Conan-Saga 34 - Conan der Marodeur
Offizier.
»Schluß jetzt! Wir müssen unsere Vorbereitungen treffen. Kommt mit in mein Zelt!«
»Und was jetzt?« fragte Manzur. »Alles scheint ruhig zu sein. Was können wir tun?«
Die beiden Männer saßen auf dem Wall und schauten auf die Stadt der Grabhügel hinab. Da sie die Sonne im Rücken hatten, waren sie nicht so leicht auszumachen. Sollte sich ein Feind nähern, standen ihre Pferde bereit, mit denen sie leicht jeden Verfolger abschütteln konnten.
»Wir tun gar nichts«, antwortete der Cimmerier. »Wir ruhen uns aus. Bald wird die hyrkanische Horde hier sein. Dann gibt es mehr als genug zu tun.«
»Die Hyrkanier!« Manzur lief es bei diesem Namen immer noch kalt über den Rücken. »Was tun wir, wenn sie da sind?«
»Wir müssen uns wie Glücksspieler verhalten und jeden Vorteil ausnutzen, den uns das Schicksal zuspielt. Wir sind zwischen zwei Heeren, die uns beide liebend gern ins Jenseits befördern würden. Wenn ich ein Gespräch mit Bartatua erreichen könnte, ließe uns das Zeit gewinnen.«
Der Cimmerier stand auf. »Vielleicht bekommst du doch noch deine Prinzessin und ich den Kopf Khondemirs, mit dem ich Yezdigerds Gunst erringen will. Alles hängt davon ab, ob ich mit Bartatua unter vier Augen reden kann, ehe diese verdammte Hure es tut.«
»Du spielst mit unseren Leben ein riskantes Spiel«, meinte Manzur.
»So ist das nun mal, wenn man ein Held ist«, konterte Conan.
Fünfzehn
F ÜNFZEHN
Die hyrkanische Streitmacht fegte wie eine dunkle Sturmwolke über die Steppe. Kaum hatte sie eine Stelle verdunkelt, war sie schon weitergezogen und hatte sich ins Nichts aufgelöst. Die Roßschweife der Standarten flatterten im Wind, ansonsten hörte man nur das Donnern der Hufe und gelegentliche Befehle der Anführer an die Zehner-, Fünfzig-, Hundert-, Fünfhundert- und Tausendschaften.
Sie hielten nur an, um die Pferde zu tränken. Die Männer schliefen abwechselnd im Sattel, wobei sie die Zügel ihrem Nachbarn anvertrauten. Sie hatten nur die Kleidung und Rüstung sowie Waffen bei sich; alles andere war zurückgelassen worden. Zelte, Lagerausrüstung, Beute und Proviant kamen auf Packtieren hinterher. Daher erreichten die Horden Bartatuas schon zwei Tage nach Aufgeben der Belagerung Sogarias die Stadt der Grabhügel.
Jetzt hatten die Schamanen ihren großen Auftritt. Vor versammeltem Heer schüttelten sie ihre Rasseln und schlugen die Trommeln. Sie riefen die Götter, die Ahnen und den Immerwährenden Himmel als Zeugen für die Ruchlosigkeit der Feinde und die gerechte Sache der Hyrkanier. Manche Schamanen drehten sich bei den Gesängen so schnell im Kreis, daß ihre Amulettketten waagrecht in der Luft standen. Neuankömmlinge hatten die seit Conans Flucht sehr gelichteten Reihen der Medizinmänner wieder aufgefüllt.
Die Angehörigen der einzelnen Stämme saßen schweigend da und sahen den Zeremonien ihrer Schamanen zu. Dies war eine ernste Angelegenheit, nicht die übliche Fröhlichkeit, mit der man sonst in den Kampf zog. Hier gab es keine Beute und nur wenig Ruhm zu gewinnen. Hier mußte man die heiligen Stätten reinigen und die Frevler aufs grausamste bestrafen.
Ein einzelner Reiter stand vor den Reihen der Krieger und den wirbelnden Schamanen. Es war Bartatua auf seinem Apfelschimmel. Wut und Haß verzerrten seine sonst so schönen Züge.
Er trug einen Spitzhelm aus Khitan, dessen Rand mit kostbarem schwarzen Zobel besetzt war. Er starrte zum Erdwall der Stadt der Grabhügel hinüber, wo zahllose Feinde Waffen schwangen und Beleidigungen riefen.
Eine kleine Schar Kagans ritt an seine Seite. Ihre haßerfüllten Blicke waren so durchdringend wie die Bartatuas.
»Sie sind in zwei Gruppen gespalten, Ushi-Kagan «, sagte ein Tausendschaftführer der Ashkuz. »Das kannst du daran erkennen, daß sie gesondert stehen. Die alle die gleiche Kleidung tragen, müssen die Roten Adler aus Sogaria sein. Der Rest ist wohl die Gruppe, die später dazustieß. Turaner, wenn ich die Feldzeichen richtig erkennen kann.«
»Das stimmt«, sagte Bartatua. »Khondemir stammt aus diesem Land. Allerdings wird er es nicht wiedersehen. Ich wüßte gern, was sie hier suchen.«
»Spielt das denn eine Rolle?« fragte das Narbengesicht aus dem Osten, der den guten Rat wegen der Pest gegeben hatte. »Wir töten sie doch alle.«
»Trotzdem möchte ich den Grund ihres Hierseins wissen«, entgegnete Bartatua. »Vielleicht kommen eines Tages wieder welche aus demselben Grund. Ich möchte das hier aber
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