Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
sich auf ein Knie erhoben, sein Mund war zornverzerrt, und er riß
das Schwert aus der Scheide, als der Cimmerier auf ihn zukam. Conans Fuß
schnellte vor. Die Klinge mit dem edelsteinbesetzten Griff flog durch die Luft.
Zathanides japste und umklammerte sein Handgelenk. Er verstummte, als ihm Conan
die Schwertspitze an den Hals drückte.
»Halt!« schrie Jondra. »Steck
dein Schwert ein, Conan.«
Der Cimmerier senkte die Klinge,
schob sie jedoch nicht in die Scheide. Jondra war angegriffen worden, nicht er,
so war es an ihr zu bestimmen, was mit Zathanides geschehen sollte. Aber er
würde jedenfalls das Schwert nicht einstecken, ehe der Mann tot war oder das
Lager verlassen hatte.
»Ich hole mir deinen Kopf,
Barbar!« knurrte der General, als er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht erhob.
»Einen Lord von Zamora greift man nicht ungestraft an.«
»Eine Lady von Zamora
genausowenig!« warf Jondra nun ein. »Hütet Euch, Zathanides, denn Ihr und Conan
werdet dasselbe Geschick erleiden … und welches, hängt von Euch ab.«
Zathanides’ dunkle Augen drohten
schier aus den Höhlen zu quellen, und Speichel sickerte aus seinen Mundwinkeln.
»Klag mich an, wessen du willst, du Halbblut von einer brythunischen Hure.
Glaubst du vielleicht, es gibt auch nur einen in Zamora, der nicht die
Geschichten über dich gehört hat? Daß du jeden Mann erst im Bett versuchst, ehe
du ihn als Jäger anstellst! Wer würde glauben, daß ich eine solche Schlampe
anrührte …«
Er wich hastig einen Schritt
zurück, als Conan das Schwert erneut hob, aber Jondra packte des Cimmeriers
Arm, obgleich ihre beiden Hände ihn kaum umfassen konnten. »Halt, Conan«,
befahl sie mit leicht zittriger Stimme. »Trefft Eure Wahl, Zathanides!«
Finsteren Gesichts rieb sich der
General den Speichel vom Kinn und nickte ruckhaft. Unwillkürlich kehrte er
wieder zu der höflicheren Anrede zurück. »Ihr seid es, die die Wahl getroffen
hat, Jondra. Behaltet Euren Barbarenliebsten. Reitet meinetwegen auch in die
Berge, und sucht Euch dort einen Wilden.« Er stapfte zu seinem kostbaren
Schwert, hob es auf und stieß es heftig in die Scheide. »Es ist mir egal, und
wenn Ihr geradewegs in Zandrus neunte Hölle reitet!«
Befriedigung vermischte sich mit
Conans Grimm, als er dem General nachblickte, der mit steifem Rücken zu seinem
Pferd schritt. Zathanides mochte es zwar durchaus recht sein, wenn Jondra etwas
zustieß, aber zu viele seiner Soldaten wußten, daß er sie gefunden hatte. Die
versuchte Vergewaltigung konnte möglicherweise vertuscht werden – vor allem,
wenn die anderen Edlen von Jondra dachten wie der General –, aber daß es ihm
nicht gelungen war, eine Frau davon abzuhalten, in die Berge zu reiten, würde
ein schlechtes Licht auf seine Männlichkeit werfen. Zumindest schloß der
Cimmerier, daß ein Mann wie Zathanides es so sehen würde. Conan wäre bereit,
darauf zu wetten, daß schon morgen ein größerer Trupp Soldaten mit dem Befehl
ankommen würde, den Jagdzug nach Shadizar zurückzugeleiten, ohne Rücksicht auf
Jondras Wünsche.
Als Zathanides und sein Standartenträger
den Hügel hinuntergaloppierten, kam Arvaneus gleichermaßen zögernd wie arrogant
zum roten Zelt. »Meine Lady«, sagte er heiser, »wenn Ihr befehlt, werde ich
meine Männer mitnehmen und dafür sorgen, daß Lord Zathanides die Nacht nicht
überlebt.«
»Wenn ich es befehle«,
entgegnete Jondra in eisigem Ton, »wirst du heimlich des Nachts zu Zathanides
schleichen und ihn ermorden. Conan wartete nicht auf meinen Befehl. Er forderte
Zathanides offen heraus, ohne Furcht vor den Folgen.«
»Meine Lady, ich … ich würde
für Euch sterben. Ich lebe nur für Euch.«
Jondra wandte dem von
Leidenschaft bewegten Jäger den Rücken zu. Ihr Blick ruhte auf Conans breiter
Brust, als fürchtete sie sich davor, ihm in die Augen zu sehen. »Es wird
allmählich zur Gewohnheit, daß du mich rettest«, sagte sie weich. »Ich sehe
keinen Grund, weshalb wir weiterhin getrennt schlafen sollten.« Arvaneus
knirschte hörbar mit den Zähnen.
Conan schwieg. Wenn er sich in
Zathanides nicht täuschte, sollte er lieber schon in dieser Nacht nicht mehr im
Lager sein, denn zweifellos beinhalteten des Generals Befehle, einen großen
Nordmann umgehend zu töten. Außerdem war da sein Plan, heute nacht mit Tamira
loszureiten. Jondras Bett zu verlassen, würde Erklärungen erfordern, die er
nicht geben wollte.
Die schöne Edle holte zitternd
Luft. »Ich bin keine Schankdirne, mit der man
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