Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
höher als die tödliche Schußrichtung.
»Ja, das ist viel besser. Die Reise war doch recht anstrengend. Also, lieber Neffe, im Gegensatz zu meiner Stichelei vorhin gebe ich zu, daß es für mich weder billig noch leicht wäre, Tantusium wieder einzunehmen und eine Marionette statt deiner auf den Thron zu setzen. Mir fehlt im Augenblick die militärische Stärke. Ich könnte dich schwächen und dich vom Handel nach Westen abschneiden; das sicher; aber ich kann dich nicht besiegen, jedenfalls nicht jetzt.« Der König strich sich die Hermelinärmel glatt. »Daher finde ich es recht und billig – angesichts der Loyalität, die du in diesem Teil des Reiches genießt, und angesichts meiner dringenden Verpflichtungen in anderen Gebieten –, dir gewisse Bedingungen anzubieten.
Ich schlage vor, daß du zu einem Mitregenten gemacht wirst, mit begrenzter Selbständigkeit in Tantusium und Umgebung. Du unterstehst dann nur meiner Befehlsgewalt. Dein Herrschaftsgebiet kann sich vom Fluß Urlaub im Westen bis an die Drakken-Berge im Osten und Südosten erstrecken. Als Herr eines kothischen Staats stehst du unter meinem Schutz, bist aber gleichermaßen verpflichtet, mir bei Kriegen oder Aufständen zu Hilfe zu kommen.
Als Gegenleistung für diese Landeshoheit wirst du mir wieder jährlichen Tribut entrichten, halb soviel wie früher.« Der König rieb sich das stahldunkle Kinn. »Für deine eigene Bereicherung bist du nicht mehr an die bisherige Obergrenze für Steuern gebunden.«
Ivor saß kerzengerade da und blickte Strabonus an. Seine Miene verriet Bitternis, aber auch Triumph. »Also würdest du mich doch als Satrap einsetzen. Keine schlechte Sache, wenn ich dadurch von deinen unerträglichen Beschränkungen meiner Macht befreit bin. Aber sag mir, Onkel, selbst wenn ich einwilligte – welche Sicherheit hättest du für meine Bündnistreue«, – er blickte zu den Soldaten des Königs –, »sobald ich nicht mehr in Schußweite deiner Armbruster bin?«
»Ein Wort im Vertrauen, Neffe.« Strabonus winkte den jungen Aristokraten zu sich. Ivor stand auf, versicherte sich durch einen Blick, daß seine Leibwache dicht hinter ihm war, trat zum König und beugte sich hinab, um die leisen Worte zu verstehen.
»Solltest du dich mir weiterhin widersetzen, wäre ich gezwungen, durch meine Spitzel in der Stadt einen wahrheitsgetreuen, ausführlichen Bericht über den Tod deines Vaters zu verbreiten.« Das Gesicht des Königs war undurchdringlich, als er dem Jüngeren in die Augen blickte. »Da du damals noch sehr jung warst, sind dir vielleicht nicht alle Umstände bekannt; aber ich versichere dir, daß dir diese Enthüllungen äußerst unlieb wären, vor allem in Anbetracht deiner Pose als Volksheld. Im Vergleich zu den Methoden unter seiner Herrschaft sind meine mehr als aufgeklärt. Auch wenn viele seine Vorliebe für Geheimwissenschaften vergessen haben ...« An dieser Stelle wurde Strabonus' Stimme so leise, daß niemand verstehen konnte, was er dem Prinzen ins Ohr wisperte.
Auch wenn die in nächster Nähe Stehenden die Worte des Königs nicht verstanden, sahen sie, wie Ivor erbleichte und wie er erstarrt zurück zu seinem Thron schritt.
Strabonus überspielte die Verlegenheit Ivors, indem er lauter weitersprach. »Und deshalb fordere ich dich auf, Neffe, meinen Vorschlag anzunehmen, nicht nur vor meinem Angesicht, was du zweifellos tun wirst, sondern auch in deinem listigen Herzen. Denn je schneller ich die notwendige Ruhe hier und in anderen Gebieten Koths erreiche, desto früher werden du und alle meine Untertanen mir auf dem Weg zu größeren Ruhmestaten folgen können.« Gnädig schaute er die Anwesenden an, als seien sie alle aufmerksame Höflinge.
»Verräterische Mäuler flüstern vielleicht, ich sei ein grausamer und habgieriger Herrscher. Sehen diese aber auch, daß jede Steuer, die ich fordere, jedes Opfer, das ich verlange, letztendlich nur zum Guten Koths ist? Wenn ich aus der Armee Koths die mächtigste aller hyborischen Nationen mache, habe ich ein Ziel vor Augen: Mögen diese anderen Völker zittern! Wenn ich meine Schatzkammer fülle oder meine Hauptstadt Khorshemish zum Juwel des Südens mache, indem ich die Besten aus Kunst, Magie und Handel dorthinziehe, geschieht das aus Gründen, über die die Welt noch staunen wird.«
Ivor hatte die Fassung wiedergewonnen und breitete jetzt seine Gedanken aus. »Onkel, du würdest also deine Legion aus der Provinz Vareth abziehen und damit meine Flanke nicht mehr
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