Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
die Häscher des Gutsherren sie und brachten sie ins Herrenhaus. In dieser Gegend herrscht die Tradition, daß der Gutsherr das Recht der ersten Nacht mit jeder neuverheirateten Jungfrau hat.
Der Adlige aber war ein hinfälliger alter Mann. Als er von ihr abartige Dinge verlangte, erstach sie ihn mit dem Messer, das eine Liebesgabe für ihren Ehemann hätte sein sollen. Wahrscheinlich haben das Alter und seine schwache Gesundheit den Gutsherrn getötet, nicht die Kraft ihres Stoßes.
Wie dem auch sei, sein Tod blieb unbemerkt. Seine Dienerschaft war wohl an seltsame Geräusche aus dem Schlafzimmer gewöhnt. Ariel konnte durch ein Fenster entkommen und lief zum Hof ihres Mannes.
Als sie ihm weinend berichtete, was sie getan hatte, da schlug und beschimpfte er sie. Er schrie, sie habe die Tradition gebrochen und ihn ruiniert. Er wollte sie zurück ins Herrenhaus schleifen. In ihrer Verzweiflung stach sie mit dem Messer auf ihn ein und ließ ihn im Wald liegen, weil sie ihn für tot hielt.
Viele Monate später stieß sie als geächtete Frau und vor Leid fast wahnsinnig zu uns auf dem Marsch zu den Kämpfen im westlichen Shem.«
Erbittertes Schweigen herrschte nach Drusandras Bericht im Zelt. Schließlich wagte Conan zu sprechen. »Das klingt wie ein Mädchen so richtig nach meinem Herzen. Besser hätte ich auch nicht handeln können.«
Diese Bemerkung vertrieb die ernste Stimmung der Frauen. Drusandra lachte herzlicher als alle anderen und legte Conan die Hand auf die Schulter. »Mein Lieber, ein Mann hat es immer leichter, selbst wenn die gesamte Welt gegen ihn ist.« Dann stellte sie den Becher ab und legte den anderen Arm um die Shemitin an ihrer Seite. »Uns Frauen gibt diese soldatische Gemeinschaft Sicherheit, nach allem, was man uns angetan hat.« Sie strich über die kurzen dunklen Locken ihrer Nachbarin. »Sehr oft glauben sie, niemals mehr einem Mann trauen zu können. Sie hassen die Grobheit und abgebrühte Härte der Männer.«
»Um so glücklicher bin ich, daß sie mich offensichtlich ertragen.« Conan blickte auf den Kreis aus einem halben Dutzend Frauen um ihn. Sie beäugten ihn mit vorsichtigem Interesse, während sie Tee schlürften und ihre leisen Gespräche wieder aufnahmen. Die Masseuse widmete sich jetzt einer anderen, die ohne Scham nackt in ihrer Mitte kniete.
»Ja, Conan, sie haben keine Angst, weil sie wissen, daß ich dich respektiere«, erklärte Drusandra. »Sie vertrauen dir, daß du nicht mit einer Horde betrunkener Lackaffen hierher zurückkommst, die uns erniedrigen wollen. Das wäre allerdings auch lebensgefährlich. Wir würden eine Menge von euch Kerlen aufschlitzen ...« Sie brach ab und schüttelte den Kopf, als ärgere sie sich über die eigenen Worte. Dann lächelte sie. »Nein, das wollte ich eigentlich nicht sagen.« Sie lehnte sich näher zu Conan und zog ihre shemitische Gefährtin mit. »Wir haben keine Angst vor dir, Conan, weil wir hier im Schoß unserer Schwesternschaft geborgen sind, verstehst du?«
Conan blickte Drusandra an, antwortete aber nicht, weil er nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte. Ihre Nähe verunsicherte ihn immer noch, und es fiel ihm schwer, sie als Frau, nicht als Kriegerin zu sehen.
Liebevoll legte Drusandra den Arm um Conans Rücken. »Weißt du, die meisten von uns fühlen sich mit einem Mann nicht sicher – allein.«
Conan nickte. »Das verstehe ich.« Er schaute die Frauen an. Ihre Gesichter waren vom Trinken und dem engen Beisammensein erhitzt. »Ich wette, daß sich die meisten meiner Kameraden in diesem Kreis allein auch nicht sicher fühlen würden.«
Drusandra lächelte. »Wenn sich eine von uns mit einem Mann wegschliche, würden sich die anderen verraten fühlen. Unser Leben hängt an unserer Gemeinschaft; deshalb wagen wir nicht, unsere Einigkeit zu opfern.« Sie küßte das Mädchen an ihrer Seite auf die Stirn.
Conan sah es mit gemischten Gefühlen. Er war fasziniert, hatte aber auch Zweifel. Langsam wirkten die Liebkosungen der Kriegerinnen eher wollüstig als schwesterlich.
Da fühlte er zu seiner Überraschung, wie kühle Hände ihm Schultern und Nacken kneteten. Es waren die einer sommersprossigen Nordländerin in engem Seidenhemd, die leise hinter ihn geschlüpft war. Mit ernster Miene erwiderte sie seinen fragenden Blick. Ihre Hände arbeiteten kräftig, aber angenehm, so daß sich die wachsame Spannung in ihm löste.
Drusandra hatte inzwischen die Hand unter sein Leinenhemd geschoben und streichelte
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