Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
Schandtaten folgen.«
»Habt ihr gehört?« rief Zeno wütend. »Der Schurke droht mir öffentlich! Gibst du es also zu? Weißt du, ich habe die Leichen gesehen. Die Männer sind eindeutig durch Waffen getötet worden.«
»Ich habe die Tat nicht geleugnet.« Conan hob unwirsch die Schultern und vergewisserte sich, daß keine Feinde in seiner Nähe waren. »Stengar hat auch nicht geleugnet, mich hinterrücks ermorden zu wollen – wie ihr alle wißt, die Augen und Ohren haben.« Herausfordernd blickte er umher. »Die Rechnung ist beglichen. Aber ich mache sofort neue auf, falls jemand sein Leben riskiert.«
»Es reicht, Emporkömmling!« schrie Zeno. »Dein Plan ist schlau – aber du wirst keine besseren Männer mehr beseitigen, als du einer bist. Jetzt wird abgerechnet!« Mit gezücktem Schwert ging er auf Conan los. Dieser hob die Waffe, um den Angriff abzuwehren.
Stahl schlug auf Stahl. Da rief jemand: »Die Stadtwachen! Jemand hat sie gerufen! Macht fröhliche Gesichter, Kameraden!«
Die meisten Gäste hatten sich bisher noch für keine Seite im Streit entschieden. Jetzt standen sie eng gedrängt vor den Piken und Schilden, die durch den Torbogen hereinstürmten. Nachdem einige Bierkrüge durch die Luft geflogen waren, konnten die Krakeeler gegen die langen Waffen, die todbringend auf sie gerichtet waren, nichts tun. Die fluchend zurückweichende Menge trennte auch die beiden Gruppen bewaffneter Offiziere.
Die Wachen räumten schnell und wirkungsvoll die Schenke. Sie arbeiteten von Torbogen zu Torbogen. Draußen stand im Fackellicht noch eine Abteilung von etwa zwölf graugekleideten Gestalten, die die Söldner abhielten, ihren Streit auf dem Marktplatz oder in der Nähe auszutragen. Die letzten aus der Schenke verwiesenen Zecher standen noch ein Weilchen herum und beschimpften die Wachen. Doch dann trennten sie sich und suchten andere anrüchige Häuser auf.
Zeno lief mit wutgerötetem Gesicht und gezücktem Schwert mit seiner Schlägertruppe dahin. Dann wies ihn jemand darauf hin, daß die Klinge knapp hinter dem Griff abgebrochen war. Mit ungläubigem Staunen betrachtete er die Waffe und schleuderte sie wutentbrannt in die Gosse. Er hielt auf dem belebten Platz nach seinem Feind Ausschau, fand ihn aber nicht.
Conan schritt inzwischen mit den drei Offizieren schnell zum Tor. Pavlo mußte fast laufen, um mit dem großen Cimmerier Schritt zu halten. Dabei redete er auf Conan ein. »Richtig oder falsch – eine solche Anschuldigung kannst du nicht auf dir sitzen lassen. Er wird sie hinter deinem Rücken weiterverbreiten, und du hast den Schaden.«
»Ja, es ist riskant.« Conan blickte finster auf das Kopfsteinpflaster. »Zeno ist eifersüchtig. Vielleicht muß ich ihn töten ... Aber nicht heute abend.« Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte jetzt weder Söldner noch Wachen besonders auf mich aufmerksam machen.«
Bilhoat rauchte vor Wut. »Diese verdammten Stadtwachenschweine! Echte Soldaten zu beleidigen! Wir sollten alle Kameraden zusammentrommeln, die Wache stürmen und die Waffenkammer plündern.« Er warf den Torwachen wütende Blicke zu, als er vorbei stolzierte. »Dann könnten wir sie den ganzen Weg bis zum Palast jagen.«
»Sei friedlich, du Rächer!« rief Thranos. »In seiner Weisheit hat Mitra bestimmt, daß wir nicht verdursten sollen.« Er holte unter seinem Wams einen irdenen Krug hervor, in dem es vielversprechend gluckerte. »Sieh mal, was Belda mir für einen dicken Schmatz gegeben hat!«
Mit Freudengeschrei umringten ihn die Söldner. Außerhalb des Tores blieben sie einige Minuten lang stehen. Dann zogen sie lachend und scherzend die Straße entlang.
10. Das Zelt der Düfte
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DAS ZELT DER DÜFTE
Sehr viel später an diesem Abend – der Mond stand schon über der Stadtmauer – schritt Conan allein und nachdenklich durch das stille Söldnerlager. Er hatte mit den Kameraden getrunken und gewürfelt. Nun hatte er auch die letzten zu ihren Zelten gebracht und stand vor dem Problem, den Weg zu seiner eigenen Schlafstelle zu finden. Das war gar nicht so leicht; denn seine Zecherei hatte ihn in einen ihm unbekannten Teil des stetig wachsenden Lagers geführt. Außerdem waren seine sonst so scharfen Sinne durch den Alkohol leicht benebelt.
Im Mondlicht zeichneten sich die vielen verschiedenen Formen der Zelte zu beiden Seiten ab. Immer wieder stolperte er über nicht sichtbare Stangen und Schnüre. Einmal trat er auf einen Mann, der unter freiem Himmel schlief und ihn
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