Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
stünde er mit dem Rücken vor einem lodernden Kaminfeuer.
Aber das war immer noch besser, als die Zauberei mit eigenen Augen zu verfolgen. Das hätte er abgelehnt, auch wenn Raihna und Illyana ihn nicht gewarnt hätten, daß es Augen, welche an Zauberei nicht gewohnt waren, schaden würde.
»Falls du glaubst, wir würden an deinem Mut zweifeln ...«, hatte Illyana begonnen.
Doch der Cimmerier unterbrach sie. »Um Mut geht es nicht. Ich müßte der größte Narr in Turan sein, wenn ich dabeisein wollte! Tu dein möglichstes mit deiner Magie. Ich sorge dafür, daß niemand dich mit dem Schwert durchbohrt. Es wäre schade um ...« Conan führte den Satz durch eine Geste zu Ende, bei der Illyana errötete.
Die Tür klapperte plötzlich. Sicherheitshalber trat Conan einen Schritt zur Seite. In diesem Augenblick stürmte der Wirt keuchend, mit hochrotem Kopf die Treppe herauf.
»Hat diese Zauberin jetzt auch noch mein Haus in Brand gesteckt?« rief er.
Raihna trat neben Conan und antwortete: »Das glaube ich kaum.« Sie trug jetzt wieder Beinkleider und Tunika. Die Blicke des Wirts verrieten, daß er darüber keineswegs begeistert war.
»Hat der Zauber denn gewirkt? «
»Das weiß ich nicht.«
»Mitra und Erlik, steht mir bei! Weißt du denn nicht, was sie da drinnen treibt?«
»Nein.«
»Ich habe ebenfalls keine Ahnung«, fügte Conan hinzu.
Der Wirt sah aus, als wolle er jeden auf der Stelle umbringen, sich selbst eingeschlossen. Er raufte sich die spärlichen Haare. Auf der Glatze und dem fetten Gesicht glänzten Schweißperlen.
»Aber ich weiß, daß eine aufgebrachte Menschenmenge auf dem Weg hierher ist und mein Haus niederbrennen wird, wenn es eure Herrin bis dahin nicht schon getan hat!«
Conan und Raihna stießen gleichzeitig einen Fluch aus. Dessa kam ebenfalls aus ihrem Zimmer und machte noch einige häßliche Bemerkungen über die Männlichkeit gewisser Anwesender.
»Wenn deine Diener nur so mutig wie Läuse wären, hätte niemand vom Tun meiner Herrin etwas erfahren«, fuhr Raihna den Wirt an. »Und jetzt will ich lieber verflucht sein als zuzulassen, daß meine Herrin sich umsonst die Mühe macht.«
Schon griff sie nach dem Schwert, doch Conan hielt sie zurück. »Es besteht kein Grund, diesem Mann ein Leid zuzufügen. Schließlich hat er uns gewarnt.«
»Das hilft uns auch nichts, wenn der Pöbel hier eindringt, ehe wir geflohen sind«, antwortete Raihna verärgert.
»Nein, aber unser Freund hier kann uns helfen.« Conan wandte sich an den Wirt. »Ich bin sicher, daß diese Herberge Verstecke, vielleicht auch einen Geheimgang nach draußen besitzt. Halte die Menge draußen in Schach, bis unsere Herrin Illyana ihr Werk vollendet hat. Dann führst du uns durch den Geheimgang ins Freie. Wir lassen es so aussehen, als wärst du unser Gefangener. Wenn die Leute glauben, daß du Angst vor uns hattest, dann ...«
»Das ist die reine Wahrheit, bei allen Göttern!« unterbrach ihn der Wirt. »Ich weiß nicht, warum ich das für euch tue. Ich schwöre, ich weiß es nicht!«
»Entweder, weil du zu tapfer bist, um Gäste zu verraten, oder weil du ein Feigling bist und dir ungern die Kehle aufschlitzen läßt«, erklärte Raihna. »Aber eigentlich ist es mir gleichgültig. Geh jetzt nach unten und kümmere dich um deinen Teil der Arbeit, während wir hier die unsere beenden.«
»Ja, und schicke uns etwas zum Essen herauf«, fügte Conan hinzu. »Kalten Braten, Brot, Käse – Reiseproviant.«
»Ich werde mein Bestes tun«, erklärte der Wirt. »Aber vielleicht sind die Köche auch schon weggelaufen.«
Im Haus schrie ein Kind wie am Spieß. Bora wollte die Tür öffnen, doch sie war verschlossen.
»Hierher, Zakar! Komm mit der Axt!«
Der Holzfäller des Dorfes war einer der ersten, die Bora mit dem Staub erlöst hatte. Jetzt hatte er einen klaren Kopf und konnte den Körper frei bewegen. Er kam mit geschwungener Axt angerannt, als wolle er nicht nur die Tür, sondern das ganze Haus einschlagen. Nach wenigen Schlägen zersplitterte die Tür. Bora und Zakar stürzten hinein. Bora riß das kleine Mädchen in die Arme. Es war unverletzt, aber völlig verängstigt. An der Tür stand ein Korb mit Brot und Rauchfleisch, das die Familie bei der panikartigen Flucht ebenso vergessen hatte wie das Kind.
»Zakar, nimm den Korb auch mit! Nur die Götter wissen, wo oder was wir in der nächsten Zeit essen können.«
»In dieser Welt wohl nichts mehr«, meinte Zakar und schulterte die Axt. »Aber ich gehe
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