Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
Augen noch fester
zusammen. »Diesmal ist dein Spielchen schiefgelaufen.« Er beugte sich über sie.
»Eine Chance, aber nur eine, gebe ich dir davonzulaufen, doch dann zeige ich
dir, was Männer und Frauen tun, wenn sie keine Spielchen treiben.«
Ihre
Röte blieb, aber sie hob die Augen so weit, daß sie ihn durch die langen
dichten Wimpern ansehen konnte. »Du Narr«, murmelte sie. »Von dem Tag an, da du
mir die Fesseln abnahmst, hätte ich jederzeit davonlaufen können, wenn das in
meiner Absicht gelegen hätte.«
Sie
warf die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herab.
19.
Als
die Sonne allmählich tiefer sank und die Schatten länger wurden, verließ Conan
die auf den Kissen schlafende Vyndra, um weiteren Wein zu besorgen.
»Sofort,
Gebieter«, versicherte ein Diener ihm auf sein Verlangen und fügte auf seine nächste
Frage hinzu: »Nein, Gebieter, die beiden Männer sind noch nicht von der Stadt
zurückgekehrt. Von der Khitanerin weiß ich nichts, Gebieter.«
Conan
fand ein Gemach mit hohen Bogenfenstern, die gen Westen blickten. Er setzte
sich auf ein Fenstersims, den Rücken an den Rahmen gelehnt und einen Fuß auf
das Sims gestützt. Die Sonne hob sich über den hohen Bäumen in der Ferne als
glühende Scheibe von dem sich allmählich verdunkelnden Himmel ab. Es erschien
ihm ein grimmiger Anblick, der zu seiner Stimmung paßte. Der Tag war nutzlos
vergangen. Im Palast zu warten, ja selbst Vyndra zu lieben, so angenehm das
auch gewesen war, empfand er nun als Zeitvergeudung. Indem sie der Karawane so
weit gefolgt waren, hatte er sich zumindest eingebildet, etwas gegen das Gift
in seinen Adern zu tun und die Männer zu jagen, für deren Tod er vor seinem
eigenen Ableben sorgen mußte. Einer dieser Männer befand sich in der Stadt,
keine zwei Kilometer entfernt, und er saß wartend hier.
»Patil?«
Bei
der weichen Frauenstimme drehte er sich um. Eine unverschleierte Vendhyanerin
stand an der Tür. Ihr einfaches Baumwollgewand war weder das einer Dienerin
noch einer Edlen.
»Ihr
erkennt mich nicht?« fragte sie lächelnd. Da erst wurde ihm klar, wer sie war.
»Kuie
Hsi!« staunte er. »Ich dachte nicht, daß Ihr Euch so völlig …« Ungeduldig
unterbrach er sich. »Was konntet Ihr erfahren?«
»Viel
und wenig. Die Karawane machte nur kurzen Halt in der Stadt, denn die Märkte,
welche die Kaufleute erreichen wollen, sind in Ayodhya, und die Edlen können es
nicht erwarten, an den Hof zurückzukehren. Karim Singh jedoch«, fügte sie
hinzu, als er aufsprang, »ist noch in Gwandiakan. Allerdings konnte ich nicht
erfahren, wo er sich aufhält.«
»Er
wird mir nicht entkommen«, knurrte Conan. »Auch dieser Naipal nicht, und wenn
er ein noch so großer Zauberer ist. Doch weshalb bleibt der Wazam hier, statt
sich sofort zum Hof zurückzubegeben?«
»Vielleicht,
weil den Gerüchten nach Naipal seit bereits zwei Tagen in Gwandiakan ist. Da
nur wenige ihn von Angesicht kennen, läßt es sich natürlich nicht bestätigen.«
Conan
schlug mit der Faust in die Handfläche. »Crom, das kann nichts anderes denn
Bestimmung sein! Beide in meiner Reichweite! Ich werde die Sache noch in dieser
Nacht zu Ende bringen!«
Die
Khitanerin hielt ihn am Arm zurück, als er das Gemach verlassen wollte. »Falls
Ihr vorhabt, Gwandiakan zu betreten, seid vorsichtig, denn in der Stadt
herrscht Unruhe. Soldaten griffen die Straßenkinder auf: alle Waisen ohne feste
Bleibe und alle Bettlerkinder, angeblich auf Befehl des Wazams. Viele Bürger
sind aufgebracht, und in den ärmlicheren Vierteln bedarf es nur eines Funkens,
um die Gemüter wie Zunder zu entfachen. Es kann deshalb leicht zu Blutvergießen
auf den Straßen von Gwandiakan kommen.«
»Es
wäre nicht das erste Blut, das ich sehe«, sagte Conan grimmig, und schon
schritt er eilig den kostbar behangenen Korridor entlang. »Punjar! Mein Pferd!«
Halbwach
räkelte Vyndra sich auf den Kissen und bemerkte, daß die Lampen brannten und es
Nacht geworden war. Plötzlich runzelte sie die Stirn. Jemand hatte eine
Seidendecke über sie gebreitet. Laut Atem holend zog sie sich diese beim
Anblick von Chin Kou über den Hals. Die Khitanerin hielt bunte Seidengewänder
in den Händen.
»Ich
habe Euch etwas zum Anziehen gebracht«, sagte sie.
Vyndra
zog die Decke noch ein bißchen höher. »Wie kommt Ihr darauf, daß ich etwas zum
Anziehen benötigte?« fragte sie in anmaßendem Ton.
»Verzeiht.«
Chin Kou wandte sich zum Gehen. »Ich hatte nicht daran gedacht,
Weitere Kostenlose Bücher