Conan-Saga 32 - Conan der Champion
Anschließend könnt Ihr das Phantom töten, das ganz realistisch sterben wird.«
Totila grinste. »Kannst du das wirklich? Dann wären die Thungier ehrenvoll verpflichtet, mir zu folgen, dem Rächer ihres Herrschers.«
»Genau so!« sagte Iilma.
Totila klatschte sich vor Vergnügen auf die Schenkel. »Das machen wir! Ich habe noch nie denselben Mann zweimal getötet, bin aber bereit, es zu tun.«
Odoac saß mit seinen Hauptleuten am Lagerfeuer und starrte niedergeschlagen in die Flammen. Begierig hatten sie den Kampf gegen die Cambrer erwartet. Das Auftauchen der Tormanna hatte ihre Begeisterung spürbar gedämpft. Ein alter grauhaariger Krieger wandte sich an den König.
»Wir kamen her, um Alcuinas Land zu erobern. Das wird uns nicht gelingen, wenn Totila da ist. Ich bin dafür, daß wir nach Hause gehen und auf eine bessere Gelegenheit warten.«
Einige stimmten ihm zu. Es gab aber auch Gegenstimmen. »Nein! Soll man uns nachsagen, daß die Thungier zu einem Feldzug aufbrachen und, ohne einen Streich geführt zu haben, wie geprügelte Hunde zurückliefen? Mit solcher Schande will ich nicht leben!« Starker Beifall folgte diesen Worten.
»Und so sollten alle aufrechten Krieger denken!« rief Odoac. Er wollte auf keinen Fall zurückgehen und die Männer den ganzen Winter lang über das Fiasko nachdenken lassen, in das ihr König sie geführt hatte.
»Wenn wir jetzt die Hälfte des Landes bekommen – was soll's? Das nächste Jahr kommt bestimmt. Im Augenblick können wir es nicht mit Cambrern und Tormanna gleichzeitig aufnehmen. Vielleicht sieht das nächstes Jahr schon anders aus. Dann holen wir uns erst den Rest des Landes der Cambrer. Danach ziehen wir nach Westen und vernichten Totila. Deshalb müssen wir jetzt das Bündnis eingehen. Nach gewonnener Schlacht bindet uns nichts mehr.« Diesmal stimmten fast alle Krieger zu. Auch wenn der Plan nicht perfekt war, gestattete er es ihnen, zu kämpfen und ehrenvoll heimzuziehen. Keinem behagte der Gedanke, den Frauen und Alten mit Speeren ohne jeden Blutspritzer gegenüberzutreten.
Odoac lächelte seinen Männern zu und verbarg seine Erleichterung. Er wollte jetzt nur ein kleines Stück Land, seinen Ruf als Befehlshaber in einem Feldzug nicht geschädigt sehen und Leovigilds Leiche vor den Füßen. Und all das würde er morgen vielleicht schon erreicht haben.
»Da sind sie«, sagte Conan.
Er stand neben Alcuina auf dem Wehrgang. Alle kampffähigen Cambrer, die ein Plätzchen dort oben ergattern konnten, drängten sich ebenfalls hinter der Palisade. Auf dem Wehrgang lehnten hastig gefertigte Speere und aufgeschichtete Steine, von Faustgröße bis zu Felsbrocken mit einem Fuß Durchmesser. Diese Art der Verteidigung war den Cambrern unbekannt; aber Conan hatte darauf bestanden, daß darin ihre einzige Chance lag, da der Feind zahlenmäßig weit überlegen war. Sie hatten gelernt, in solchen Situationen dem Wort des Cimmeriers zu trauen.
»Es sind wirklich sehr viele«, sagte Alcuina und gab sich Mühe, die Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken.
Am Waldrand hinter den Großen Steinen marschierten immer mehr Krieger auf. Im Sonnenlicht glänzten die Bronzehelme und Kürasse. Sonst sah man von den Männern nur die großen Rundschilde. Sie standen in zwei beinahe gleich großen, aber räumlich deutlich getrennten Abteilungen.
»Sie mögen Verbündete sein«, bemerkte Siggeir grinsend, »aber zwischen Thungiern und Tormannas herrscht wenig Liebe.«
Jetzt hörte man, wie Bäume gefällt wurden.
»Sie gehen ans Werk«, sagte Conan. »Sie bauen Leitern, um die Mauern zu ersteigen.«
»Wird ihnen das gelingen?« fragte Alcuina bang.
»Wenn man ihnen genügend Zeit läßt, bestimmt«, erklärte Conan. »Diese Festung steht nicht auf einem steilen Berg. Eine erfahrene Armee könnte die Feste schnell erstürmen. Da aber diese Männer wohl nur über Mauern geklettert sind, um beim Nachbarn Hühner zu stehlen, dürften sie einen oder zwei Tage brauchen.«
»Reicht uns das?« fragte sie.
»Wenn alles gutgeht, schon. Du siehst da draußen auf der Ebene sehr viele Krieger; aber es gibt nur zwei Männer, die gefährlich sind: Iilma und Totila. Ich werde mich um Totila kümmern, und Rerin sagt, er könne mit Iilma fertigwerden.«
»Ich bete zu Ymir, daß dem so sein möge.« Alcuina zog ihren Pelz enger, doch nicht wegen der Kälte.
Eine Stunde später rückte der Feind gegen die Festung vor. Conan befahl allen, außer den Kriegern, den Wehrgang zu räumen.
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