Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
ich bin eine Einharson!« In ihrem blassen Gesicht glühten die Augen. »Aber eigentlich ist es gleichgültig. Wahnsinn ist in der Welt recht verbreitet, und in diesem Land besonders. Der Wahnsinn des Krieges und des Aufruhrs der Bürger wird auch zu uns kommen, ganz gleich, was wir tun.«
»Dann hast du wieder etwas von der Rebellion gehört?« fragte Conan. »Redet man heimlich bei Hof darüber?«
Calissa lachte. »Bist du so blind, daß du nicht siehst und merkst, wie es brodelt? Selbst hier bei diesem scheußlichen Fest kannst du es merken. Das Gemurmel, die feindseligen Blicke, die grausamen Auflagen der Herrschenden. Das einfache Volk empört sich gegen die immer härter werdenden Forderungen meines Vaters. Und jetzt habe ich Gerüchte gehört, daß der Schlangenkult im Osten täglich an Macht gewinnt.«
»Ach ja, sie haben dir von dem Hinterhalt erzählt? Das waren hervorragend ausgebildete Bogenschützen, die uns da im Wald überfallen haben. Um ein Haar hätten sie uns alle getötet«, berichtete Conan mit todernster Miene. »Wenn wir nicht so blitzschnell reagiert hätten und ...«
»Du Narr! Diese Rebellen haben keine Chance«, unterbrach ihn Calissa hochmütig und schüttelte ungeduldig die roten Locken. »Mein Vater, du und seine Soldaten werden sie vernichten, wie es die Kriegsherren von Dinander mit derartigen Ausbrüchen schon seit Jahrhunderten getan haben.« Sie legte die Hand an die Stirn. »Dabei hasse ich den ganzen Aufruhr und das Leid. Unsere Provinz wird dadurch wieder weit zurückgeworfen werden. Alles, was meine Mutter erreicht hat, ist dann wieder verloren. Die Leibeigenen werden wieder wie Sklaven leben, und diese Stadt wird nichts als ein großes Gefängnis sein. Oh, wie ich mich davor fürchte!«
Der Cimmerier betrachtete sie einen Augenblick lang stumm. »Ja, Calissa, das verstehe ich. Daran möchte ich auch nicht teilhaben«, sagte er schließlich. Dann überlegte er wieder. »Ist dir je der Gedanke gekommen, von hier fortzugehen? Es gibt noch mehr Städte als Dinander, und die meisten sind schöner und riechen sehr viel besser.«
»Nein, Conan, du verstehst gar nichts.« Müde warf sie die Schere zurück auf die Truhe, wo sie gegen ein Salbendöschen klirrte. »Ganz gleich, was hier auch geschieht, ich muß es durchstehen und versuchen, wenigstens etwas zu retten. Mein Vater wird mich brauchen und nach ihm mein Bruder – obwohl beide dies niemals zugäben.«
Der Cimmerier nickte. »Verstehe. Ich hoffe nur nicht, du erwartest, daß ich ebenfalls für immer bleibe.«
»Aber nein, Conan! Es ist besser, wenn du fortgehst. Doch jetzt komm her!« Sie legte ihm die Arme auf die Schultern, ohne sich an der Rüstung zu stören. »Es tut mir leid, daß ich dich so scharf angefahren habe. Wie du gesagt hast: Seltsame Beziehungen haben eine lange Tradition im Schloß. Laß uns das Beste daraus machen, hmm?« Dann erstickten Conans leidenschaftliche Küsse ihre Worte.
Nach wenigen Minuten löste sie sich aus seiner Umarmung. »Das ist schrecklich unbequem. Komm, ich helfe dir aus der Rüstung – zumindest teilweise.« Sie löste mit geschickten Fingern die Riemen an den Schnallen.
Schreie aus Wut und Schmerzen rissen den Cimmerier aus leichtem Schlaf. Er hatte sich bereits daran gewöhnt, daß er im Schloß nie tief schlafen konnte. In Sekundenschnelle war er hellwach und versuchte im schwachen Licht der niedergebrannten Kerzen etwas zu erkennen. Die Schreie entstammten keinem Alptraum, sondern waren in der Nähe ausgestoßen worden. Da war er ganz sicher.
Vorsichtig löste er sich aus Calissas weichen Armen und glitt aus dem Bett. Dann zog er schnell Rüstung und Stiefel an. Der markerschütternde Schrei wurde nicht wiederholt. Aber es kam ihm vor, als hörte er auf dem Korridor Schritte und Klirren. Vielleicht noch mehr Menschen, welche die Schreie aus dem Schlaf gerissen hatten? Er schnallte den Säbel um und schlich sich zur Tür. Lautlos öffnete er sie und verließ das Zimmer der Geliebten.
Im engen Korridor war es dunkel; aber Conan tastete sich mühelos bis zu Favians Zimmer vor. Er hörte fremde Stimmen drinnen: ein Mann und eine Frau. Anscheinend stritten sie sich. Der Cimmerier spürte, daß Gefahr lauerte. Er stemmte den Rücken gegen die Wand im Korridor und drückte mit der Stiefelsohle gegen die Tür, welche der junge Lord hinter ihm verriegelt hatte. Nach kurzer Zeit hielt das Schloß dem Druck nicht mehr stand und brach heraus. Die Tür schwang auf und donnerte
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