Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Er fand, daß sie schmutzige Tiere
waren, sowohl was ihren Geruch als auch ihre Angewohnheiten anbelangte, und
außerdem hielt er sie für unzuverlässig. Er jedenfalls zog ein Pferd vor, ja
sogar ein Maultier.
»Stinkendes
Vieh«, brummte Hordo und klatschte einem Kamel auf die Flanke, damit es ihn
vorbeiließ. Der Staub, den das Tier dabei aufwirbelte, reizte den Einäugigen
zum Husten, als er zu seinem eigenen Reittier trat. »Und schmutzig obendrein.«
»Hast
du gesehen, welche Ware sie tragen?« fragte Conan ihn leise.
»Jedenfalls
keine Truhen, wenn du das meinst. Wir werden heute morgen den Fluß überqueren.«
»Sieh
dir das Zeug an, Hordo. Es sind Teppiche, Behänge und Samt, genau wie der
Khitaner sagte. Aber der Wert, Hordo.« Der riesenhafte Cimmerier war lange
genug Dieb gewesen, um zu erkennen, was sich zu stehlen lohnte und was nicht.
»Die ganze Ware ist dritter Wahl, nicht besser. Ich halte sie nicht für wert
genug, nach Arenjun gebracht zu werden, geschweige denn den weiten Weg nach
Vendhya.«
»Entfernung
und Seltenheit erhöhen den Wert«, erklärte Kang Hou, der in Filzschuhen
ungehört herbeigekommen war. Seine Hände hatte er in die weiten Ärmel seines
blaßblauen Samtgewands geschoben, das mit fliegenden Schwalben bestickt war.
»Es ist offenbar, daß Ihr kein Kaufmann seid, Patil. Die Teppiche aus
Iranistan, die in Turan kaum Gewinn bringen würden, lassen sich in Vendhya um
das Fünfzigfache ihres Einkaufspreises verkaufen. Und glaubt Ihr vielleicht,
die kostbarsten vendhyanischen Teppiche werden nach Turan ausgeführt? O nein, die
schmücken die Paläste vendhyanischer Edler. Doch ein weit höherer Preis ist für
einen Teppich zweiter Wahl in Aghrapur zu bekommen, als für einen erster Wahl
in Ayodhya.«
»Es
stimmt, ich bin kein Kaufmann«, bestätigte Conan und führte den Bhalkhana-Rappen
von den noch angepflockten Pferden rückwärts weg. »Aber ich möchte Vendhya
nicht weniger schnell erreichen als Ihr. Entschuldigt mich, Kang Hou, ich will
mich erkundigen, wann die Karawane weiterzieht. Und sehen, was ich sonst noch
herausfinden kann«, fügte er nur für Hordos Ohr hinzu.
Conan
ritt langsam durch das Karawanenlager. Zwar war er wirklich in Eile
weiterzukommen, aber ebenso wollte er sich hier umschauen. Vielleicht entdeckte
er Truhen, wie sie üblicherweise zur Beförderung von Tee benutzt wurden.
Im
Grund genommen waren es drei Lager, die allerdings dicht beisammen waren, und
das Ganze war noch größer, als Conan angenommen hatte. Vierzig und drei
Kaufleute mit ihrem Begleitpersonal ergaben schon nahezu die tausend Mann, die
er als Stärke der gesamten Karawane gerechnet hatte. Leute aller Länder
bemerkte er: Vendhyaner und Khitaner, Zamorier und Turaner, Kothier und
Iranistanier. Alle waren eifrig beschäftigt. Die Zelte wurden abgebaut; Ballen,
Kisten und Körbe auf Kamele und Maultiere geladen. Und die Kaufleute
überwachten nicht nur alles, sie musterten auch heimlich die Ware der anderen
und fragten sich, ob sie bessere Geschäfte gemacht hatten oder etwa gar
beabsichtigten, sie auf denselben Märkten abzusetzen wie sie. Auch Conan selbst
wurde mißtrauisch beobachtet, und mehr als ein Kaufmann rief hastig nach seinen
Wächtern, als der riesenhafte Cimmerier vorbeiritt.
Das
zweite Lager war das der vendhyanischen Edlen, die den Wazam nach Aghrapur
begleitet hatten, und es war ungewöhnlich genug, um einen zweiten Blick darauf
zu werfen, selbst wenn die Truhen sich nicht dort befanden. Man konnte fast
meinen, man befände sich auf einem Jahrmarkt, denn gut ein halbes Tausend Leute
standen und spazierten um die farbenfroh gestreiften und mit bunten Wimpeln
verzierten Zelte herum, die turbantragende Diener gerade abzubauen begannen.
Auch hier fanden sich Menschen vieler Länder, doch bei ihnen handelte es sich
hauptsächlich um Gaukler, die Dutzende Bälle gleichzeitig jonglierten; um
Seiltänzer und Akrobaten; um herumwandernde Musikanten. Auch ein Bär war zu
sehen, der nach Flötenklängen tanzte. Männer mit kleinen runden Kappen,
wallenden Gewändern und langen Bärten schritten würdevoll durch diesen
scheinbaren Jahrmarkt, als gäbe es ihn überhaupt nicht, und unterhielten sich
zu zweien und dreien. Conan sah jedoch auch zwei, die sich gegenseitig
Beleidigungen an den Kopf warfen und von einem Mann mit nacktem Oberkörper und
geölten, strotzenden Muskeln auseinandergehalten wurden.
Das
dritte Lager war bereits abgebrochen und das meiste davon zum Fluß
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