Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
das Dach der Halle. Vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, schlich der Cimmerier auf das Dach. Langsam schob er sich auf dem Bauch an die Öffnung in der Mitte.
Wie erwartet befand sich direkt darunter ein rechteckiges Becken. Conan konnte nur die Knie der Männer sehen, die auf einer Seite der Halle saßen. Alle trugen kostbare seidene Gewänder, nur wenige Knie waren durch Rüstungen geschützt. Auf der anderen Seite des Beckens saß ebenfalls jemand, vielleicht waren es auch mehrere Personen. Das konnte Conan nicht erkennen. Er schien aber am richtigen Ort zu sein. Die Männer hatten wohl längere Zeit über die Anzahl der Pferde innerhalb der Stadtmauern gesprochen.
»Wir streiten hier über nichts und wieder nichts, Hoheit«, sagte eine Stimme, die zu Knien unter vergoldeten Beinschienen gehörte. »Zur Frage stehen nicht die Tiere. Die können wir immer essen, wenn sie zu viele werden. Das Problem ist, daß wir jedes Geschöpf auf zwei Beinen hereingelassen haben, das im Umkreis von zwanzig Meilen wohnt!« Zustimmendes Gemurmel. Dadurch ermutigt, fuhr der Sprecher fort. »Mit Verlaub, Hoheit, es ist schierer Wahnsinn, so viele nutzlose Münder und Bäuche in eine Stadt einzulassen, die vor der Belagerung steht! Ich spreche nicht von kräftigen Männern, sondern von Frauen, Kindern und Fremden, die keinerlei Interesse haben, unsere Stadt zu schützen.«
»Und da wäre noch etwas, Hoheit«, meldete sich offenbar ein alter Mann. »Es gibt bis jetzt keine Rationierung. Sollte die Belagerung nach einem Monat noch nicht aufgehoben sein, werden alle schrecklich leiden müssen.«
»Aber edle Herren«, sagte eine Stimme von der anderen Seite des Beckens, »was soll ich denn tun? Ich bin durch heilige Eide zum Beschützer meines Volkes bestimmt. Sollte ich etwa meinen Untertanen den Schutz von Sogarias Mauern versagen, nachdem sie gehorsam immer ihre Steuern entrichteten? Soll ich etwa die Karawanen abweisen, welche unsere Stadt reich machten? Vielleicht würden sie dann andere Städte aufsuchen. Ich möchte den Ruf unserer Stadt makellos erhalten, damit man im Osten und Westen weiß, daß über sie der sicherste Weg führt. Ohne Karawanen welken wir dahin wie ein Weinstock, dessen einziger Stamm abgehackt wurde.«
Zustimmendes Gemurmel.
»Außerdem«, fuhr der Mann fort, den Conan für den Prinzen hielt, »macht ihr euch viel zuviel Sorgen wegen der Belagerung. Ich erwarte täglich Bericht von dem Magier Khondemir, daß er sein Ziel erreicht hat und die wilden Stämme der Steppen seine Verfolgung aufnehmen.«
»Er ist schon viele Tage weg, Hoheit«, sagte der Mann in der Rüstung. »Wir haben schon lange keine Brieftauben mehr gesehen. Tausend Elitesoldaten der Kavallerie, unsere Roten Adler sind nicht da, wenn wir sie am nötigsten brauchen! Alle in dieser elenden Steppe der Hungersnot auf der Suche nach der Stadt der Grabhügel! Ich habe kein Vertrauen zu diesem turanischen Scharlatan, Hoheit!«
»Das reicht!« wies der Prinz ihn scharf zurecht. »Ich habe den Kurs festgelegt, und ihr habt zu folgen! Und nun, Schatzkämmerer, laßt uns über die Darlehen für die unglücklichen Bauern sprechen, mit deren Hilfe sie ihre verwüsteten Höfe wieder aufbauen können.«
Conan schob sich zurück. Die Unterhaltung war zwar rätselhaft, doch bestimmt wichtig. Ihm fiel ein, wie aufgeregt der Kagan und die anderen Ashkuz reagiert hatten, als er die Steppe der Hungersnot erwähnte. Jetzt kannte er noch einen Ort: die Stadt der Grabhügel, was immer das bedeutete.
Kurze Zeit später war der Cimmerier wieder auf der Straße. Deshalb also trafen die Sogarier keinerlei besonderen Anstalten wegen der Belagerung! Ihr Prinz erwartete irgendeine Hilfe durch die Zauberkunst Khondemirs! Den Namen kannte er aus der Meldung, welche ihn der Kagan hatte übersetzen lassen. Welche Verbindung bestand, war ihm nicht klar; aber er war hergekommen, um Neuigkeiten zu erfahren, nicht um sie zu erklären. Damit machte er sich auf schnellstem Weg zur Stadtmauer auf.
Als Conan ins Lager zurückkehrte, war der Kagan auf einem seiner Inspektionsritte. Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Der Cimmerier nahm ein kräftiges Frühstück ein und ging dann zu seinen Männern, um ihnen beim täglichen Waffendrill zuzuschauen. Alles lief wie am Schnürchen. Zufrieden suchte er sein Zelt auf, um etwas von dem verlorenen Schlaf nachzuholen.
Gegen Abend weckte ihn Rustuf. »Steh auf, Conan! Der Kagan will deinen Bericht.«
Conan setzte sich
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