Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
wie kann ich Euch jetzt dienen, Eure
Exzellenz?«
»Ich
… ich weiß es nicht wirklich«, antwortete der Wazam. »Es könnte schreckliche
Folgen haben. Zweifellos ist der Vertrag nichtig. Möglicherweise fordert man
unsere Köpfe. Ich warne Euch, Naipal. Ich werde nicht allein zum Richtblock
gehen.«
Naipal
seufzte gereizt. Der Pakt mit Turan war nach eben jenen Grundsätzen geschlossen
worden, von denen er Karim Singh glauben gemacht hatte, sie seien seine
eigenen. Unruhen im Land waren nötig, um den Thron nach Bhandarkars Tod
ergreifen zu können. Eine Nation neigte jedoch dazu, sich gegen Feinde von
außen zusammenzuschließen. Deshalb mußten alle Länder, die Vendhya bedrohen
könnten, beruhigt werden, das galt für Turan, Iranistan, die Nationen und
Stadtstaaten von Khitai, Uttara Koru und Kambuja. Des Zauberers bevorzugte
Methode war die Manipulation von Leuten in Schlüsselpositionen, mit Zauberei,
falls nötig. Die Verträge waren Karim Singhs Idee gewesen. Aber Naipal war
seine Reise nach Turan gelegen gekommen, denn so hatte er ihn wenigstens eine
Weile aus dem Weg gehabt.
»Exzellenz,
wenn Yildiz nicht unterzeichnete, ist es auch nicht so schlimm. Selbst wenn
Bhandarkar Euch das als Versagen anrechnet, kommt er nicht mehr dazu …«
»Hört
mir zu, Ihr Narr!« Karim Singhs Augen drohten vor Hysterie aus den Höhlen zu
quellen. »Der Vertrag wurde unterzeichnet! Und möglicherweise zur genau der
gleichen Zeit starb der Oberadmiral von Turan! Durch einen Anschlag von
Vendhyanern! Wer sonst als Bhandarkar würde so etwas wagen? Und wenn er
wirklich dahintersteckt, was hat er vor? Gehen wir unbemerkt gegen ihn vor,
oder spielt er lediglich mit uns?«
Schweiß
trat aus Naipals Händen, aber er hatte nicht vor, ihn abzuwischen, solange der
andere es sehen könnte. Sein Blick huschte zu der Elfenbeinschatulle. Eine
Armee? Mit Zauberern vielleicht? Aber wie hatte es zu ihrer Zusammenstellung
ohne sein Wissen kommen können? »Bhandarkar kann es nicht wissen«, sagte er
schließlich. »Stimmen die Tatsachen denn alle, Eure Exzellenz? Durch das
Weitererzählen werden so manche Geschichten aufgebauscht.«
»Kandar
war überzeugt. Und dieser Patil, von dem er es erfuhr, ist kein Mann der Ränke.
Er ist nicht verschlagener als ein neugeborenes Kind.«
»Beschreibt
mir diesen Patil«, sagte der Zauberer nachdenklich.
Karim
Singh runzelte die Stirn. »Ein Barbar. Ein bleichgesichtiger Riese mit den
Augen eines Pan-kurs. Wohin geht Ihr? Naipal!«
Noch
ehe die Beschreibung zu Ende war, sprang der Zauberer zu der
Elfenbeinschatulle. Er riß den Deckel hoch und die feine Seide zur Seite – und
sah genau, was er bereits in der vergangenen Nacht gesehen hatte: eine riesige
Anordnung von Feuern in der Nacht. Keine Armee! Eine riesige Karawane! So viele
Stücke fügten sich plötzlich ein, doch für jede Antwort ergab sich eine neue
Frage. Er wurde sich Karim Singhs Rufe bewußt.
»Naipal!
Katar hole Euch! Wo seid Ihr? Kehrt sofort zurück, oder bei Asura …« Der
Zauberer trat wieder vor den Spiegel, aus dem ihn Karim Singh, einem
Schlaganfall nahe, zornig anstarrte. »Gerade noch rechtzeitig, Euren Kopf zu
retten! Wie konntet Ihr wagen, einfach wegzugehen, ohne mich um Erlaubnis zu
bitten, und ohne ein Wort der Erklärung? Ich dulde so etwas nicht noch …«
»Exzellenz!
Bitte, Ihr müßt zuhören! Dieser Mann, der sich Patil nennt, dieser riesenhafte
Barbar mit den Augen eines Pan-kurs …« Unwillkürlich erschauderte
Naipal – konnte das ein Omen sein, oder Schlimmeres? »… muß sterben, und
alle, die bei ihm sind. Heute nacht, Eure Exzellenz!«
»Warum?«
fragte Karim Singh scharf.
»Seine
Beschreibung«, legte der Zauberer sich hastig etwas zurecht. »Mehrere magische
Zukunftsbilder deuteten darauf hin, daß ein Mann dieser Beschreibung all unsere
Pläne zunichte machen könnte. Außerdem gibt es eine weitere Bedrohung in
derselben Karawane, mit der Ihr reist, Eure Exzellenz. Eine Bedrohung, von der
ich erst vor einer kurzen Weile erfuhr. Es handelt sich um einen kleinen Trupp
vendhyanischer Kaufleute. Ihr Führer ist ein Mann namens Sabah, allerdings kann
es sein, daß er einen anderen Namen benutzt. Als Lasttiere haben sie nicht
Kamele, sondern Maultiere, die mit Seidenballen – so sieht es zumindest aus –
beladen sind.«
»Ich
nehme an, diese Männer müssen ebenfalls sterben«, sagte Karim Singh, und Naipal
nickte.
»Eure
Exzellenz verstehen sehr gut.« Naipals Befehle waren offenbar nicht
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