Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
vorsichtiger Mann, Cimmerier«, sagte sie. »Ich dachte, du seist lediglich ein Kraftprotz und Großmaul, doch habe ich mich anscheinend geirrt. Unsere erste Begegnung war ziemlich unglücklich, Conan. Ich möchte die Beziehung zwischen uns verbessern. Du dienst dem Kagan mit deinen Fähigkeiten als Krieger, ich nicht nur als Konkubine, sondern auch als Beraterin. Laß uns die Feindseligkeit zwischen uns begraben. Sie ist sinnlos und schadet uns nur.«
»Auch ich würde gern dem Streit ein Ende machen«, sagte Conan vorsichtig. »Ich habe kein Interesse, an den Intrigen um den Kagan teilzuhaben. Ich will ihm nur als guter Soldat dienen, nichts weiter. Wie könnte ich auch nach Höherem streben, da die Hyrkanier doch jeden Fremden nur widerwillig dulden?«
»Das ist sehr weise von dir, Conan«, sagte Lakhme. »Ein Mann sollte die Grenzen seines Ehrgeizes ebensogut kennen wie die seiner Fähigkeiten.« Sie trat näher. Ihr schweres Parfüm stieg ihm in die Nase. Sofort war der Cimmerier auf der Hut.
»Du bist wirklich sehr vorsichtig, Conan. Du sagst nichts, außer daß du dem Kagan dienen willst. Du hättest Höfling werden sollen.« Sie schenkte zwei Becher aus der Karaffe Bartatuas ein und reichte ihm einen.
Conan nahm und nippte an dem Wein. »Ich habe keinen Sinn für die Spielchen und Intrigen am Hof. Ich hatte gehofft, bei den Hyrkaniern gäbe es so etwas nicht; aber ich habe mich geirrt.«
»Allerdings«, sagte sie und trat so nahe an ihn heran, daß er die animalische Hitze ihres Körpers spürte. »Wo Könige nach Macht streben, wird es immer Menschen geben, die nach außen hin dem Herrscher dienen, aber nur ein Stück dieser Macht haben wollen. Diese Diener tragen stets ein scharfes Messer gegen Nebenbuhler im Gewand. Ein weiser Mann erkennt, welche dieser Vasallen nach oben kommen, und sich auf ihre Seite schlagen.«
»Daran bin ich nicht interessiert«, entgegnete Conan. »Der Kagan soll mich nur nach meinen Taten auf dem Schlachtfeld beurteilen.«
»Ja, du bist keiner, der andere Ränke schmiedet. Du bist wie ein Tiger der Wälder im Osten, ein starker Einzelgänger. Ich bin dir sehr ähnlich, Conan, doch benutze ich andere Waffen.«
Urplötzlich schlang sie ihm die Arme um den Hals und preßte sich an ihn.
Conan war wie vom Blitz gerührt. Sie hatte es geschafft, seine Leidenschaft zu entfachen; aber mehr noch seine Vorsicht. Es bedeutete den sicheren Tod, in den Armen der Frau des Kagan gefunden zu werden. Mit der rechten Hand fuhr sie in sein dichtes schwarzes Haar. Er fühlte einen Stich im Nacken. Mit der anderen Hand löste sie schnell die dünne Kette, welche die Brustplatten hielt. Als diese herabfielen, riß sie den Rock vom Gürtel und lachte laut.
»Vendhyanische Hure!« Conan schleuderte sie auf den Diwan. »Was ...« Ihm wurde plötzlich schwarz vor Augen. Da fiel ihm der Stich im Nacken ein. Das Weib hatte ihn vergiftet! Er tastete nach dem Schwertgriff, konnte ihn aber nicht richtig packen.
»Bartatua!« schrie Lakhme. »Rette mich, Herr!«
Conan sah den Kagan im Eingang stehen, neben ihm Danaqan. Der alte Schamane kicherte widerlich. »Siehst du, Kagan? Wie wir es vorhersagten. Der Fremde hat das Übel zu uns gebracht. In seiner trunkenen Lust begehrt er jetzt die Frau, die dir gehört.«
»Kagan«, stammelte Conan. »Nie habe ich ...« Da sandte ihn Bartatuas Faust zu Boden. Innerlich verfluchte er seine Leichtgläubigkeit. Er sah, wie der Kagan den Dolch zückte und schwang. Doch der Schamane packte sein Handgelenk.
»Nein, Kagan, nein! Töte ihn noch nicht! Ich habe noch Verwendung für den Schurken.«
»Welche Verwendung, Schamane?« fragte der Kagan, mit wutentstelltem Gesicht. Er steckte jedoch den Dolch zurück in die Scheide.
Danaqan hockte sich neben den Cimmerier und spielte fast liebevoll mit den schwarzen Haaren Conans. »Ich muß gewisse Zeremonien ausführen, für welche ein starkes Opfer nötig ist, eines, das nicht so schnell stirbt. Dieser Fremde müßte länger durchhalten als alle übrigen Gefangenen.«
»Gib ihn dem Schamanen, mein Gebieter!« flüsterte Lakhme.
In einem Anfall vorgetäuschter Schamhaftigkeit hatte sie einen golddurchwirkten Vorhang um sich gewickelt. »Er ist ein verräterisches Ungeheuer, das dein Vertrauen mißbraucht hat, obwohl du ihn vom Sklaven zum Offizier machtest. Er verdient den schlimmsten Tod.«
»Na schön, Lakhme«, sagte Bartatua. »Nimm ihn mit, Schamane. Aber er darf mir nie wieder vor Augen kommen.«
Danaqan stieß
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