Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
überrannt und vernichtet, selbst wenn die Hyrkanier ohne Pferde und Bogen kämpfen müssen. Wenn wir den Zauberer jetzt töten, bricht Panik aus, und alle versuchen zu fliehen. Dann werden sie abgeschlachtet.«
»Na und? Kann uns doch egal sein«, meinte Manzur. »Diese elenden turanischen Galgenvögel! Sollen sie doch draufgehen!«
»Dann stehen nur noch tausend Rote Adler zwischen deiner Ishkala und dem sicheren Tod. Ich habe gesehen, was passiert, wenn eure schwere Kavallerie mit kleinen Horden hyrkanischer Bogenschützen zusammentraf! Gegen eine solche Streitmacht würde es wirklich keinen Spaß machen!«
»Ich werde es nicht zulassen, daß sie bei den Zeremonien dieses Scheusals geopfert wird«, protestierte Manzur und griff nach dem Schwert. Er suchte am Gürtel herum. Dann erst fiel ihm ein, daß er es ja auf dem Rücken trug. Umständlich faßte er nach hinten.
»Ruhig!« fuhr Conan ihn an. »Da kommt jemand.« Der Cimmerier griff nach hinten und holte lautlos seine Klinge hervor. Es ging bei ihm so geschwind, als hätte die Waffe in der Scheide an der Hüfte gehangen. Manzur schwor bei sich, daß er auch diesen Trick eines Tages beherrschen werde, falls er noch lange genug lebte. Jetzt hatte auch er sein Schwert griffbereit.
Stimmen und Fackeln näherten sich. »Ich habe sie da drüben gehört«, sagte einer. »Sie haben einen fremden Dialekt gesprochen.«
»Wahrscheinlich sogarische Spione«, meinte ein anderer. »Wir stellen die Idioten am Wall auf und rösten sie dann langsam über dem Feuer. Das wird ein Mordsspaß und löst die Zungen.«
Die Fackeln kamen näher. Jetzt konnte man erkennen, daß es sich um drei Gruppen handelte. Sie waren ausgeschwärmt und hatten die Absicht, ihre Beute vom sogarischen Lager weg, hin zum Erdwall zu treiben. Manzur erwartete, daß Conan so schnell wie möglich in der Dunkelheit das Weite suchte; aber weit gefehlt.
»Sollten wir nicht abhauen?« flüsterte er dem Cimmerier zu.
»Du willst doch ein Held werden, stimmt's?« fragte Conan. »Meinst du, daß du gegen diese Strauchdiebe mehr ausrichten kannst als gegen mich?«
Dieser Barbar versetzte Manzur immer wieder in Staunen. »Da habe ich keinen Zweifel.«
»Gut. Dann wollen wir ein paar in die Hölle schicken, ehe wir uns verabschieden. Es ist unhöflich, jemanden zu besuchen, ohne ein Souvenir zu hinterlassen.«
Manzur hatte keine Ahnung, warum sein Gefährte plötzlich auf einen Kampf so versessen war, nachdem er dauernd zur Vorsicht gemahnt hatte. Aber ihm war es nur allzu recht. Frustration und Verzweiflung raubten ihm fast die Sinne. Wild entschlossen packte er sein Schwert. Endlich gab es Feinde, die man töten konnte! Er jubelte innerlich. Die beiden, die er auf der Flucht aus Sogaria erschlagen hatte, reichten ihm nicht. Außerdem war das so schnell gegangen, daß er es nicht richtig genießen konnte. Doch hier sah es vielversprechender aus.
Die Gruppen bestanden aus drei oder auch vier Männern mit einer Fackel. Sie waren schon ganz nahe, als sie merkten, daß die Gestalten vor ihnen standen.
»Mitra!« fluchte ein Einäugiger in grüner Weste. »Was sind das für welche? Schwarze Kushiten?«
Der mit der Fackel beugte sich vor, um besser sehen zu können. »Ich glaube, es ist ein Wilder aus dem Norden und ein Knabe. Vielleicht trägt man jetzt im Osten schwarze Schminke. Bald werden wir alle auch so rumlaufen.«
Die Männer hatten zwar die Waffen gezückt, schienen aber vor den Eindringlingen keine Angst zu haben. Sie grinsten breit und freuten sich schon auf ein seltenes Vergnügen.
»Ihr werdet bald weder Schminke noch sonst etwas brauchen«, sagte Conan auf Turanisch, wie es die Offiziere sprachen. »Falls ihr wissen wollt, wer ich bin, fragt die Deserteure unter euch. Die kennen vielleicht den Namen Conan der Cimmerier.«
Die Männer schauten sich an und zuckten mit den Achseln. »Bei uns gibt es keine Deserteure«, sagte ein anderer Fackelträger. »Wir sind alles ehrliche Banditen und Anhänger von König Khondemir.«
»Wir verschwenden nur Zeit«, sagte der Einäugige. »Packt sie und bringt sie an ein passendes Feuer. In diesem Lager wird zu viel herumspioniert.«
Ein Mann mit einem Streitkolben kam auf Conan zu. Die Klinge des Cimmeriers beschrieb schneller, als man sehen konnte, einen großen Bogen und spaltete den Mann von der Schulter bis zur Mitte. Dann ein Schlag mit der Hinterhand quer über den Bauch. Plötzlich war die ruhige Ecke des Lagers Schauplatz eines Alptraums.
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