Conan-Saga 32 - Conan der Champion
beraubt werden.«
»Du magst darin viel Erfahrung haben«, sagte Rerin. »Doch fürchte ich, daß dieser Bau nicht von Menschenhand stammt.«
»Das ist übel. Dazu noch das, was du über die Zauberei dort gesagt hast. Aber wir müssen alles versuchen.« Er warf einen Knochen über die Schulter. Man hörte, wie sich etwas darüber hermachte. Conan legte sich schlafen. Als Kopfkissen diente ihm sein Brustpanzer, als Decke sein Wolfsfellumhang. »Du übernimmst die erste Wache. Halt uns das Grünzeug vom Leibe.« Mit der Hand am Schwertgriff schnarchte er kurz darauf.
Rerin schloß die Augen und hob die Hände im Gebet. »Vater Ymir, im Interesse der Menschheit danke ich dir, daß du nicht viele wie ihn geschaffen hast; aber im Namen Alcuinas und in meinem eigenen danke ich dir, daß du ihn uns schicktest.«
Hoch oben im Turm des Schlosses stand Hasta in einem Gemach voll seltsamer Geräte über einem Kohlenbecken. Der Raum war erfüllt von merkwürdigen Tierlauten und Gerüchen. Hasta sog tief die Dämpfe ein, die aus den auf der Glut verdörrenden Blütenblättern aufstiegen. Seine Silberaugen enthüllten keinerlei Regung, nur sein Körper zuckte krampfartig. Der Spiegel, vor dem er stand, zeigte nicht seine zuckende Gestalt, sondern Wirbel aus vielfarbenen Rauchwolken. Ein Strom unverständlicher, nicht menschlicher Laute ergoß sich aus seinen Lippen.
Leise öffnete sich die Tür. Sarissa trat herein. Sie trug jetzt ein Gewand mit Kapuze aus durchsichtigem Stoff, das ihre üppigen Formen mehr betonte als verhüllte. Sie wartete schweigend, um ihren Bruder in seiner Trance nicht zu unterbrechen. Auch sie verfügte über gewisse Kräfte, doch halfen sie ihr nicht gegen die grausamen und peinvollen Maßnahmen, mit denen Hasta sein Mißfallen auszudrücken pflegte.
Sie war ihres neuen Spielzeugs überdrüssig geworden, das jetzt schluchzend und erschöpft in einer Ecke saß. Außerdem hatte Sarissa gespürt, daß ein wichtiger Zauberspruch im Schloß angewendet wurde. So wie irdische Wesen sofort die Stimme eines geliebten Menschen erkennen, fühlte Sarissa die Schwingungen eines Zauberspruchs ihres Bruders. Sie beschloß, nachzusehen. Sie und ihr ganzes Volk litten am meisten unter der Last der Langeweile. Daher verwendeten alle viel Zeit darauf, neuen Zeitvertreib zu suchen. Sarissa wußte, daß der Zauber ihres Bruders irgendwie neu war, und erhoffte sich Aufheiterung.
Hasta schüttelte sich und verließ seinen durch Drogen verstärkten Trancezustand. Er bemerkte Sarissas Anwesenheit. Sie trat zu ihm und legte liebevoll die Arme von hinten um ihn, so daß ihr Kinn auf seiner Schulter ruhte. »Was hast du herausgefunden, Brüderlein?«
»Unsere neue Sklavin ist Gegenstand ausgedehnter Suche, Schwester. Es scheint, daß irgendein törichter Zauberer aus der Menschenwelt Ereignisse in Gang gesetzt hat, die beide Welten zerstören könnten.«
»Wie faszinierend! Alles wegen meines neuen Schätzchens? Ist sie wirklich eine Königin, wie sie behauptet?«
»Ja. Zumindest nach dem Verständnis der Menschen. Allerdings auch dort nur eine kleine, unbedeutende Königin. Und – ist sie ein bißchen interessant für dich?«
»Einfach bezaubernd! Sie ist so hochmütig, daß du es kaum glauben würdest, selbst wenn sie sich meinem Willen beugen muß. Sie zu brechen, wird eine reizvollere Aufgabe sein, als ein Wildpferd zuzureiten. Bereits jetzt hat mir das Ganze ... Spaß gemacht.«
»Ich werde sie mal selbst ausprobieren«, sagte Hasta, ohne sich weiter seinen Zauberkünsten zu widmen.
»Aber wer sucht nach ihr? Wir könnten doch Leute aussenden und einen herrlichen Hinterhalt legen!« Die Aussicht auf Gewalt war den Schloßbewohnern immer willkommen.
Hasta zeigte auf den Spiegel, in dem sich Gestalten formten. »Diese Knechte des Lords des Dämonenlands hatten sie gefaßt, verloren sie dann aber wieder.« Sie sahen die grauen halbmenschlichen Gestalten auf der Suche im Wald. Sie hielten beim Laufen die Schnäbel dicht am Boden, als wollten sie die Spur erschnüffeln.
»Bloß die?« Sarissa war enttäuscht. »Diese Biester sind zu dumm, um interessant zu sein. Kein Wunder, daß sie denen entflohen ist.«
»Ich glaube, der Dämonenlord wird einen seiner Jäger aussenden«, versicherte ihr Hasta. »Das verspricht, interessanter zu werden. Und dann gibt es noch andere.« Das Bild veränderte sich. Sie sahen einen alten und einen jungen Mann über eine Wiese gehen. »Der Alte ist ein Zauberer aus der Menschenwelt.
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