Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Rücken. Den Dolch steckte er in ein Lederarmband am linken Unterarm. Als er die Waffen so verstaut hatte, schob er sich auf das Zelt zu. Manzur tat es ihm nach. Er war stolz, daß er sich schon etwas vom lautlosen Anschleichen des Cimmeriers angeeignet hatte. Er lernte schnell.
Aus dem Zelt drangen Stimmen heraus, aber sie waren so undeutlich, daß Conan nichts verstehen konnte. Mit gespreizten Fingern schob er ganz vorsichtig die Zeltbahn etwas in die Höhe. Gelber Lichtschein fiel auf ihre geschwärzten Gesichter.
Jetzt konnten sie sehen, daß mehrere Männer auf Kissen dort saßen; aber wichtiger noch, sie konnten jetzt auch verstehen, was sie sprachen.
»König Khondemir«, sagte einer, »wir müssen wissen, was du planst. Unsere Männer werden von Tag zu Tag verdrießlicher. Wenn wir ihnen nicht bald einen Kampf bieten, fürchte ich, daß unsere Armee auseinanderfällt. Die Sogarier werden ebenfalls unruhig. Prinzessin Ishkala hat dauernd mit ihrem Hauptmann, diesem Jeku, geredet. Am liebsten würden sie ihre Zelte abbrechen, und in ihre belagerte Heimatstadt zurückreiten.«
»Nur ruhig, Bulamb!« sagte jemand. Das mußte Khondemir sein. »In weniger als einem Tag wird sich alles verändert haben. Ehe die Sonne morgen aufgeht, werden unsere Männer uns keine Sorgen mehr machen und die Sogarier auch nicht heimkehren wollen. Vor Sonnenuntergang wird eine riesige hyrkanische Streitmacht hier aufgetaucht sein und uns umzingelt haben. Sie dürften uns vierzig zu eins überlegen sein.«
Erschrockene Rufe wurden laut; aber Bulamb beruhigte die Männer. »Laßt uns hören, was der Meister uns zu sagen hat!«
»Meine Freunde! Was macht die Hyrkanier so überlegen? Ihre beispiellose Reitkunst, Schnelligkeit und Fertigkeit im Bogenschießen. Was sind sie ohne diese Dinge? Ein Pack primitiver, abergläubischer, dreckiger Wilder! Sie waren seit jeher Herren der Steppe; aber sie waren nie in der Lage, sich zu vereinigen und die zivilisierte Welt zu erobern.
Das kommt daher, daß ihre Anführer ebenso dumm und einfallslos wie der letzte Schafhirte sind. Wenn sie angreifen, dann nur wegen Beute und Sklaven. Wenn sie ein Gebiet erobern, kultivieren sie es nicht für ihre Zwecke. Nein, sie schlachten alle Bewohner sinnlos ab und verwandeln das Land in Weiden für ihre Ziegen. Die Horden wären in der Hand eines fähigen Eroberers hervorragende Instrumente.«
»Ich habe gehört, daß dieser Kagan Bartatua anders ist«, warf einer ein.
»Das mag wohl sein«, gab Khondemir zu. »Er scheint etwas über dem landesüblichen Durchschnitt begabt zu sein, zumindest an hyrkanischen Maßstäben gemessen. Aber ich habe etwas, von dem er nicht die geringste Ahnung hat: Ich habe Einfluß über seine Konkubine!«
Kurzes Schweigen. Dann meldete sich der, der Rumal hieß, zu Wort. »Hoheit, ich bin hocherfreut, daß du im Exil solche Zerstreuung fandest, aber ich verstehe nicht ...«
»Mitra! Befrei mich von solchen Schwachköpfen!« schrie Khondemir wütend. »Ich habe mich mit dem Weib nicht wegen ihrer Schönheit oder ihres Liebreizes abgegeben, obgleich beides nicht zu verachten ist. Um über einen Rivalen magische Macht zu gewinnen, muß ich ihm möglichst nahe kommen. Und was steht ihm näher als seine Konkubine?«
Conan und Manzur sahen die Füße des Zauberers, der beim Erläutern seiner Pläne – soweit er sie den anderen mitteilen wollte – hin und her lief. »Wenn die hyrkanische Horde hier eintrifft, soll die Frau sich heimlich davonmachen und zu mir kommen. Sie wird mir das bringen, wodurch ich Macht über diesen hyrkanischen Möchtegernkönig gewinne.«
»Das mag alles gut und schön sein«, meldete sich ein älterer Mann. »Aber wie sollen wir in der Zwischenzeit dieser hyrkanischen Horde Widerstand leisten? Vierzig zu eins ist schon unter normalen Umständen furchteinflößend. Aber hier draußen, ohne Deckung, ohne schützende Stadtmauer, ist es klarer Selbstmord. Dieser Erdwall hält nicht lange. Unsere Männer werden vom Pfeilsturm getötet, ehe die Hyrkanier überhaupt angreifen.«
»Ich habe diesen Ort ausgewählt«, erklärte Khondemir. »Und nicht nur wegen der magischen Kräfte, die hier wohnen. Ihr wißt doch selbst, wie abergläubisch und primitiv diese Steppenreiter sind. Hier ist alles für sie tabu. Gemäß ihrer Religion darf kein Hyrkanier zu Pferd die Stadt der Grabhügel betreten. Noch wichtiger: Er darf auch keinen Pfeil hineinschießen. Klingen die Hyrkanier immer noch so
Weitere Kostenlose Bücher