Conan-Saga 30 - Conan der Furchtlose
Barbaren bringt! Und langsame Folter für den Mann, der verantwortlich ist, wenn der Barbar stirbt, ehe ich ihn gesehen habe.«
Hundert Männer blickten auf den Senator und nickten. Keiner sprach ein Wort.
»Los! Ich will ihn nicht entkommen lassen!«
Unter Lemparius' Verwünschungen verließen die Bewaffneten im Eilmarsch den Hof. Der Senator hatte die Linke zur Faust geballt. Die rechte Hand nicht, da sein Arm dick verbunden und zur Ruhestellung in einer Schlinge lag, um die Wunde zu schützen, die vom Ellbogen bis zum Handgelenk reichte und bis auf die Knochen ging. Wäre die Wunde von einer gewöhnlichen Waffe verursacht worden, wäre sie bei ihm schon geheilt. Da aber der Schnitt von seinem eigenen Säbelzahnmesser stammte, das einen Katzenzauber in sich barg, dauerte die Heilung ebensolange wie bei jedem anderen gewöhnlichen Sterblichen.
Dieser verdammte Barbar! Aber er würde die Bedeutung von Schmerz noch kennenlernen, sobald er zurückgebracht wäre. Djuvula würde sein Herz nicht brauchen, das war Lemparius sicher, denn er konnte ihre Bedürfnisse stillen. Conan aber schuldete ihm etwas für die Verwundung.
Loganaro war der Panik nahe. Der Barbar und seine Begleitung waren im Begriff fortzureiten. Das konnte jeder Idiot sehen. Wie vermochte er sie bloß aufzuhalten? Der Gedanke, Lemparius gegenüberzutreten, ließ den fetten Mann erzittern. Andererseits war die Vorstellung, gegen den wilden Barbaren zu kämpfen, auch nicht gerade verlockend.
Die vier bestiegen ihre Pferde vor Loganaros Augen. Bei Yama! Er konnte sie nicht einfach wegreiten lassen! Irgendwie mußte er sie aufhalten, mußte mit irgendeiner Geschichte den Barbaren in Mornstadinos zurückhalten, bis er Hilfe holen konnte.
Mit diesem Gedanken lief Loganaro vorwärts. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. »Herr, Herr!« rief er. »Wartet einen Augenblick! Ihr erinnert Euch doch an mich, oder? Ich bin Loganaro. Wir trafen uns um Dorf ...« Er brach ab und starrte Conan an. Zweierlei fiel ihm auf: Der Barbar zückte sein Schwert – ein neues, wie es aussah –, und in seinem Gürtel steckte ohne Scheide Lemparius' geschwungenes Messer!
Conan musterte den Fettsack finster. Am liebsten hätte er ihm den Kopf abgeschlagen; aber es waren zu viele Menschen da. Jemand riefe vielleicht die Ordnungshüter. Und er hatte schon mehr als genug Sorgen. Da kam ihm ein Gedanke. Conan lächelte. Er steckte das Schwert zurück in die Scheide und erinnerte sich an die Unterhaltung, die er im Bettgemach der Hexe belauscht hatte, als er sich noch ohnmächtig gestellt hatte. »Nein, Fettwanst«, sagte er, »ich werde mit meinem neuen Stahl nicht deinen Kadaver aufspießen. Das wäre viel zu gnädig.«
»Junger Herr, was wollt ihr damit sagen? Ich habe Euch doch nie etwas getan.«
»Aber an Versuchen hat es wirklich nicht gefehlt! Ich sehe, daß du das Messer in meinem Gürtel erkennst.«
»N-n-nein. Ich habe es nie gesehen.«
»Der frühere Besitzer ist dein Herr, Schuft! Ich spreche von Lemparius, Senator und Werpanther.«
»Werpanther?«
»Ach, das hast du nicht gewußt? Egal. Das ist nicht dein Problem, da du so gut wie tot bist. Es gibt da eine Frau, eine Hexe ...«
»Djuvula!«
Conan lächelte. »So, du kennst sie auch? Gut für dich, denn sie möchte aus deinen Eingeweiden Kutteln kochen.«
»Aber – aber – warum?«
»Dein früherer Herr hat dich ihr ausgeliefert, Köter. Anscheinend hat die Dame für deine Art, Bündnisse zu wechseln, nicht viel übrig. Indem du zwei Herren dienen wolltest, haben dich beide fallengelassen.«
»Nein!«
Conan lachte. »Wäre ich du, Fettwanst, würde ich meine Geschäfte in eine andere Stadt verlegen. Oder in ein anderes Land, und zwar schnellstens.«
Loganaro lief laut fluchend davon. Selten hatte Conan etwas so Komisches gesehen. Er lachte so, daß er beinahe vom Pferd fiel.
Vitarius sagte: »Ich wußte nicht, daß Ihr ein solch verschlagenes Wiesel wie Loganaro kennt, Conan.«
»Nur flüchtig«, antwortete Conan.
Vitarius führte sie durch die engen Gassen zum Westtor von Mornstadinos. Eldia und Kinna ritten dicht hinter ihm, während Conan die Nachhut bildete und aufmerksam nach Verfolgern Ausschau hielt. Einmal sah er eine Abteilung von fünf Senatswachen; aber sie kreuzten nur seinen Weg und gingen weiter. Gut so!
Das Westtor wurde lediglich von einem Mann bewacht. Der stützte sich auf seine Pike und unterhielt sich lebhaft mit einer dunklen kurzhaarigen Dirne, die stark geschminkt
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