Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
fallen, hopste herum und zog sich Splitter vom Griff aus der Hand.
»Der nächste!« bellte Conan. »Denkt dran, dieser Sack ist ein kampfgestählter kothischer Speerkämpfer und kann es kaum erwarten, euch aufzuspießen!« Ein untersetzter Schneiderlehrling mit kurzgeschnittenem Haar griff als nächster den Sack mit heldenhaften Schlägen an. Doch dann krümmte er sich vor Husten, weil seine wackeren Bemühungen soviel Strohstaub ausgelöst hatten.
»Genug!« Conan hob die Arme. »Zurück zum Schwertkampf, diesmal in Paaren! Ein Kupferstück für den Mann, der seinem Gegner ein Blumenkohlohr verpaßt.«
Als die Stöcke halbherzig gegeneinander klapperten, ging Conan den Abhang hinunter. Dort übten vierzig Rekruten unter dem gelangweilten Blick Bilhoats.
Der Cimmerier blieb neben dem Kumpan stehen, der ebenfalls vom Dieb zum Offizier aufgestiegen war. »Ich fürchte, diese Bauerntrampel werden nie gegen Strabonus' Siebte Legion antreten können.«
»Uns kann es nur recht sein. Dann müssen wir nicht befürchten, arbeitslos zu werden.« Er zwinkerte Conan zu. Sein runzliges Gesicht glich einer Eidechse. Dann blickte Bilhoat wieder auf seine Schützlinge, die in nicht ausgerichteten Reihen auf dem Feld hin und her liefen.
»Und doch, wenn wir ihnen richtige Schwerter in die Hand drücken könnten, würden sie vielleicht was lernen.« Conan spielte mit seinem Schwert. »Wenn du das Gewicht der Waffe kennst, hast du schon die halbe Schwertkunst.«
Bilhoat schüttelte den Kopf. »Die würden jetzt nur lernen, ihre eigenen Zehen abzuhauen. Es ist weise von Prinz Ivor, den scharfen turanischen Stahl für den Ernstfall zu horten.«
»Vielleicht hast du recht.« Conan lachte. »Vielleicht würden die Kerle sich mehr ins Zeug legen, wenn der Prinz ihnen von der Stadtmauer aus flammende Reden hielte.« Er schaute zu seinen Rekruten hinauf. »Ich muß gehen. Die Nichtsnutze streiten sich.«
Der Cimmerier ging hinauf, wo sich zwei Stallburschen im Dreck wälzten. Die Stöcke hatten sie weggeworfen. Sie versuchten, sich gegenseitig die Augen auszukratzen und die Ohren abzubeißen. Conan packte beide am Kragen, trat ihnen noch kräftig in den Hintern, ehe er sie in entgegengesetzte Richtungen schleuderte. Dem Kreis der Schaulustigen rief er zu: »Schluß für heute! Geht nach Hause!«
Als auch der letzte von Conans Schützlingen verschwunden war, stand er im Schatten eines Weinstocks und wartete. Wenn es so weiterging, würde sich auch der Rest der Bürgerwehren bald auflösen. Er trat zu den anderen drei Offizieren. Gemeinsam schritten sie auf das Stadttor zu.
»Ach Conan, nach so 'nem Tag Steißtrommeln bei Zivilisten tut es mir leid, daß ich bei euch mitmache.« Der Sprecher war ein kleiner drahtiger Argosser mit gepflegtem Schnurrbart. Jetzt blickte er Conan wütend an.
Conan lachte. »Ach was, Pavlo! Dafür ist der Sold auch dreimal so hoch wie dein voriger – ganz abgesehen vom Ansehen.«
»Pferdemist!« murmelte ein Dicker weiter hinten. »Dreimal null ist auch null! Die Hauptleute müssen mich erst noch überzeugen, daß es wirklich einen Zahltag gibt, wenn der Spaß vorbei ist. Und was das Ansehen betrifft ...« Als Schlußpunkt seiner Klagen ließ der Mann einen kräftigen Furz, worauf alle lachten.
»Das ist nur allzu wahr, Thranos!« stimmte Bilhoat zu. »Ist euch aufgefallen, daß die Preise in der Stadt hochgeschossen sind, seit Ivor ihnen befahl, uns Kredit zu geben? Ich glaube, ich habe schon meinen Beuteanteil des königlichen Khorshemish ausgegeben.«
»So wie du den Grog runterkippst, bezweifle ich das nicht«, sagte Pavlo. Alles lachte.
»Männer, da sind schon die Stadtwachen. Zeigt ihnen ein mutiges Gesicht!« Conan deutete mit dem Kopf zu den graugekleideten Soldaten, die im Zollhäuschen standen und mit unbewegten Gesichtern leise Bemerkungen austauschten, als die Söldner herankamen. Conan flüsterte: »Die überlegen, ob sie unsere Waffen beschlagnahmen sollen. Das können sie ruhig versuchen!« Als aber der wachhabende Offizier die Rangabzeichen sah, winkte er sie mit stummem Nicken weiter.
»Verdammte Straßenräuber!« flüsterte Bilhoat. »Dauernd stolzieren sie herum und überlegen, wie sie eine Bestechung herauspressen können.« Der ehemalige Dieb gab seiner Meinung mit einem gekrümmten Finger Ausdruck, als die Wachen ihnen den Rücken zudrehten.
»Ja, sie sind hart mit uns gewesen«, sagte Thranos. »Besonders bei dem Stunk vor zwei Tagen, als Varg und seine besoffenen Freunde
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