Conan-Saga 31 - Conan der Renegat
Schwärze Gestalt annahm. Am Horizont tauchten Rauchschwaden auf, vor denen sich menschliche Gestalten abzeichneten. Dann wurde die Szene deutlicher.
Über den Rücken der dahinpreschenden Reiter sah Conan die hölzerne Palisade eines befestigten Legionärslagers. Man hatte Fackeln auf den Wehrgang gebracht. Die Wachtposten blickten erschrocken auf die herangaloppierende Horde der Angreifer. Vielleicht hatten sie auch die Schreie aufgeschreckt, die aus den Kehlen der Harangi von allen Seiten ertönten. Das Gebrüll brandete gegen die Befestigungen und schallte beinahe körperlich spürbar in Wellen zurück.
Die Palisade war sehr hoch, das Tor geschlossen. Als Conan auf das Ziel losstürzte, machte er sich unwillkürlich Gedanken, was die wilden Reiter im Schilde führten. Inzwischen war er bei den hintersten Reitern der Harangi-Horde gelandet und konnte den Angriff voll überblicken. Die vordersten Reiter teilten sich vor dem Hindernis und holten mit einem Hagel aus Pfeilen, Bolzen und Speeren einige Wachtposten auf dem Wehrgang herunter. Dann brandete eine dichte Welle von Angreifern gegen die Holzwand. Die Reiter schleuderten Seile mit Enterhaken hoch, die sich in die Palisade fraßen. Dann machten die Männer kehrt, während andere anstürmten.
Die Seile waren nicht zum Hinaufklettern gedacht, wie Conan jetzt klar wurde. Statt dessen führten die Männer aus den Bergen ein wahres Reiterkunststück auf, indem sie gleichzeitig mit den Seilen fortritten und mit der Kraft ihrer Pferde daran zogen. Mit lautem Knacken und Knarzen gaben die Baumstämme der Palisade nach. Ein Wachtposten warf überrascht die Arme hoch und fiel rückwärts in den Hof, als der Boden unter ihm weggerissen wurde. Etliche Soldaten klammerten sich an die nach vorn stürzende Wand.
Wieder schleuderten Reiter die Seile mit den Enterhaken hoch, als ihre Gefährten durch die Bresche drängten, um die Kother in den hölzernen Wachtürmen in einen Kampf zu verwickeln. Die Sehnen der harangischen Kurzbogen sangen wie die Saiten einer Laute. Speere durchbohrten die Soldaten auf dem Wehrgang. Conan sah, wie die Männer aus den Bergen aus dem Sattel sprangen oder ihren Gefährten auf die Schultern stiegen, um auf die Palisade zu klettern. Einige wurden abgewehrt, andere schafften es, sich nach oben zu ziehen.
Der unerbittliche Ansturm erfaßte jetzt auch Conan. Überrascht stellte er fest, daß er Schwert und Axt in den Fäusten hielt und ihm ein wilder Schrei aus der Kehle drang. Dann preschte er mit den anderen Reitern gegen die hohe Palisade. Er spürte einen unwiderstehlichen Drang, auf die Holzbohlen als Ersatz für einen menschlichen Feind einzuhacken.
Da entdeckte er eine Bresche in der verhaßten Umwallung, wo die Harangi die senkrecht stehenden Holzstämme umgerissen hatten. Sein Schlachtroß war anscheinend noch aufgeregter als der Cimmerier; denn es sprang mit einem gewaltigen Satz auf die keilförmige Öffnung zu.
Jetzt war die Hölle los. Ein Wald aus Speerspitzen und Fackeln teilte sich vor Conan, als er, von lautem Geschrei begleitet, im Hof landete. Keiner hatte erwartet, daß ein solch gigantisches Roß mit Reiter wie aus dem Himmel herabsprang. Der schwarze Hengst bahnte sich einen Weg über gekrümmte Körper, biß wie der Leibhaftige nach rechts und links, während Conan mit seinen Waffen nach allen Seiten hin wütete. Dann waren Mann und Roß durch die Linien der Verteidiger gebrochen und wendeten, um sie erneut anzugreifen.
Inzwischen war ein größerer Teil der Palisade gefallen, und Harangi stürmten mit lautem Gebrüll über die umgerissenen Bohlen herein. Die Kother konnten zwischen ihnen und dem tobenden Cimmerier nicht standhalten. Daher teilten sie sich. Conan drang an einer Flanke vor und half, sie erbarmungslos zurückzudrängen. Dann mußte er kehrtmachen, um sich einer neuen Gruppe fliehender Verteidiger zu widmen, die aus ihren brennenden Zelten liefen.
Die letzten Kother schafften es gerade noch, in einem aus Steinen errichteten Bergfried Zuflucht zu finden, an den die Palisadenwälle angebaut waren, um der Legion Unterkunft zu bieten. Die Königlichen kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, da sie von den wilden Bergstämmen keine Gnade zu erwarten hatten. Die Harangi wollten jetzt das Tor rammen. Als das gleichmäßige Donnern ihres Rammbocks aus Stämmen der Palisade durch das Fort hallte, war klar, wer am Ende den Sieg davontragen würde.
Schließlich hörte man zwar hie und da noch Kampfeslärm, doch da
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