Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
befolgt
worden, und er konnte Mißerfolge nicht dulden.
»Erneut
die Frage: warum?«
»Bei
der Kunst des Blickes in die Zukunft bleiben häufig Einzelheiten offen, Eure
Exzellenz. Nur eines vermag ich mit Sicherheit zu sagen: Jeder Tag, ja jede
Stunde, die diese Männer länger leben, erhöht die Gefährdung Eurer Aussicht auf
den Thron, Eure Exzellenz.« Der Zauberer machte eine Pause und wählte seine
Worte mit größter Sorgfalt. »Da ist noch etwas, Eure Exzellenz. In diesen
scheinbaren Seidenballen der vendhyanischen Kaufleute befinden sich Truhen, die
mit Blei versiegelt sind. Sie müssen mir mit ungebrochenen Siegeln überbracht
werden. Und ich muß hinzufügen, daß letzteres für Eure Thronbesteigung wichtiger
ist als alles, was wir bisher getan haben. Die Truhen müssen mich mit
unbeschädigten Siegeln erreichen.«
»Meine
Thronbesteigung«, sagte Karim Singh ungläubig, »hängt von Truhen ab, die Ihr
erhalten müßt? Truhen, die mit der Karawane befördert werden, mit der ich
reise? Truhen, von denen Ihr vor einer kurzen Weile gar nichts wußtet?«
»Bei
Asura, so ist es«, versicherte ihm Naipal. »Bei meiner Seele.« Das war ein
Schwur, den er unbedenklich machen konnte, denn seine Seele gehörte schon lange
nicht mehr ihm.
»Nun
gut. Diese Männer werden tot sein, ehe die Sonne wieder aufgeht. Und die Truhen
werden zu Euch gebracht werden. Friede sei mit Euch.« Das Silberglöckchen in
dem grauen Gewölbe klingelte gleichzeitig mit dem in des Wazams so fernen Zelt,
und das Bild im Spiegel verwandelte sich und wurde wieder zu Naipals.
»Und
Friede sei mit dir, du ausgezeichnetster aller Narren«, murmelte der Zauberer.
Er
betrachtete seine Handflächen. Immer noch glitzerte Schweiß auf ihnen. So viele
neue Fragen. Aber der Tod würde für die Antworten sorgen. Lächelnd wischte er
sich die Hände am Gewand ab.
14.
Hunderte
von Lagerfeuern zwischen tausend Zelten verdrängten die Dunkelheit der
pechschwarzen Nacht. Auch in vielen Zelten brannte Licht, und der flackernde
Schein der Lampen warf tanzende, geheimnisvolle Schatten an die Wände aus Seide
oder Baumwolle und machte sie durchscheinend. Zitherklänge hingen in der Luft,
genau wie der Duft von Zimt und Safran vom soeben beendeten Nachtmahl.
Conan
näherte sich Vyndras Zelt mit einer Unsicherheit, die ihm ungewohnt war. Den
ganzen Tagesritt war er ihr aus dem Weg gegangen, oder vielmehr, er war bei
Kang Hous Kamelen geblieben, statt nach ihr zu sehen, obwohl ihm das gar nicht
so leicht gefallen war. Natürlich war es möglich, daß sie ihn nur als
Schaustück für ihre hochgeborenen Freunde in Ayodhya wollte, denn Barbaren mit
so eigenartigen Augen waren selten. Andererseits aber betrachtete man seltene
Schaustücke nicht so aufreizend unter gesenkten Wimpern. Auf jeden Fall war sie
schön und er jung, und deshalb kam er ihrer Aufforderung nach.
Als
er geduckt unter der Zeltklappe hindurchstieg, hatte er Alynas Augen vor sich,
denn sie waren immer noch das einzige Unbedeckte an ihr. »Deine Gebieterin«,
begann er und unterbrach sich bei dem Blick mörderischer Wut in ihren Augen.
Doch
so schnell, wie dieser Blick gekommen war, verschwand er, und sie bat ihn mit
tiefer Verneigung einzutreten. Auch dieses Zelt, obgleich kleiner als Karim
Singhs, war mit Seidenvorhängen aufgeteilt.
In
der mittleren, gemachähnlichen Abtrennung, wo dicke, wertvolle vendhyanische
Teppiche am Boden lagen und goldene Lampen herumstanden, wartete Vyndra bereits
auf ihn. »Ich freue mich, daß Ihr gekommen seid, Patil.«
Conan
biß hastig die Zähne zusammen, um nicht den Mund weit aufzureißen. Immer noch
schmückten Gold, Rubine und Smaragde sie, doch statt der dicken Reisegewänder
trug sie nun hauchfeine Seidenüberwürfe. Obwohl diese sie vom Hals bis zu den
Fersen bedeckten, verriet ihr Schatten, da sie dicht vor einer Lampe stand,
aufreizende Rundungen, und der Duft von Jasmin, der von ihr ausging, schien von
Verruchtheit zu sprechen.
»Wäre
hier Turan«, sagte er, als er seine Sprache wiederfand, »oder Zamora oder
Nemedien, und hier wären zwei Frauen in einem Raum, gekleidet wie ihr beide,
wäre Alyna die Freie, und Ihr die Sklavin. Die Sklavin eines Mannes, ohne
Zweifel, und seine Herzensfreude.«
Vyndra
lächelte und legte einen Finger an die Lippen. »Wie töricht von diesen Frauen,
ihre Sklavinnen begehrenswerter erscheinen zu lassen. Aber wenn Ihr Alyna sehen
wollt, lasse ich sie für Euch tanzen. Andere Tänzerinnen habe ich
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