Conan-Saga 28 - Conan der Glorreiche
damit alle die Schönheit meines neuen Eigentums
bewundern können. Bringt sie mit!« befahl er den Frauen.
Von
ganzem Herzen wollte Vyndra ihren Trotz hinausbrüllen, aber als sie zu den
Pferden gezerrt wurde, wußte sie, daß es ein Verzweiflungsschrei war, der durch
die Gänge ihres Palasts hallte.
20.
An
einem groben Holztisch saß Conan allein in der Ecke einer billigen Schenke mit
Lehmboden. Als er sich die Kapuze des dunklen Umhangs, den er sich von einem
Stallburschen aus Vyndras Palast geliehen hatte, tiefer ins Gesicht zog, dachte
er an Sultanapur, und er fragte sich, wann er wieder einmal in eine Stadt käme,
wo er es nicht nötig hätte, seine Züge zu verbergen. Düster hob er den Holzkrug
an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck des minderwertigen Weins.
Alle
anderen in der Wirtsstube schienen Vendhyaner zu sein und offenbar ausnahmslos
den ärmeren Gesellschaftsschichten anzugehören. Fuhrleute, die nach ihren
Ochsen rochen, saßen neben Maurern, an deren Kitteln graue Mörtelflecken
klebten. Nichtssagende Turbanträger kauerten über ihrem Wein oder unterhielten
sich mit leisen Stimmen mit anderen, und ihre dunklen Augen huschten
mißtrauisch über die Nachbartische, um zu sehen, ob irgend jemand ihrem
Gespräch lauschte. Der Geruch sauren Weins mischte sich mit dem von
Räucherwerk, und das gedämpfte Stimmengewirr übertönte nicht ganz das Klingeln
der Glöckchen an Hand- und Fußgelenken von rehäugigen Mädchen, die sich hier
feilboten. Im Gegensatz zu ihren westlichen Schwestern waren sie von ihren
Gewändern vom Hals bis zu den Fersen bedeckt, dafür bestanden diese jedoch aus
so hauchfeinem Gespinst, daß sie nichts verbargen. Die Dirnen fanden jedoch
wenige Kunden, und die übliche trunkene Fröhlichkeit fehlte. Die Stimmung hier
war düsterer als die Nacht außerhalb der Hauswände. Auch war der Cimmerier
nicht der einzige, der sein Gesicht verbarg.
Conan
bedeutete, ihm noch mal einen Krug Wein zu bringen. Eine Schankmaid, deren
Kleidung nur eine Spur weniger durchsichtig war als die der Dirnen, brachte
diesmal einen Tonkrug, nahm die gereichte Münze und eilte wortlos fort,
offenbar darauf bedacht, sich möglichst wenig sehen zu lassen.
Schon
seit seiner Ankunft in der Stadt fiel ihm diese ungewöhnliche Spannung auf, und
sie hatte sich im Lauf der Nacht noch verstärkt. Immer noch sammelten Soldaten
obdachlose Waisen und Bettlerkinder ein – alle, die sich nicht schnell genug
verkriechen konnten, – und brachten sie in die Festung, die in der Stadtmitte
stand. Selbst die Soldaten spürten die finstere Stimmung der Menge und
verstärkten ihre Streifengänge. Manche Patrouillen zählten hundert Mann, und
sie bewegten sich, als erwarteten sie jeden Augenblick einen Überfall.
Früh
am Abend hatten die Leute auf den Straßen sich aufgeregt unterhalten und
Gerüchte sich verbreitet; dabei hatte der Cimmerier mühelos etwas über die
Männer erfahren, die er suchte, und er wußte bald, wo sich Prinz Kandars Palast
befand – er war einer der wenigen östlich der Stadt –, in dem Karim Singh sich
angeblich aufhielt, und wenige Schritte weiter hörte er von einem anderen, in
dem der Wazam abgestiegen sein sollte, und nach ein paar weiteren Schritten von
einem dritten. Und alle drei lagen weit entfernt voneinander. An jeder
Straßenecke gab es neue Gerüchte. Danach müßte Karim Singh in jedem zweiten
Palast wohnen, und Naipal gar in jedem. Manche sprachen auch von einem
unsichtbaren Palast, den der Zauberer des Nachts durch Magie errichtet hatte,
während andere behaupteten, Naipal beobachte die Stadt aus den Wolken.
Schließlich hatte der Ärger darüber, daß nichts Sicheres zu erfahren war, Conan
in diese Schenke getrieben.
Ein
Schwindelgefühl, das nichts mit dem genossenen Wein zu tun hatte, erfaßte
Conan, und zwar nicht zum erstenmal in dieser Nacht, und Schleier schienen sich
vor seine Augen zu schieben. Grimmig kämpfte er dagegen an, und als er wieder
einigermaßen klar zu sehen vermochte, setzte Hordo sich gerade auf eine Bank an
der anderen Tischseite.
»Ich
suche dich schon eine Ewigkeit«, brummte der Einäugige. »Kandar hat Vyndras
Palast mit hundert Lanzern überfallen, und Vyndra sowie des Khitaners Nichte
Chin Kou verschleppt. Prytanis war bei ihm.«
Mit
einem raubtierhaften Knurren packte Conan den Krug und schmetterte ihn zu
Boden. Eine flüchtige Stille setzte in der Gaststube ein, und alle Augen
wandten sich ihm zu. Doch hastig setzten die Gäste
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