Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Brieftauben losschickt und bekommt?«
Der Kapitän blickte beunruhigt drein. »Ich weiß nichts über die Gewohnheiten von Magiern, Herrin. Solange er nichts Verräterisches gegen meinen Prinzen unternimmt, halte ich mich raus.«
Resignierend ließ sich Ishkala zurücksinken und zog den Vorhang zu. Sie war in einem Palast aufgewachsen. Ihre jetzige Umgebung kam ihr daher sehr seltsam vor. Die Kutsche bot im Vergleich zu dem, was die Soldaten draußen hatten, ungemeinen Luxus. Aber ihr fehlte eine Zofe. Sie vermißte eigentlich die Gesellschaft einer Frau mehr als die Dienste.
Am sechsten Tag hörte sie die Soldaten rufen. Trompeten und Trommeln wurden laut. Von früheren Manövern wußte Ishkala, daß die Trompeten meldeten, daß der Feind in Sicht sei. Diesmal schien es aber kein Manöver, sondern blutiger Ernst zu sein.
»Was ist los?« rief sie, als Jeku an ihrer Kutsche vorbeiritt.
»Die Steppenreiter kommen, Prinzessin!« rief er. »Bleib in der Kutsche! Wir schützen dich.«
Nach allem, was sie über die Hyrkanier gehört hatte, bezweifelte sie, daß selbst die tapfersten Sogarier ihr viel Schutz bieten konnten. Sie kletterte daher auf den Kutschbock. Direkt neben ihr ritten Jeku und sein Stab. Die Roten Adler waren in vier Gliedern aufgestellt. Auf einen Befehl Jekus hin senkten alle die Lanzen in Richtung auf den Feind.
»Es ist nicht sinnvoll, hier zu stehen und auf die Pfeile zu warten. Sobald sie in Bogenschußweite sind, schleudert ihr los!«
»Halt!« schrie da Khondemir. Der Magier ritt zu Jeku herüber. »Das sind keine Hyrkanier.«
»Ach, was du nicht sagst!« erwiderte Jeku wütend. »Und hättest du die Güte, uns mitzuteilen, um wen es sich dort handelt?«
»Das sind Verbündete. Freunde von mir. Aus Turan. Wir sind nicht mehr auf sogarischem Territorium, Kapitän.«
»Und warum stoßen sie hier zu uns? Der Prinz gab mir keine dahinlautenden Anweisungen. Das ist völlig irregulär.«
»Irregulär oder nicht, Kapitän! Ich brauche diese Männer. Die Gründe dafür gehen dich nichts an. Es reicht, wenn ich erkläre, daß es sich um Verbündete handelt. Sie können uns im Falle eines Angriffs der Hyrkanier helfen. Ich hoffe, du hast genug Kontrolle über deine Männer, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden.«
Jekus Gesicht verdunkelte sich wie eine Gewitterwolke. »Meine Männer sind absolut diszipliniert, mein Herr. Darauf kannst du dich verlassen. Ich erwarte, daß du diese Männer, deine Verbündeten, ebenso im Zaum hältst. Wir leben seit vielen Jahren mit Turan in Frieden. Also besteht kein Grund zu Feindschaft. Nach unserer Rückkehr werde ich allerdings diesen – seltsamen Vorfall dem Prinzen melden.«
»Der Prinz wird keinen Grund zur Beschwerde haben«, versicherte Khondemir.
Die Turanier waren jetzt in Bogenschußweite. Sie zeigten aber keinerlei feindliche Absichten. Sie ritten auf etwa hundert Meter an die Sogarier heran. Dann blieben sie auf Befehl ihres Anführers stehen. Eine kleine Schar löste sich und ritt zu Khondemir herüber. Ein schwarzbärtiger Mann verneigte sich tief vor dem Magier.
»Seid gegrüßt, edler Herrscher Khondemir. Wir sind bereit, dich als deine treu ergebenen Diener an deinen angestammten Platz zu bringen nach ...«
»Hervorragend, Bulamb«, schnitt ihm Khondemir das Wort ab. »Deine Männer sollen neben unseren hochgeschätzten Verbündeten, den Sogariern, reiten. Unser Ziel liegt tief in dieser trockenen Steppe, doch sind wir ihm schon recht nah.«
Bulamb musterte Jeku und seine Offiziere mit unverhülltem Spott. »Ich bin immer entzückt – Verbündete zu treffen, Herr. Ich werde deine Befehle weitergeben.«
»Hervorragend. Wir lagern eine Stunde vor Sonnenuntergang. Komm heute abend in mein Zelt!« sagte Khondemir. Daraufhin ritt der Turanier weg.
Jetzt konnte Ishkala die Fremden aus der Nähe studieren. Sie kannte Turanier. Obwohl sie sich mit Soldaten nicht besonders gut auskannte, schien diesen Männern die Disziplin der Roten Adler zu fehlen. Ihre Ausrüstung war unterschiedlich, viele sahen eher wie Wegelagerer oder Abenteurer aus, nicht wie ordentliche Soldaten. Zahlenmäßig waren sie den Sogariern etwa gleich. Alle waren beritten. In den endlosen Weiten der Steppe eine Notwendigkeit.
Die Turanier hatten auch einen beachtlichen Troß dabei, wahrscheinlich Futter und Wasser für Mensch und Tier. Die Roten Adler beäugten sie scheel, wie professionelle Soldaten blutige Amateure mustern, vor allem wenn diese wie Banditen
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