Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
die Einharsons aufgenommen; aber keiner konnte sich lange halten. Viele waren bereits von den unermüdlich weiterschwingenden Klingen der uralten Schwerter niedergemäht worden. Anfangs hatten einige der Eisernen Wächter die Lücken der gefallenen Rebellen ausgenützt und Seite an Seite mit den untoten Kriegern gekämpft – doch diese unheimlichen Wesen kannten keine Verbündeten. Conan sah, wie ein Soldat von einem rostigen, mit Spinnweben bedecktem Schwert durchbohrt wurde, ehe seine Kameraden so viel Verstand bewiesen und vor den Ungeheuern zurückwichen.
Welche mystische Macht auch immer in diesem die Toten erweckenden Fluch steckte, sie erstreckte sich nicht auf Baldomer. Sein durchbohrter Leichnam lag immer noch starr auf der Galerie. Der uralte Zauber wirkte auch nicht auf sein Schwert; denn die gestohlene Waffe hatte kein überirdisches Eigenleben in Conans Hand entwickelt – jedenfalls bis jetzt noch nicht.
Diese kleinen Lichtblicke zählten aber nicht, da die Einharsons, welche bereits kämpften, so mörderisch waren, daß sie sehr bald das gesamte Schloß von allen lebenden Menschen säubern würden. Conan war jetzt mit einem guten Dutzend Rebellen in die Ecke getrieben worden. Nur die große Freitreppe blieb als möglicher Fluchtweg.
»Ha, du Verräter!« hörte er plötzlich eine schrille Frauenstimme hinter sich. »Jetzt siehst du, wie der niemals sterbende Groll meiner Vorväter dich bestraft!« Der Cimmerier warf einen kurzen Blick über die Schulter. Es war Calissa. Sie war den Wachen entkommen und hatte sich bei der allgemeinen Panik auf der Galerie in seine Nähe vorgearbeitet. Jetzt hing sie an der hölzernen Brüstung und betrachtete das Gemetzel mit giftig strahlenden Augen. »Kämpf mit deiner ganzen wilden Kraft, Cimmerier! Halt aus, damit meine Ahnherrn dich den ganzen Weg bis in deine nordische Eiswüste jagen können! Nein, nie wirst du ihnen entkommen! Nachdem du nun den letzten Erben des Geschlechts der Einhars getötet hast, werden sie niemals wieder in ihre Gräber zurückkehren!«
Sie war wahnsinnig. Die blutigen Ereignisse dieser Nacht hatten ihr völlig den Verstand geraubt. Welch ein Unterschied zu der edlen jungen Frau, welche ihn noch vor wenigen Stunden liebkost hatte! Es tat ihm im Innersten weh, sie so zu sehen, doch dann mußte er dem nächsten Schlag eines ihrer Ahnherrn ausweichen, um sein Leben zu retten.
Jedoch hatten ihre geifernden Worte ihn auf eine neue Idee gebracht. Er wich vor dem Untoten zurück und lief auf Calissa zu. Sie versuchte zu fliehen; aber er erwischte sie am Handgelenk.
»Was willst du? Laß mich los, du elender Schurke! Willst du mich jetzt auch noch umbringen wie meinen Bruder und meinen Vater?« Sie wehrte sich verzweifelt, konnte aber gegen die Kraft des jungen Barbaren nichts ausrichten.
Conan steckte das Schwert in die Scheide und nahm die Kette mit dem Amulett vom Hals. Dann streifte er sie über Calissas zerzauste rote Locken. Sie spuckte ihn vor Wut an. Da packte er sie an beiden Schultern und hielt sie eisern fest. Das Amulett legte sich auf die durch das Spitzennachtgewand kaum verhüllten Brüste.
Plötzlich war alles auf der Galerie völlig verändert. Der Phantomkrieger aus der Einharson-Dynastie, welcher den Cimmerier soeben noch mit dem Schwert töten wollte, hielt mitten im Schlag inne. Mit der stolzen Haltung eines siegreichen Duellanten machte er kehrt und stolzierte zurück in Richtung Kellertreppe. Innerhalb von Minuten folgten ihm seine gespenstischen Gefährten mit gesenkten Mordschwertern. Conan warf schnell einen Blick über die Brüstung. Ja, unten in der Halle und vor dem Portal hatten die Kämpfe ebenfalls aufgehört.
»Was ist das für ein übler Trick?« kreischte Calissa. »Wer hat je gesagt, daß eine Frau das Hoheitszeichen des Barons tragen dürfe? Weg damit!« Sie griff nach dem glänzenden Amulett und wollte es vom Hals reißen; aber Conan drehte die Kette so eng zusammen, daß er ihr mit einer Handbewegung die Kehle hätte zuschnüren können. »Kommt zurück, ihr Kryptageister! Kommt und kämpft weiter! Ich befehle es euch!« Doch die untoten Krieger marschierten mechanisch zurück, ohne sich durch ihre hektischen Schreie beirren zu lassen.
Die überlebenden Rebellen eilten auf Conan zu und halfen ihm, Calissa zu bändigen. Sie nahmen den Eisernen Wächtern gegenüber eine bedrohliche Haltung ein, als diese Anstalten trafen, Calissa zu befreien. Der Cimmerier erteilte den Männern, welche die Lady
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