Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
konntet.« Er legte den Kopf leicht zurück, um zu trinken.
»Er wagte es, mich so zu
beschreiben? Eine gute Bogenschützin?« Sie zischte die Worte, aber errötet war
sie bei der Erwähnung der ›betörenden Schönheit und aufregenden Figur‹, und als
er von den grauen Augen sprach, hatte sie die Fäuste geballt. »Ich hoffe, Ihr
habt diesen Eldran in Ketten gelegt, und seine Begleiter ebenso. Ich … ich
habe Grund zur Annahme, daß sie Räuber sind.«
Conan grinste offen. Sie mochte
es gar nicht, wenn sich ihr jemand überlegen fühlte.
»Das habe ich nicht«, antwortete
Zathanides und warf Tamira den leeren Kelch zu. »Er schien zu sein, was er
behauptete, und er war allein, so ließ ich ihn seines Weges ziehen. Jedenfalls
solltet Ihr ihm dankbar sein, daß er Euch das Leben rettete, Jondra. Die
Kezankier sind kampfesdurstig, und hier ist nicht der richtige Ort für einen
Eurer kleinen Ausflüge. Ich gebe Euch ein paar Mann mit, die dafür sorgen
werden, daß Ihr sicher nach Shadizar zurückkommt.«
»Ich bin kein Kind, das sich
bevormunden läßt!« rief Jondra hitzig.
Die Augen des Generals
bewunderten ihre Figur, und er antwortete bedächtig. »Ein Kind seid Ihr
wahrhaftig nicht, Jondra. Aber hierbleiben könnt Ihr nicht.«
Jondras Blick huschte zu Conan.
Plötzlich wurde ihre Haltung weicher, und ihre Stimme klang sinnlich. »Nein,
ich bin kein Kind, Zathanides. Vielleicht könnten wir uns über meine Pläne noch
unterhalten. Allein in meinem Zelt?«
Das Staunen in Zathanides’ Augen
wich einem erwartungsvollem Aufblitzen. »Gewiß doch«, sagte er mit öligem
Lächeln. »Besprechen wir Eure Pläne.«
Auf Arvaneus’ Gesicht stritten
sich Verzweiflung und Wut, als er dem Paar nachsah, das in dem scharlachroten
Zelt verschwand. Conan hob lediglich eine Handvoll Steinchen auf und warf eines
nach dem anderen den Hang hinunter. Telades kauerte sich neben ihn.
»Noch mehr Schwierigkeiten,
Cimmerier«, sagte der Kahlgeschorene. »Und ich frage mich, ob du das überhaupt
wert bist.«
»Was habe ich damit zu tun?«
fragte der Cimmerier kalt.
»Sie macht es doch nur
deinetwegen, du törichter Nordmann.«
»Sie selbst trifft ihre Wahl.«
Er dachte nicht daran zuzugeben, daß ihm ihr Flirten mit Zathanides gar nicht
gefiel. »Sie ist nicht die erste, die ihren Mann nach Reichtum und Rang
aussucht.«
»Aber sie ist keine gewöhnliche
Frau. Ich diene ihr seit meiner Kindheit, und ich sage dir, du bist der erste,
den sie in ihr Bett ließ.«
»Ich weiß«, knirschte Conan. Er
war es nicht gewöhnt, daß Frauen ihn zur Seite schoben und einen andern
vorzogen. Ihm gefiel weder die Tatsache, noch wollte er darüber sprechen.
Der Schrei einer Frau erklang
aus dem Zelt, und der Cimmerier warf einen weiteren Stein. Die Spannung wich
aus seinem Gesicht, und ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen.
Arvaneus machte einen Schritt auf das Zelt zu, dann blieb er unentschlossen
stehen. Tamira, die vor dem Zelt kniete, warf Conan einen verzweifelten Blick
zu. Alle anderen schienen wie erstarrt zu sein. Da zerriß ein zweiter Schrei
die Luft.
Telades sprang auf, aber Conan
hielt ihn am Arm zurück. »Ich werde nachsehen, ob sie Hilfe braucht«, sagte er
ruhig und ließ den Rest der Steine fallen. Entgegen seines ruhigen Tons machte
der Cimmerier jedoch Riesenschritte, und ehe er das Zelt erreichte, rannte er.
Als er die Zeltklappe zurückriß
und ins Zelt stürmte, sah er, daß er keine Fragen zu stellen brauchte. Jondra
lag um sich schlagend auf den Kissen. Ihr scharlachrotes Gewand war über die
wohlgerundeten Hüften gezogen, und Zathanides lag halb auf ihr. Er fummelte an
seiner Reithose und bedeckte Jondras Gesicht mit Küssen, ohne darauf zu achten,
daß ihre Fäuste auf seinen Rücken und die Seiten hämmerten.
Mit einem Fluch packte Conan den
Mann am Halsausschnitt seines vergoldeten Kettenhemds und in Gesäßhöhe an der
Hose und schwang ihn hoch in die Luft. Zathanides schrie auf, dann fluchte er,
wehrte sich und versuchte, sein Schwert zu ziehen, aber der riesenhafte
Cimmerier trug ihn mühelos zum Eingang und warf ihn wie einen Sack aus dem
Zelt.
Conan brauchte nur einen
Augenblick, um sich zu vergewissern, daß Jondra unverletzt war. Ihr Geschmeide
lag auf den Kissen, und ihr Gewand war an der Schulter aufgerissen, aber sie
schien weit wütender als sonst etwas zu sein, als sie auf die Füße kam und
hastig das Gewand über die Knie zog. Conan folgte Zathanides ins Freie. Der
General hatte
Weitere Kostenlose Bücher