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Conan-Saga 31 - Conan der Renegat

Conan-Saga 31 - Conan der Renegat

Titel: Conan-Saga 31 - Conan der Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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der Klippen.
    Am Ende des Kamins wuchsen rechts und links Grasbüschel. Dankbar hielt er sich an einem davon fest. Aus dem Augenwinkel sah er etwas Dunkles kriechen. Gleichzeitig spürte er ein eigenartiges Kribbeln. Dann sah er, was es war. Viele graue Spinnen krochen ihm über die Hand und den Arm.
    Er unterdrückte seine Furcht. Doch allein schon der Gedanke, den Arm wegzuziehen, genügte. Ein brüchiger Stein unter einem Fuß gab nach. Der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken, als er abstürzte.
    Mit den Füßen voraus landete er auf Geröll. Er breitete Arme und Beine aus. So rutschte er weiter, bis er auf einen halbverschütteten Rundfelsen stieß. Danach rollte er bergab über Stock und Stein. Wiesen, Klippen und Mond rotierten ihm wild vor den Augen.
    Mit einem Ruck landete er auf trockenem Steingras. Die Nerven in Ellbogen und Knien zitterten noch. Er schüttelte den Kopf, um den Schwindel zu vertreiben. Der ganze Körper tat ihm weh, doch – welch Wunder – nirgends ein so scharfer Schmerz, wie bei einer ernsthaften Verletzung!
    Conan betrachtete die abgeschürften staubigen Glieder. Spinnen waren nicht zu sehen. Beim Sturz hatte er die Silberkette verloren. Sie hatte nur eine schmerzende Druckstelle an der Lende hinterlassen.
    Er saß da und blickte nach oben. Der Eingang zum Stollen war im Mondlicht nirgends zu sehen. Hoch oben auf den Klippen standen die Mauern des Palastes. Kein Gesicht war zu sehen. Er hörte auch niemanden Alarm schlagen. Der Lärm, den er beim Abstieg verursacht hatte, war unbemerkt geblieben.
    Sobald sein Kopf klarer war, kam ihm die Erkenntnis, daß er frei und heil war. Freude durchströmte ihn, aber jetzt war auch Eile angesagt. Er löste die Sandalen vom Hals und zog sie über die geschundenen Füße. Dann machte er sich mit immer noch wackligen Beinen auf zum Söldnerlager.
    Der Cimmerier folgte der Karrenspur, die um Stadtmauer und Klippen herumführte. Er blieb neben dem Weg und spähte immer wieder zur Palastmauer hinauf. Bei der kleinsten Bewegung hätte er sich in den Straßengraben geworfen. Hier folgte die Mauer der Biegung der Klippen. Auf dem kurzen Abschnitt sah er weder Fackeln, noch hörte er die üblichen Rufe der Wachtposten. Er ging schnell weiter und zwang die schmerzenden Glieder, das eigene Gewicht zu ertragen.
    Bald gingen die Klippen in den Abhang mit den Terrassen über. Die Zinnen der Palastmauer verschwanden. Jetzt hatte er die Stadtmauer erreicht. Hier verliefen Mauer und Weg eben dahin. Ganz am anderen Ende bewegte sich etwas.
    Wie ein Schatten schwang sich der riesige Cimmerier über die Befestigung der ersten Terrasse, um in ihrer Deckung weiterzueilen.
    Auf dem ersten der beiden Türme des Stadttores herrschte reges Treiben. Im Schein des großen Feuers dort oben sah Conan etwa ein halbes Dutzend Gesichter. Obwohl das Feuer durch die Brustwehr verdeckt war, stieg eine helle gelbe Rauchsäule in die stille Nacht hinauf.
    Conan kam näher und erkannte Agohoths schlaksige Gestalt. Der Zauberer gestikulierte wild mit den anderen Männern. Er sah aber nicht aus, als vollführe er magische Bewegungen. Er schien sie bei irgendeiner Arbeit zu leiten.
    Einige Männer hoben gerade ein bauchiges Gefäß auf die Brustwehr. Anscheinend war es aus Messing oder anderem Metall, denn Conan sah im Feuerschein die bauchigen Seiten schimmern.
    Da kippten die Männer ihre Last. Vor Conans Augen ergoß sich aus der weiten Öffnung eine zähe graue Flüssigkeit über die Turmkante.
    Das Zeug schien in Dampf überzugehen. Widerlich langsam kroch es die Turmmauer herunter und sonderte dabei kleine Fleckchen ab. Wenn sie auf dem Boden auftrafen, hüpften sie und drehten sich wie kleine Geister, die überlegten, ehe sie am Torwall vorbei auf das Söldnerlager zuschwebten.
    Aus dem riesigen Gefäß auf dem Turm floß unentwegt Nachschub. Agohoth beugte sich über den Wehrgang und beobachtete das Phänomen aufmerksam. Dann sprach er mit jemandem neben ihm. Conan glaubte, Ivor beim Hexenmeister zu erkennen.
    Welches Gift oder welchen Pesthauch mochte dieser Dampf bedeuten? Conan wußte es nicht, aber für ihn stand fest, daß es verderblich war. Er wünschte sich, Agohoth irgendwie zu erwischen und dem Hexenmeister den dürren Hals umzudrehen. Doch war das im Augenblick eine sinnlose Überlegung. Statt dessen erkundete er die nähere Umgebung.
    Vor dem geschlossenen Stadttor standen einige Wachtposten. Aber die hatten nur Augen für den mannshohen grauen Strom, der dahinkroch.

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