Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
die Satteltaschen und stieg auf. »Hundolph, bist du bereit?«
»Ja, Conan. Aber an einem Kampftag solltest du dich nicht so beeilen.« Der schwergewichtige Hauptmann tauchte am Zelteingang auf und grinste seinen Leutnant an. »Das gehört sich nicht. Der Tod ist wie ein geduldiges Weib. Er wartet sehnsüchtig auf dich.« In voller Rüstung trug er seine Waffen zum Pferch, wo ein Soldat sein Pferd hielt.
»Hundolph, geh nicht in den Nebel!« rief Conan. Aber sein Freund war schon in eine graue Wolke getreten, die sich im Hof heranwälzte. »Der kommt vom Hexer ...«
Der Rest des Schreis ging in dem gewaltigen Lärm unter, der auf ihn zukam.
Angefangen hatte es weiter oben mit einem ohrenbetäubenden Schlag und grellem Blitz. Dann raste mitten durch das Lager eine Kette von Blitzen. Feuergarben stiegen auf. Die Erde selbst schien sich in Höllenqualen aufzubäumen. Conan sah das tosende Chaos näher kommen. Sein Blick ging zu Hundolph, der bis zur Mitte in mondsilbrigem Grau stand. Gerade riß er den Mund zu einem Fluch auf, da schlugen die Flammen um ihn hoch. Er wurde nach oben geschleudert. Conan sah, wie der zerfetzte Körper weit hinweggetragen wurde, über Bäume hinweg, die sich wie ein Kornfeld bei Sturm tief beugten.
Dann ereignete sich eine noch heftigere Explosion, die Conan samt Pferd seitwärts umwarf. Conan hatte Angst, das Tier werde auf ihn fallen. Doch irgend etwas hüllte beide ein – ein Zelt lag über ihm und seinem Pferd. Während die Erde bebte und Blitze am Himmel zuckten, versuchte er sich von dem Stoff zu befreien.
Schließlich kämpfte sich das keuchende Tier hoch. Damit lag sein Gewicht nicht mehr auf Conans Bein, so daß dieser das versengte Segeltuch abschütteln konnte. Er sprang auf und ergriff die Zügel des verstörten Pferdes.
Da stand er nun, in einem Regen aus Erde, Schutt und dunklen Tropfen, von denen er irgendwie wußte, daß sie Blut waren. Staubwolken und Rauchsäulen verdunkelten den Mond über dem Schlachtfeld. An manchen Stellen flackerte noch Feuer auf; aber das Schlimmste dieses herbeigezauberten Infernos schien vorüber. Aus dem Durcheinander des zerstörten Lagers hörte er Stöhnen und erstaunte Schreie. Die Männer und Pferde, die nicht flachgewalzt worden waren, liefen aufgelöst umher. Aus der Ferne hörte er Kampflärm – Bragos Leute rückten vor.
Conan führte sein Pferd und half mehreren Kameraden auf die Beine. Er forderte sie auf, eine Truppe zu formieren und sich für den Kampf vorzubereiten. Bei den Verwundeten hielt er nicht an. Sobald die Unverletzten die Sache im Griff zu haben schienen, stieg er auf und ritt den Abhang hinunter.
Zwischen Zeltfetzen, umgestürzten Bäumen und benommenen, langsam wieder zur Besinnung kommenden Opfern sah Conan auch grauenvollere Überbleibsel – Leiber von Männern und Pferden, teilweise in Stücke gerissen, manche verbrannt. Bei einigen hatte die Zauberkraft Agohoths das Innere grauenvoll nach außen gestülpt.
Eine dreckige Art zu sterben, eine Schande für Hundolph und – Crom allein wußte es – für wie viele andere! Conans Miene war so fürchterlich, daß einige Männer, denen er begegnete, ihn ängstlich anstarrten.
Aber dennoch war der Zauber nicht von Erfolg gekrönt! Als Conan weiterritt, nahm die Zerstörung langsam ab. Bald war er im unteren unversehrten Teil des Lagers. Hier beluden Männer Pferde und machte sich fertig zum Kampf. Er hatte nur wenige Minuten Vorsprung gehabt, das Lager zu alarmieren; aber hätte er das nicht getan, hätte der Zauberer vielleicht den Feuernebel noch weiter vordringen lassen, ehe er ihn in Brand setzte, und diese Kompanien auch ausgeweidet.
Flammen und Schrecken hatten überall Hektik ausgelöst. Conan folgte der gepflasterten Straße, die vor Reitern und Fußsoldaten schier barst. Viele waren für einen Kampf bewaffnet, marschierten aber irgendwie ziellos dahin. Conan vermochte keine klare Aufstellung zu entdecken.
Als er in Bragos Lager kam, war dieses bis auf einige herumstehende Soldaten leer. Ein Reiter kam ihm entgegen und rief: »Conan! Hier kommst du nicht durch. Die Straße ist abgesperrt.«
»Ho, Thranos!« Conans Stimme klang selbst in den eigenen Ohren rauh und gedämpft. »Wenn der Weg versperrt ist, müssen wir ihn eben öffnen – ehe Bragos Bande uns an den Seiten zu Tode nagt oder der Prinz von der Stadt angreift.« Conan ritt an dem dickbäuchigen Söldner vorbei. Der wendete sein Pferd und folgte ihm. »Was meinst du mit
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