Conan-Saga 32 - Conan der Champion
Jäger drehte sich wie wild um die eigene Achse. Conan flog wie ein kleiner Junge am Ende des Speerschaftes durch die Luft. Die starke Esche brach nicht. Da schoß eine Garbe blauer Flammen aus den Augenschlitzen. Rauch drang aus den Fugen der Rüstung. Der Reiter sank ihn sich zusammen. Zitternd verharrte das Pferd. Totenstille herrschte.
Schimmernd wie aus Eis waren Roß und Reiter erstarrt. Das Ding war tot, wenn es je gelebt hatte.
»Was war das?« fragte Alcuina. Sie war neben den Cimmerier getreten. Auch die anderen kamen jetzt näher.
»Wir sahen einen Lichtschein bei den Großen Steinen, Herrin«, erklärte Siggeir. »Da sind wir herübergelaufen, um zu sehen, ob Ihr und der Magier vielleicht zurückgekehrt seid. Doch jetzt kommt mit in die Festung. Hier draußen sind wir alle in großer Gefahr.«
»Gefahr?« fragte Alcuina erstaunt. Mit der Vernichtung des Jägers schien für sie jede Gefahr gebannt.
»Unsere Feinde sind auf dem Vormarsch«, erklärte Siggeir. »Laßt uns hinter die Mauer gehen, wo wir uns verteidigen können.«
»Seht!« rief einer.
Alle blickten zum metallenen Jäger. Mit unirdischer Geschwindigkeit breitete sich Rost aus. Quietschend und knarzend fiel ein Arm ab, dann knickten die Pferdebeine ein, und das Ding fiel krachend in sich zusammen. Es platzte. Rädchen, Hebel, Schrauben und viele andere Dinge quollen heraus.
»Es gehörte nicht in unsere Welt«, bemerkte Rerin.
»Ich bin überglücklich, Euch in Sicherheit zu sehen, Herrin.«
Alcuina wandte die Augen von dem rostigen Schrott zu dem gutaussehenden jungen Mann mit blonden Locken und blondem Bart. »Ich bin Leovigild, der Neffe Odoacs, des Königs der Thungier.«
Alcuina funkelte ihn an, doch war ihr Interesse unverkennbar.
»Ist meine Festung von Feinden erstürmt worden, daß Odoacs Erbe jetzt zwischen meinen Kriegern sitzt?«
»Ich bin nicht mehr der Erbe«, versicherte ihr der Jüngling. »Und ich schwöre, daß ich nicht Euer Feind bin. Laßt uns zu Eurer Halle gehen. Dort könnt Ihr passendere Kleidung anlegen. Danach besprechen wir alles bequem und in Ruhe.«
Alcuina nahm königliche Haltung ein, nickte dem jungen Mann zu und ging zur Festung. Die anderen folgten ihr. Conan ging als letzter. Er fühlte sich etwas um den Ruhm betrogen. Seine Großtat wurde von der neuesten politischen Entwicklung in den Schatten gedrängt. Rerin kam zu ihm.
»Komm, Conan! In der Halle ist es warm, und es gibt etwas zu essen. Wenn du dir ewigen Ruhm erhofft hast, hättest du einen Barden bestellen müssen, der bei deinen Kämpfen neben dir steht.«
»Schätzt sie meine Dienste wirklich so gering ein?« fragte der Cimmerier verletzt. »Es wird noch einige Jährchen dauern, bis aus diesem grünen Jungen ein richtiger Krieger wird.«
»Krieger kommen und gehen«, sagte Rerin. »Alcuina ist eine Königin und muß an das Wohl ihres Volkes denken. Im Vertrauen, ich hatte mit ihr über die Möglichkeit gesprochen, dich als Prinzregenten zu wählen und ...«
»Ha!« unterbrach ihn Conan. »Ich werde das erste Schiff nehmen, das im Frühling nach Süden fährt. Wenn ich ein Königreich will, dann erobere ich mir eins! Bei Crom! Ich erheirate mir doch keins!«
»Dann ist ja alles gut. Leovigild stammt aus königlichem Geblüt, wie auch Alcuina. Vielleicht können sie vereint ihre Völker retten.«
12. Blutiger Schnee
12
BLUTIGER SCHNEE
Finster starrte Conan in den Krug mit Ale, während die Königin der Cambrer und der verbannte Erbe der Thungier Rat hielten. So sehr der Cimmerier es auch haßte, er mußte zugeben, daß der Jüngling weise und beherzt sprach, wenn auch für seinen Geschmack etwas zu vorsichtig. Conan sah, daß Alcuinas Männer den Thungier mit Respekt anblickten, was er bei einem so sippenverhafteten Volk nicht erwartet hätte. Aber natürlich wurden königliche Hoheiten nie so wie das niedere Volk behandelt. Könige und Königinnen mußten Fremde heiraten, damit ihre Nachkommen nicht degenerierten.
»Alcuina, wir haben es mit zwei Feinden zu tun«, erklärte Leovigild. »Erstens mit den Thungiern, unter Führung meines Onkels. Zweitens, und das ist viel gefährlicher, mit Totila und den Tormanna. Odoac ist ein Meuchelmörder und mit dem Alter etwas schwachsinnig geworden. Totila dagegen ist ein hervorragender Krieger in der Blüte seiner Manneskraft. Auch hat er seine Männer nicht durch Mangel an Betätigung verweichlicht werden lassen. Die Cambrer sind nicht sehr zahlreich. Du kannst dich
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