Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
für den
Aufbruch. Tamira war nirgendwo zu sehen. Doch das mochte bedeuten, dachte er,
daß er noch nicht zu spät kam.
Er wußte, wie er es angestellt
hätte, ins scharlachrote Zelt zu gelangen, um die Rubine zu stehlen, während
das ganze Lager aufgescheucht war. Ein Blick verriet ihm, daß niemand ihn
beobachtete, so huschte er hinter Jondras Zelt. Ein langer Schlitz war hier durch
den dicken Stoff geschnitten. Er zog ihn einen Spalt auseinander und spähte
hinein. Tamira kniete zwischen den Kissen und zog gerade mit einem gedämpften
Lachen die Halskette unter einem hervor. Das Krönchen hielt sie bereits in der
andern Hand.
Lautlos glitt Conan durch den
Schlitz. Tamira wurde erst auf ihn aufmerksam, als seine Hand sich um ihren
Mund schloß. Der freie Arm legte sich um sie, drückte ihre Arme an ihre Seiten
und hob sie hoch, ehe sie auch bloß unter seiner Hand keuchen konnte. Wie er sah,
hatte sie das Geschmeide fallenlassen, aber damit war der Frieden schon vorbei.
Tamira wand sich in seinem Griff, trat mit den Füßen nach seinen Schienbeinen
und biß so gut sie konnte. Da näherten sich zu allem Überfluß Schritte dem
Zelt.
Mit einer unterdrückten
Verwünschung hastete Conan mit seiner sich wehrenden Last durch den Schlitz.
Doch auch hinter dem Zelt durfte er nicht anhalten, falls jemand es betrat, und
auch nicht, da Tamira zweifellos schreien und behaupten würde, er hätte das
Geschmeide stehlen wollen. Lautlos fluchend kletterte er den steinigen Hang
abwärts, bis er ein Gestrüpp fand, das Sichtschutz vom Lager bot. Dort
versuchte er das Mädchen abzusetzen, aber sie trat ihm heftig gegen den
Knöchel, Steine rollten unter seinem Fuß. Er rutschte und fiel geradewegs auf
Tamira, der durch die Wucht des Aufpralls die Augen herauszuspringen drohten.
»Du … Tölpel!« keuchte sie,
nach Atem schnappend. »Wolltest du mir die Rippen brechen?«
»Ich habe mich ja nicht selbst
gegen den Knöchel getreten«, knurrte er. »Ich dachte, wir hätten ausgemacht,
nachts gemeinsam aufzubrechen. Was hattest du in Jondras Zelt zu suchen?«
»Wir sprachen nicht von den
Rubinen«, fauchte sie. »Ich habe meine Pläne, was sie betrifft, nicht geändert,
auch wenn du es hast. Vielleicht«, fuhr sie giftig fort, »findest du das, was
Jondra dir gibt, wertvoller als das Geschmeide, aber da ich kein Mann bin, sehe
ich das wohl doch anders.«
»Laß Jondra aus dem Spiel«,
schnaufte er. »Und lenke nicht vom Thema ab. Du hast dir ja bereits ein Pferd
ausgewählt.«
Tamira wich seinem Blick aus.
»Ich wollte bereit sein«, murmelte sie, »für die Nacht.«
»Glaubst du, ich bin ein Narr,
daß ich dich für so dumm halte? Bis zum Abend wäre der Sattel längst jemandem
aufgefallen, das weißt du genau. Aber wenn jemand die Rubine stehlen wollte und
gleich damit verschwinden … Hast du vielleicht das auch geplant, hm?«
»Sie hätten nicht dich dafür
verantwortlich gemacht«, murmelte sie in fast entschuldigendem Ton. »Jondra
würde dir nicht böse sein, wenn sie die Rubine in deinem Beutel fände. Und
selbst wenn, hättest du weniger von ihr zu befürchten als ein anderer.«
»Jondra. Immer Jondra! Was geht
es dich an, wessen Bett ich teile? Wir sind keine Liebenden, du und ich.«
Tamiras große braune Augen
wurden noch weiter. Ihr Gesicht färbte sich tiefrot, und ihr Mund zuckte, ehe
sie endlich wieder einen Laut herausbrachte. »Das sind wir ganz sicher nicht!«
keuchte sie. »Wie kannst du es wagen, so etwas auch nur anzudeuten! Laß mich
hoch! Geh von mir herunter, du Tölpel! Laß mich hoch, sage ich!« Ihre kleinen
Fäuste hämmerten bei jedem Wort auf ihn ein, doch plötzlich waren ihre Finger
in seinem Haar, und sie preßte die Lippen auf seine.
Conan blinzelte überrascht, dann
erwiderte er ihren Kuß mit gleicher Heftigkeit. »Bilde dir aber ja nicht ein,
daß du mich dadurch zum Bleiben bringen kannst«, sagte er, als sie beide Luft
holen mußten. »So ein Tor bin ich nicht!«
»Wenn du aufhörst«, stöhnte sie,
» bist du einer!«
Conan bewies ihr, daß er keiner
war, und gab sich ganz der unerwarteten Freude des Augenblicks hin.
13.
Ich bin kein Tor, sagte Conan
sich wieder, während er sein Pferd einen namenlosen Berg am Rand des
Kezankiangebirges hochlenkte. Wenn er sich das immer wieder sagte, würde er
sich vielleicht doch noch selbst überzeugen. Vor und hinter ihm erstreckte sich
der Jagdzug. Alle waren beritten, und viele führten Packpferde neben ihren
Tieren her. Immer tiefer
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