Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
›abgesperrt‹?«
»Bragos beste Reiter halten die Straße vor dem Lager besetzt. Alle, die durchwollten, haben sie niedergemacht. Besser wäre es, die Umzingelung an den Seiten zu durchbrechen.«
»Ach, wirklich?« Conan trieb sein Pferd vorwärts und ließ seinen ehemaligen Diebsgesellen weit hinter sich. Er ritt an Bragos Zelt vorbei, das offen und leer dastand. Danach traf der Cimmerier auf etliche Reiter, die unschlüssig am Straßenrand warteten. Jetzt tauchte vor ihm die Absperrung am Lagerrand auf. Dahinter sah er im silbernen Mondlicht mehrere Lanzenreiter zu Pferd. Er schlug ein schnelleres Tempo an und ritt die Straße hinab.
»Seht, Conan will seinen Speer erproben!« rief jemand.
»Ein tapferer Krieger – man sollte ihm helfen«, sprach eine andere Stimme.
Ohne auf ihre Rufe zu achten, griff Conan hinter sich zum Schild, löste die Riemen und schob den Arm hindurch. Dann streckte er die freie Hand aus, fühlte den Speer, entschied aber für die Axt. Diese Waffe hatte zwei breite geschwungene Klingen und war schwerer als die frühere. Er packte sie oben und holte sie aus der Halteschlinge. Die Hufe des schwarzen Hengstes donnerten auf der Straße. Da es bergab ging, wurde er von selbst schneller. Conan setzte sich fest in den Sattel, schlang den Tragriemen der Axt um das Handgelenk und versetzte dem Pferd mit der flachen Klinge einen Schlag auf die Seite. Die Geschwindigkeit der Hufschläge unter ihm nahm zu.
Die Reiter vorn an der Straße schwärmten aus. Der größte Krieger in der Mitte galoppierte an. Die Lanze hielt er waagrecht. Am Federbusch des Helmes und an dem Wolfsgesicht, das auf seinen Schild gemalt war, erkannte Conan, daß es Hauptmann Brago selbst war.
Die Pferde rasten aufeinander zu. Funken schlugen von den Hufen. Conan nahm die Zügel in die Hand unter dem Schild, mit der anderen schwang er die Axt. Brago hielt den Schild in Schulterhöhe, um den zu erwartenden Axthieb abzuwehren. Mit der Lanzenspitze zielte er auf das Herz seines Gegners. Hinter dem Visier waren die Augen nicht zu sehen, aber unter dem Nasenschutz schien der Mond auf den blonden Schnurrbart über dem grimmig verzerrten Mund. Der Abstand zwischen beiden verringerte sich schrecklich schnell.
Dumpf klingend trafen Fleisch und Metall aufeinander, als die Reiter zusammenstießen. Conans hölzerner Schild wischte Bragos Lanze beiseite, so daß die Spitze nicht mehr gefährlich war. Seine Axt strich niedrig und gerade über die Mähne des gegnerischen Pferdes.
Die Schlagkraft des Barbaren wurzelte in den trommelnden Hufen seines Hengstes. Von dort floß sie über die sehnigen Fesseln durch den Sattel in die starken Knie des Reiters, die das Tier unbarmherzig umklammerten. Die Stoßkraft wurde durch das Hinüberbeugen Conans und den eisernen Griff des mächtigen Arms verstärkt, als die breite Schneide der vollen Wucht von Bragos Angriff begegnete.
Der Streich traf den Söldnerführer direkt unter dem Schild in die Mittelpartie, direkt unter der Brustplatte. Der kurze schrille Schrei des Mannes klang grauenvoll, als die Luft aus den Lungen entwich. Noch entsetzter aber waren seine Kameraden, als sich die Pferde nach dem Zusammenstoß wieder trennten. Da nämlich stürzte ihr Anführer in zwei Hälften aus dem Sattel.
Fast ohne Pause wendete Conan und warf sich dem nächsten Reiter entgegen. Der Rest von Bragos Männern wurde von dem Strom der Reiter erledigt, die dem Cimmerier nachgeritten waren. Einige von Bragos Anhängern flohen entmutigt, andere stellten sich dem Kampf. Das Klirren der Schwerter hallte durch die Nacht.
16. Kriegsrat
16
KRIEGSRAT
»Da ist der Mörder!«
Conan rappelte sich mühsam aus seiner Schlafgrube auf. Er hatte das Gefühl, der Kopf sei ihm mit modriger Wolle ausgestopft, und das Herz zitterte ihm von dem plötzlichen Erwachen. Aber offensichtlich hatte er schneller reagiert, als ihm bewußt war; denn das gezückte Schwert lag ihm schon in der Hand.
Er richtete sich von dem Nest aus alten Fellen auf, wo er geschlafen hatte. Es war eine Mulde zwischen den Wurzeln einer mächtigen Eiche. Der Cimmerier stützte sich gegen den dicken Stamm und blickte in einen Kreis wütender Gesichter.
Einer sagte: »Zeno, hab Erbarmen! Der Mann hat seit Stunden wie ein Toter geschlafen – obwohl es mir unklar ist, wie jemand in diesem Lärm mittags schlafen kann.« Der Sprecher blickte von Conan zu dem rothaarigen Krieger. »Ich sage, du solltest ihm genügend Zeit lassen, aufzuwachen
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