Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Die Verschleierte folgte ihr dichtauf.
Hinter
Hordo trieben Kang Hous Diener mit Hilfe der Schmuggler des Kaufmanns Kamele an
Land. Eines der buckligen Tiere kniete am Ufer, während Hasan und Shamil eifrig
Chin Kou und Kuie Hsi in die überdachten Kajawahs halfen, die wie
Sattelkörbe an des Kamels Seiten hingen.
»Hübsches
Ding«, murmelte Hordo, der Vyndra nachblickte. »Reitet auch ganz gut.« Er
schaute sich um, ob sie allein waren, und senkte die Stimme: »Hast du die
Truhen entdeckt?«
Conan
schüttelte den Kopf. »Aber sie sind hier. Jemand hat versucht, mich umzubringen.«
»Immer
eine angenehme Weise, den Tag zu beginnen«, sagte Hordo trocken. »Weißt du
überhaupt etwas Neues?«
»Drei
Männer versuchten mich als Spion anzuwerben, und das ›hübsche Ding‹ will mich
für ihre Menagerie.«
»Deinem
Humor kann ich nicht folgen, Cimmerier.«
»Außerdem
fand ich heraus, daß ich meine Augen einem Dämonenvater zu verdanken habe und
daß Vendhya ein einziges Irrenhaus ist.«
Der
Einäugige schwang sich in den Sattel. »Das erstere habe ich dir selbst schon
einmal gesagt. Und das letztere ist altbekannt. Ah, es sieht so aus, als
brächen wir endlich auf.«
Des
Wazams Trupp – Conan erinnerte sich, daß Torio gesagt hatte, er müsse immer der
vorderste sein – setzte sich südsüdostwärts in Bewegung, mit den berittenen
Lanzenträgern in Zweierreihen zu beiden Seiten. Karim Singh wurde von vier
Pferden in einer reichverzierten Sänfte aus Ebenholz und Gold getragen. Ein
gewölbter Baldachin aus glänzend weißer Seide diente als Sonnendach, und feine
Goldschleier hingen an den Seiten. Kandar ritt neben der Sänfte und lehnte sich
aus dem Sattel; er sprach sichtlich eindringlich mit dem Mann im Innern.
»Wenn
sie versucht haben, dich umzubringen«, meinte Hordo, »mußt du sie zumindest in
Aufregung versetzt haben.«
»Kann
schon sein«, brummte Conan. Er nahm den Blick von des Wazams Sänfte. »Schließen
wir uns Kang Hou und den andern an, Hordo. Wir haben noch einen weiten Weg vor
uns, ehe es dunkel wird.«
13.
Für
manches waren die Nacht und die Tiefe der Erde erforderlich, denn einiges
ertrug weder das Tageslicht noch offenen Himmel. Wie so oft das Nachts hielt
sich Naipal auch heute in seinem grauen Gewölbe tief unter dem Palast auf. Die
Luft roch nach Schwarzer Magie, es war der unangenehm süßliche Geruch von
Moder, vermischt mit dem unbeschreiblichen, aber unverkennbar höllischen des
Bösen. Dieser Geruch haftete an Naipal, was vor seiner letzten Tat in dieser
Kammer nicht der Fall gewesen war. Aber es fiel ihm nicht auf, und selbst wenn
er es bemerkt hätte, wäre es ihm gleichgültig gewesen.
Er
betrachtete nachdenklich den wiederbelebten Krieger, der reglos wie Stein an
der gleichen Stelle stand, die er ihm in der vergangenen Nacht angewiesen
hatte. Dann wanderte des Zauberers Blick zu seinem Werktisch und hastig über
die Elfenbeinschatulle zu den Kristallgefäßen. In ihnen befanden sich die fünf
Zutaten, die er zur Wiederbelebung benötigte, und zwar die ganze Menge, die er
besaß. In König Orissas Grabpalast unter der verlorenen Stadt Maharashtra
standen zwanzigtausend todlose Krieger, eine unsterbliche Armee, die alles zu
erobern vermöchte. Und er vermochte höchstens zwanzig ins Leben zu rufen.
Mit
gefletschten Zähnen stapfte er hin und her. Die Magier alter Zeit, die Orissas
Grabgewölbe hergerichtet hatten, hatten auch des Herrschers Befehl gehorcht,
ihm eine ewige Leibgarde mitzugeben. Doch diese Magier scheuten die Folgen,
falls diese Leibgarde je geweckt würde, und so planten sie gut. Nur eine der
fünf Zutaten war in Vendhya zu finden. Die anderen, die die Magier
hauptsächlich deshalb gewählt hatten, weil sie wenig für Zauberei benutzt
wurden, waren in Ländern zu bekommen, die für Vendhya, selbst zweitausend Jahre
später, kaum mehr als Sagen waren. Natürlich hatte er seine Vorbereitungen
getroffen, aber was nützte das, wenn das Unheil bereits über seinem Haupt schwebte?
Mit
Gewalt lenkte er den Blick zu der Elfenbeinschatulle. Unwillkürlich ballte er
die Fäuste und funkelte sie an, als wollte er sie zerschmettern, und er war
sich nicht sicher, ob er das nicht wirklich wollte. Letzte Nacht war er aus der
Kammer geradezu geflohen, und während er sich durch die Korridore seines
eigenen Palasts stahl, sagte er sich immer wieder, daß es nicht die lähmende
Furcht war, die zu ihm zurückkehrte. Nein, sie hatte er besiegt. Er
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