Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
packte Manzur und riß ihn hoch. »Das ist kein ...« Doch ehe der Nomade weitersprechen konnte, hatte Manzur schon das Schwert gezückt und ihm die Spitze von unten durch die Kehle und den Rachen ins Gehirn gestoßen. Nur mit Mühe konnte er die Klinge aus dem Schädel ziehen. In der Dunkelheit sah er kaum, daß der andere Hyrkanier die Lanze nach ihm warf. Blitzschnell lehnte er sich zurück. Es gelang ihm, den Schaft mit der linken Hand zu greifen und den Feind nach vorn zu reißen. Mit der rechten führte er einen bilderbuchmäßigen Hieb mit dem Schwert über den Hals des Gegners aus. Lautlos stürzte der Hyrkanier aus dem Sattel.
Manzur fand das ausgetrocknete Bachbett nur wenige Meter entfernt. Er mußte an sich halten, um nicht in ein Triumphgeheul auszubrechen. Mit zwei Schwerthieben hatte er zwei Feinde erledigt! Das würde ein Gedicht werden, sobald er dazu Zeit hatte! Er fand, wenn er auch noch nicht der größte Krieger der Welt war, konnte es nach diesem Anfang nicht mehr lange dauern, bis man ihm diesen Titel verlieh. In Hochstimmung ritt er durch die Nacht.
Bei Sonnenaufgang lag die Stadt schon weit hinter ihm. Er konnte jetzt riskieren, das Bachbett zu verlassen. Ein Blick zeigte ihm, daß er allein auf weiter Flur war. Die feindlichen Linien hatte er anscheinend gut überwunden. Jetzt suchte er nach den Spuren der Roten Adler. Tausend Pferde konnten schließlich nicht unbemerkt dahintraben. Auch der blutigste Laie mußte ihre Hufeindrücke finden.
Gegen Mittag fand er endlich die Spuren der Roten Adler. Irgendwo in ihrer Mitte war seine geliebte Ishkala! Manzur nahm die Verfolgung auf. Das war entschieden aufregender, als auf der Mauer einer belagerten Stadt zu stehen. Die Tatsache, daß man ihn mit Sicherheit aufhängte, würde er je nach Sogaria zurückkehren, bereitete ihm keine Kopfschmerzen. Irgendwie würde er sich auch da herauswinden. Schließlich hatte er vor, als siegreicher Held in die Stadt zurückzukehren.
Etwas störender war die Menge seines Proviants, die war nämlich winzig. Er besaß einen Schlauch mit Wasser, einen kleinen Sack Trockenfrüchte und Getreide. Wenn er das Wasser mit seinem Pferd teilen mußte, reichte es knapp zwei Tage. Er mußte in dieser trockenen Gegend irgendwie Wasser finden. Doch machte er sich auch deshalb keine Gedanken. Die Götter sorgten immer für einen Helden.
Ganz schnell schob er den Gedanken von sich, daß in den meisten Epen der Held am Ende ums Leben kam.
Zehn
Z EHN
Am späten Nachmittag ritt der Cimmerier ins Lager des Kagan. Die Pferdeschweife an der Standarte vor dem Zelt warfen schon lange Schatten. Er hatte einen arbeitsreichen Tag hinter sich. Der Kagan hatte ihm befohlen, die Belagerungssituation zu prüfen. Ein Mann ohne Clan-Bindungen wie Conan hatte es leichter, Streitigkeiten zwischen den Stämmen aufzuspüren, welche der Kagan zu schlichten hatte.
Um ihm bei diesen Ermittlungen zu helfen, hatte er sich einen gebildeten Gefangenen als Begleiter erbeten. Diesen Mann benutzte er als Dolmetscher, wobei er auch seine Sprachkenntnisse in dem Dialekt verbesserte, der in Sogaria gesprochen wurde. Für einen Mann mit starkem Wandertrieb hing das Überleben oft von der Kenntnis fremder Sprachen ab.
Conan stieg ab, warf einem Diener die Zügel zu und betrat das Zelt. Der Kagan saß da, umgeben von höheren Offizieren und schien den Cimmerier nicht zu bemerken. Doch Conan wußte inzwischen, daß dem Kagan nichts in seiner Umgebung entging. Vor Bartatua stand das Modell der Stadt, welches ein gefangener Künstler angefertigt hatte, komplett mit sämtlichen Gebäuden.
»Conan«, sagte Bartatua, nachdem er die Unterhaltung mit den anderen beendet hatte, »was hältst du von Belagerungstürmen?«
»Gar nichts«, antwortete Conan. »Es gibt hier in der Gegend kein Holz dafür. Die einzigen Bäume sind Obstbäume und Olivenhaine. Die Stämme sind zu dünn und ungeeignet. Das Holz der Obstbäume ist zu weich und das der Oliven zu ölhaltig, daß ein Brandpfeil den Belagerungsturm in einen Scheiterhaufen verwandeln würde. Außerdem würde das Abholzen der Obstgärten die Stadt vernichten.«
»Was scheren uns die Städter, Fremder?« fragte ein Anführer hochmütig, dessen Gesicht mit Schlangen tätowiert war.
Conan blickte ihm direkt in die Augen. »Ich würde die Stadt des Kagan verwüsten, nicht die der Sogarier.« Mißmutig wandte der Anführer sich ab.
»Das Holz ist auch für Stützbalken in Schächten unbrauchbar«, fuhr der
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