Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
mit einer Frau aufs Zimmer gegangen, und dann wartete ein Mann dort – aber glaubt mir, es ist keinem gut bekommen. Allerdings hätte ich nie erwartet, so etwas in einem Palast voller hochmütiger Adliger zu erleben.«
Randalf fluchte und hob das Schwert auf, das er auf den Wunsch der Dame hatte fallen lassen. Seine Worte kamen hart und herausfordernd. »Ich hätte damit rechnen sollen, daß du auf brutale und barbarische Weise einer Dame den Hof machst, du Söldner. Aber verschon meine Dame mit deinen Beleidigungen, sonst schneide ich dir die freche Zunge aus dem Maul.«
Eulalia packte seinen Arm, um ihn zurückzuhalten. Sie hing eng an seiner Seite. »Nein, Liebster, wir haben ihn getäuscht.« Sie sah zu Conan und wurde wieder rot. »Der Leutnant weiß nichts von deinen Rechten an mir.«
Conan betrachtete Randalf jetzt mit neuem Interesse. Er war älter als die Frau, vielleicht älter als Conan, und war in der Mitte schon etwas rundlich. Er wirkte aber in guter körperlicher Verfassung. Das Haar war über den Brauen gerade geschnitten und im Nacken rasiert, wie es hier bei Menschen auf dem Land Sitte war. Sein rundes Gesicht hatte eine gesunde Farbe, als hielte er sich viel im Freien auf. Seine braune Jacke, die Hosen und Stiefel schienen wie poliertes Sattelzeug. Conan hielt ihn für einen reichen Landedelmann.
Kurzangebunden sagte er zu dem Mann: »Wenn Eure Dame gern mit Berufssoldaten turtelt, könnt Ihr Euch Eifersucht schlecht erlauben.«
Randalf schaute ihn mißtrauisch an und legte den Arm mit dem Schwert schützend um Eulalia.
»Verzeih mir, Conan!« Eulalias Stimme klang ruhig und aufrichtig. »Wir wollten dich nur über bestimmte Sachen aushorchen.« Sie sah sich nervös im Raum um, fuhr dann aber zuversichtlich fort. »Politische Fragen, die man in großer Gesellschaft nicht ansprechen kann. Unser Treffen mußte daher geheim sein oder unter einem Vorwand stattfinden. Ich wollte dich später auf dem Fest ansprechen; aber dein schneller Abgang zwang uns zur Improvisation.«
»Dann war dein Interesse an mir also nur ein Trick.« Conan tat so, als sehe er Eulalias Erröten nicht. »Damit wolltet ihr ein größeres Intrigenspiel vertuschen. Aber warum mich von Hundolph trennen? Ich bin sein Offizier, und er ist ein so zuverlässiger Mann, wie er nur auf Croms Amboß gehämmert werden kann.«
»Aber konnten wir ihm wirklich trauen, Conan? Wir kennen die Berichte über deinen Zusammenstoß mit dem Erzdämon Agohoth.« Jetzt klang die Stimme der Frau leidenschaftlich. »Heute abend hast du dich offen mit Ivor angelegt. Würde dein Hauptmann das auch wagen? Wie gut hat er deine Klagen beim Prinzen unterstützt?« Sie hielt einen Arm um Randalf geschlungen. Mit hocherhobenem Kopf und wütend funkelnden Augen fuhr sie fort: »Nein, ich fürchte, wie die meisten Söldner ist ihm nur daran gelegen, die eigenen Taschen vollzustopfen, indem er für den Meistbietenden kämpft.«
»Hundolph würde auch nie etwas anderes behaupten. Dennoch ist er ein guter Mann.« Conan steckte wütend den Dolch zurück in die Scheide. »Ich bin auch nicht besser, aber ihr seht in mir eine Art aufrührerischen Rebellen. Ich habe lediglich nach meiner Überzeugung gesprochen und gehandelt – ich habe nun einmal für Zauberei oder Grausamkeit gegen Unschuldige nichts übrig.«
»Solche Gedanken sind leider sehr selten, aber wir kennen noch einen, der sie teilt.« Wieder blickte Eulalia unruhig umher. »Komm, hier ist es zu gefährlich, weiterzusprechen! Er wartet in seinem Gemach auf uns.« Sie löste sich aus der Umarmung ihres Beschützers und ging mit der Öllampe zur Treppe. »Ich gehe voraus und warne euch, wenn mir jemand begegnet. Randalf, du bildest die Nachhut.«
Conan folgte Eulalia die Treppe hinauf und betrachtete ihre wohlgeformten Waden und Knöchel. Er fand es nicht sehr beruhigend, Randalf im Rücken zu haben. Doch dieser blieb weit zurück und suchte hinter jeder Tür nach Spionen.
Sie kamen an zwei Türbogen mit Vorhängen vorbei. Beim dritten schob Eulalia den Vorhang auseinander und führte die Männer in einen kurzen engen Gang. Dort ging sie auf eine der vier Türen zu und schob leise den Türgriff herunter. Dann lugte sie hinein, ehe sie den anderen winkte.
Der Raum war offensichtlich für Gäste bestimmt. Klein, aber großzügig eingerichtet mit kostbaren Wandbehängen und einem geschnitzten Bett. In der Mitte saß ein Mann auf einem Hocker. Der Kleidung und Haltung nach war er Edelmann. Zuerst
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