Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
über Dinander, samt allen dazugehörigen Ländereien, und alle göttlichen Rechte unserer Familie. Sei streng, mein Junge ...« Aus der Nase floß ihm jetzt Blut. Baldomers Finger lösten sich vom Säbel, langsam sank er nach hinten. Das zerfurchte Gesicht war zwar blaß und blutbefleckt, aber seltsam gefaßt und ruhig. Endlich waren diese unruhigen Züge wieder ausgeglichen.
Als Conan so dastand und das goldene Amulett in der Hand hielt, spürte er plötzlich großen Widerwillen, seinen Säbel aus der Brust des Barons zu ziehen. Statt dessen bückte er sich und hob das Langschwert Baldomers auf. Dann streifte er die Kette über den Kopf und drehte sich um. Auf der Galerie kämpfte niemand. Alle hatten atemlos dem furchtbaren Zweikampf zugesehen, der – wie sie meinten – zwischen Vater und Sohn ausgetragen wurde.
Jetzt musterte der Cimmerier die große Eingangshalle. Es bot sich ihm ein chaotisches Bild. Da man beim Bau davon ausgegangen war, daß der Feind nur durch das Portal eindringen könne, war die Verteidigung auf das Abschießen von Pfeilen durch die Schießscharten hoch oben in der Mauer beschränkt. Doch jetzt war die Rebellion innerhalb der Mauern ausgebrochen. Die Flügel des Portals standen weit offen, die Angreifer waren in dichten Scharen sowohl drinnen wie draußen. Kein Bogenschütze hatte Posten an den Schießscharten bezogen. Die Eisernen Wächter kontrollierten den oberen Teil der Freitreppe und den Korridor zu den Gemächern des Barons. Die Rebellen hatten den unteren Teil der Treppe und beide Flügel des Zwischengeschosses in ihrer Gewalt. Die Fronten waren starr, als alle Conan anstarrten und warteten, auf welche Seite sich der junge Sieger nun schlagen werde. Die meisten hielten ihn für Favian. Das wurde dem Cimmerier plötzlich wieder bewußt.
Hinter der Treppe warteten Durwald und eine Handvoll Adliger, darunter auch sein silberhaariger Lehrer Lothian. Schweigend blickten sie zu ihm herüber und waren offenbar ebenso unsicher wie alle anderen. Da stürzte plötzlich aus dem Korridor die aufgelöste Calissa mit zwei Wachen. Mit einem Blick hatte sie die Szene erfaßt und lief sofort zu den Ratgebern ihres Vaters. Dann zeigte sie anklagend mit dem Finger auf Conan und schrie laut:
»Dort steht der Verräter ja! Ein Mord hat ihm nicht genügt. Jetzt steht er neben dem dahingeschlachteten Leichnam meines Vaters! Ergreift ihn schnell und legt ihn in Eisen! Keine Folter ist zu grausam für diesen ...« Der Rest ihrer Anklage ging im allgemeinen Lärm unter. Alle sprachen aufgeregt durcheinander und schwangen erneut die Waffen. Viele fluchten laut.
Als Conan sah, daß die Eisernen Wächter oben auf der Treppe die Piken aufnahmen und drohend gegen ihn richteten, traf er seine Entscheidung. Sein Platz war nicht bei den anmaßenden adligen Herren Dinanders. Schnell schritt er auf den Teil zu, wo den Rebellen am wenigsten schwarze Rüstungen gegenüberstanden. Dabei schwang er das Schwert Baldomers hoch über dem Kopf. Der junge Barbar sah so bedrohlich aus, daß die Eisernen Wächter erschreckt Platz machten. Die Rebellen nützen die Bresche sofort mit Freudengeschrei aus und drängten vor. Conan kreuzte noch mit zwei Soldaten die Klinge, dann war er inmitten der Aufrührer.
Sie hießen ihn mit Jubel und Schulterklatschen willkommen. Überrascht sah er, daß Evadne auch dabei war. Die kriegerische junge Frau trug jetzt Kilt und Kettenhemd über dem gelben Gewand. Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte sie kalt seinen erstaunten Blick. Dann sprach sie ihn an, so daß alle sie hören konnten. »Adliger oder Barbar, wenn du dich auf unsere Seite schlägst, bist du nur einer unter vielen, nicht mehr und nicht weniger. Bei uns sind alle gleich. Vergiß das nicht!« Dann machte sie kehrt und verschwand in der Menge.
Jetzt wich die Starre von den Kämpfern. Die Fronten wogten hin und her. Allerdings schlugen die Eisernen Wächter nach dem Tod des Barons und nachdem sein Nachfolger anscheinend zu den Rebellen übergelaufen war, nur mit sinkendem Mut drein. Conan wollte sich beim Kampf beteiligen. Aber die Soldaten wichen vor den Aufrührerischen so schnell zurück, daß er beinahe bis zur obersten Stufe laufen mußte, ehe er mitkämpfen konnte. Während er sich noch mit den Ellbogen zwischen den Rebellen Platz schaffte, um das Schwert zu schwingen, hörte er von unten neues Geschrei.
Er kämpfte sich zum Geländer der Galerie vor und schaute hinab. Die Städter drängten in Panik durchs offene
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