese Treppe, und ein Flügel der
gewaltigen Bronzetür stand offen.
Vielleicht
eine Falle? dachte Conan. Hatte Antimides bereits von dem Fehlschlag seiner
Leute gehört? Hatte er seine Wächter alle im Innern um sich geschart? Das wäre
töricht und von einem fähigen Wachhauptmann abgelehnt worden. Aber ein so
einflußreicher Edler mit Antimides’ Hochmut mochte den Befehlshaber seiner
Palastwache schon längst völlig von seinem eigenen Willen abhängig gemacht
haben und vielleicht so, daß dieser damit zufrieden war.
Er
drehte sich im Sattel um und musterte seine Leute. Die sieben, außer Machaon
und Narus, die mit ihm aus Nemedien gekommen waren, gehörten dazu. Sie waren
ihm lange und treu gefolgt.
Lange
und hart hatte er gekämpft, bis er seine Kompanie aufgebaut und zu dem gemacht
hatte, was sie jetzt war, aber seine Anständigkeit ließ ihn sagen: »Ich weiß
nicht, wie viele Männer wir gegen uns haben werden. Falls einer von euch sich
zurückziehen möchte, so ist jetzt noch Zeit dazu.«
»Red
keinen solchen Unsinn!« brummte Machaon. Taurianus öffnete den Mund, schloß ihn
jedoch wieder, ohne etwas gesagt zu haben.
Conan
nickte. »Vier Männer bleiben bei den Pferden!« befahl er, als er absaß.
Entschlossenen
Schrittes stiegen sie die weiße Marmortreppe hoch und zogen ihre Schwerter.
Conan trat durch die offene Tür, in deren breite Bronzeflügel riesig groß
Antimides’ Wappen gehämmert war. Er kam in eine lange Halle mit hohem Gewölbe,
von der eine breite Alabastertreppe hochführte zu einem säulengetragenen Balkon
rund um die Halle.
Eine
vollbusige Magd in einfachem grünen Kittel, der ihre hübschen Beine bis weit
über die Oberschenkel frei ließ, eilte mit einem großen Sack über der Schulter
aus einer Seitentür. Beim Anblick der in den Palast eindringenden Gerüsteten
stieß sie einen Schreckensschrei aus. Sie ließ den Sack fallen und rannte
schreiend den Weg zurück, den sie gekommen war.
Narus
betrachtete nachdenklich die goldenen Kelche und Silberplatten, die aus dem
Sack gerollt waren. »Was meint ihr, was hier vorgeht?«
»Antimides
flieht vor unserem gerechten Zorn?« vermutete Machaon hoffnungsvoll.
»Wir
können es uns nicht leisten, ihn entkommen zu lassen«, brummte Conan. Er konnte
sich nicht vorstellen, daß der Graf tatsächlich seinen Palast aufgab, aber
etwas stimmte hier nicht. »Verteilt euch! Findet ihn!« befahl er.
Wachsam,
das Schwert gezückt, machten sie sich auf die Suche. Zu viele Schlachten hatten
sie geschlagen, in zu viele Fallen hatte man versucht sie zu locken, so war
Vorsicht zu ihrer zweiten Natur geworden. Das Überleben eines Söldners hing
davon ab, daß er immer kampfbereit war – in jedem Augenblick.
Die
Gemächer eines Lords befinden sich bestimmt im ersten Stock, dachte Conan. Er
rannte die Wendeltreppe hoch.
Gemach
um Gemach suchte er ab, ohne jemanden, weder lebend noch tot, zu entdecken.
Überall jedoch fand er Spuren eines hastigen Aufbruchs und des Wunsches, alles
Wertvolle mitzunehmen. Es war unschwer zu erkennen, wo bisher kostbare Teppiche
an den Wänden gehangen und auf den Fußböden gelegen hatten. Manche Tische waren
umgekippt, und das, was auf ihnen gestanden haben mußte, war verschwunden.
Goldene Lampen, die nicht so richtig nachgegeben hatten, waren halb aus ihren
Wandhalterungen gerissen. Merkwürdigerweise wiesen alle Spiegel ein Netz von
Sprüngen auf.
Mit
dem Schwert stieß Conan eine weitere Tür auf und blickte in ein Gemach, das
offenbar unberührt geblieben war. Die Möbelstücke standen an ihrer
ursprünglichen Stelle. Goldene Schalen und silberne Vasen waren ordentlich an
ihrem Platz, und Teppiche mit Szenen aus Ophirs heroischer Vergangenheit hingen
an den Wänden. Der eine Spiegel in dem Raum war allerdings genauso zersprungen
wie alle bisherigen. Vor ihm stand ein kunstvoll geschnitzter Sessel, mit dem
hohen Rücken zur Tür, und der goldbestickte weite Ärmel
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