Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
und sich vorzubereiten, ehe du ihm Anklagen entgegenschleuderst.«
»Nein! Die Gerechtigkeit hat lange genug gewartet!« Zeno drängte sich an dem Mann vorbei, der ihn zurückhalten wollte. »Hat der Schurke etwa Stengar Zeit gelassen? Oder dem jungen Lallo?« Der kraushaarige Söldner war bis zum Hals in staubiges Leder gekleidet. Bei seinen Anklagen schlug er bekräftigend gegen den Schwertgriff am Gürtel. Er schäumte vor Wut. »Für weiteren Verrat lasse ich ihm keine Zeit. Jetzt, da er Hundolph aus dem Weg geräumt hat, übernimmt er bei unserer Abteilung das Kommando, als sei das sein Geburtsrecht!«
»Pure Verleumdung!« stieß Conan wütend heraus. »Ich habe versucht, Hundolph zu retten – und dein wertloses Fell ebenfalls, Zeno.«
»Ja, das stimmt!« krächzte ein junger Söldner. »Ich war dort. Die Warnung des Barbaren war noch in den Ohren des Hauptmanns, als der Feuernebel ihn erwischte.«
»Also, ich mißtraue seinen viel zu vorausschauenden Warnungen.« Zeno überbrüllte das Stimmengewirr um ihn. »Ich weiß nur, daß er nachts nicht bei uns war, sondern irgendwelchen dunklen Geschäften im Palast nachging. Und er war auch merkwürdig gut in Ivors Plan des Verrats eingeweiht.« Genüßlich flossen Zeno die boshaften Anspielungen von der Zunge. »Dann stürmt er ins Lager und bringt unseren Untergang durch Zauberei gleich mit. Ich überlebte nicht, weil er mir irgendwie geholfen hätte, nein! Sondern trotz seiner sogenannten Hilfe durch meinen eigenen Verstand und mein Können.«
Eine andere Stimme erhob sich. »Und was ist mit Brago? Conan erschlug ihn und hat damit die Umzingelung durchbrochen. Ohne seine Hilfe wären wir eingepfercht gewesen.«
»Blödsinn! Reine Ruhmsucht! Ich habe selbst eine Gruppe durch Bragos südliche Kette geführt.« Bei Zenos Worten nickten etliche Männer neben ihm. »Die Frage ist doch: Wie lange noch wollen wir dulden, daß dieser Barbar sich unter bessere Männer einschleicht, worin er so merkwürdig geschickt ist?«
Heftiger Streit brach unter der Menge aus, die um die Eiche geschart war. Wie damals in der Schenke schieden sich die Geister. Die eine Partei schlug sich auf Conans, die andere auf Zenos Seite. Mit finster umwölkter Stirn bemerkte er aber, daß dieser hitzige Streit nur hier wogte. Auf den Hügeln über den Köpfen der Streithähne sah er andere Söldner, die Feuer zum Kochen anfachten, Zelte aufschlugen und unbekümmert Pferde sattelten.
»Meiner Meinung nach ist die Frage einzig und allein die«, setzte sich ein grauhaariger alter Söldner lautstark durch, »die Frage ist: Wer soll Hundolphs Haufen jetzt führen, da der alte Pirat tot ist?« Grinsend blickte er in die Runde. »Diese beiden Kampfhähne wetteifern um den Posten. Ich sage, statt darüber zu streiten, sollten wir das nach alter Tradition erledigen. Die beiden sollen darum kämpfen!«
Sein Vorschlag wurde bejubelt. Sofort zog sich die Menge zurück, um den beiden Platz für den Zweikampf zu machen. Zeno trat vor, zog das Schwert aus der Scheide und erklärte: »Also gut! Wahre Schwertkunst gegen rohe barbarische Muskelprotzerei.« Er ging in Kampfstellung und schwang die silberne Klinge. »Komm doch, Cimmerier, wenn du dich traust! Mal sehen, ob du diesmal auch mein Schwert zerbrechen kannst.«
Schweigend, von Wut beflügelt, stürmte Conan vorwärts. Noch schneller als sonst flog sein Schwert nach oben und traf Zenos mit mächtigem Schlag. Nur ein Schlag – und die mitleidlose Kraft dieses Schlags sandte Zenos Schwert tief herunter und beiseite. Statt zurückzutreten und wieder in Fechtposition zu gehen, tat Conan einen Satz nach vorn, bis sein Körper innerhalb der Reichweite von Zenos Waffe war. Sorglos ließ der Cimmerier das Schwert fallen und schlang die Arme um Zenos Mitte.
»Aha! Ringen willst du! Ich krieg dich!« Zenos Rufe kamen in Abständen, weil die mächtigen Arme Conans ihm die Atmung behinderten. Er strampelte und versuchte Conan in die Weichteile zu treten; außerdem schlug er wild mit dem Schwert um sich. Aber beides scheiterte. Conan wirbelte den strampelnden Gegner im Kreis herum. Dabei preßte er immer stärker.
Zenos Füße schleiften hilflos über den Boden. Sein ganzes Gewicht war hochgehoben. Obwohl er kein kleiner Mann war, schüttelte Conan ihn hin und her wie eine Antilope im Maul eines Löwen. Aber Zeno gab nicht auf. Mit einer Hand hielt er stur das Schwert umklammert, mit der anderen versuchte er den Dolch aus dem Stiefel zu ziehen. Aber er
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