Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
hübsches Mädchen in der Welt bringen kann. Ein Mann ist durch seinen Platz in der Familie viel stärker gebunden.« Sie machte eine Pause. »Bei dir ist das natürlich anders. Du bist jetzt Leibwächter in einer vornehmen Familie. Da hast du viel erreicht.«
Conan widmete sich weiter mit Hingabe dem Essen. Ohne aufzuschauen, fragte er: »Und was ist aus Lady Heldra geworden?«
»Sie starb«, antwortete Ludya und senkte die Augen.
»Ach ja? Und wie?«
»Sie wurde ermordet, vergiftet. Jemand hat Gift in eine Wildpastete getan. Eigentlich sollte der Anschlag ihrem Mann gelten, sagt man.« Ludya schüttelte traurig den Kopf. »Es ist schon schrecklich hier. So viele Morde, Revolten und Intrigen. Das hat alles nach dem Tod von Lady Heldra angefangen.«
Conan blickte auf. »Vergiften ist hier üblich?« fragte er.
»O nein, Conan, tut mir leid! Das hätte ich dir nicht erzählen dürfen. Du kannst ruhig weiteressen. Ich habe alles selbst für dich gemacht. Ich kann auch vorkosten, wenn du willst. Das tue ich bei den hohen Herrschaften auch immer, wenn ich ihnen auftrage. Dann wissen sie, daß die Speisen nicht vergiftet sind.«
Sie nahm den Käse und biß über die Hälfte ab. Den Rest legte sie wieder auf den Holzteller. Dann brach sie ein Stück von der Pastete ab und schob es sich in den Mund.
Conans besorgtes Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. Ludya schluckte schnell. »Mhh. Gut gewürzt! Darf ich einen Schluck nachtrinken?« Sie stützte einen Ellbogen vor sein Gesicht und hob den Krug an die Lippen.
»So, jetzt reicht's!« Conan packte ihr Handgelenk. »Aufhören! Du hast mich überzeugt.«
Lachend blickte Ludya ihm tief in die eisblauen Augen. Ein Weintropfen floß von ihrer Unterlippe. Flink leckte sie ihn mit der Zungenspitze auf. Der Cimmerier hatte das Gefühl, als läge ihr schöner, üppiger Körper wie ein köstliches Dessert vor ihm. Ihr Gesicht kam noch näher. Im nächsten Augenblick trafen sich ihre Lippen. Der junge Cimmerier zog sie in seine Arme.
Irgendwo läutete eine Glocke. Erst einmal, dann zweimal. Ludya wollte sich freimachen, aber Conan wollte sich von ihren Lippen nicht trennen. Doch sie wehrte sich jetzt heftig und schlug ihm auf den Mund.
Verblüfft ließ er sie los.
»Du blöder Barbar!« fuhr sie ihn wütend an. »Man hat nach mir geklingelt! Willst du, daß ich ausgepeitscht werde?« Sie zupfte den Rock zurecht, fuhr sich schnell durch die zerzausten Locken und lief zur Küche. Von dort kam ihr ein magerer Junge mit flachsfarbenen Haaren entgegen. Er erkannte die Situation mit einem Blick und grinste Conan unverschämt an. Dann wollte er den Tisch abräumen.
Doch als der Cimmerier aufstand und ihn finster anblickte, duckte er sich verschreckt und wartete, bis Conan ein Stück fortgegangen war. In Conans Kopf drehte sich alles. Dieses kleine Luder! Wie konnte sie es wagen, ihn zu benutzen? Aber vielleicht war er zu dreist gewesen? Er hatte keine Ahnung von den hiesigen Gebräuchen und Sitten. Crom verfluche diese Hyborier und den Wahnsinn, welchen sie Zivilisation nannten!
Die Hitze schlug ihm entgegen, als er den Hof betrat. Immer noch wütend und verwirrt, stampfte er durch den Staub. Im Schatten unter dem Vordach der Schmiede wartete ein Hüne. Er trug metallene Beinschienen, ein Kettenhemd und einen Kilt, der ebenfalls aus Ketten gefertigt war. Unter dem Arm hielt er einen zerbeulten Helm. Sein fleischiges Gesicht zeigte, daß er als Krieger schon ziemlich verweichlicht war.
Eubold, der Waffenmeister, dachte Conan. Er unterhielt sich gerade mit einem kleinen Fetten, dessen Gesicht im Schatten kaum zu erkennen war. Doch dann ging er schnell fort. Es war Svoretta.
Mit finsterer Miene schaute Eubold Conan entgegen. »Es wird aber auch Zeit, Barbar!« rief er. »Du mußt lernen, Offiziere nicht warten zu lassen, wenn dir deine dicke nördliche Haut lieb ist.« Das zerfurchte, unrasierte Gesicht des Waffenmeisters verzog sich angeekelt. »Nun – hast du schon mal ein Schwert in der Hand gehalten?«
Conan blickte ihn ebenso finster an. »Bei der Plünderung Venariums vor mehreren Wintern führte ich ein Breitschwert.«
»Hm. Ein nördliches Breitschwert – ein schwerfälliges Gerät. Man kann nur die Schneide der Klingen einsetzen, weil die Waffe zu schwer ist, um mit der Spitze zuzustoßen. Ebensogut könntest du ein Hackebeil schwingen.« Er trat in die Hofmitte.
»Offen gesagt, ist mir der Befehl, einem Wilden wie dir den Umgang mit einer zivilisierteren
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