Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
wieder taucht er in den Generationen auf und führt zu den dunkelsten Verbrechen: Vatermord, Brudermord und Selbstmord! Vielleicht muß es so sein, da ein erfolgreicher Herrscher nicht vor Blut zurückschrecken darf. Ich habe gegen dieses dunkle Erbe gekämpft und zu deinen Ahnen gebetet ... Aber, Favian, seit deiner Kindheit spürte ich, daß in dir ein übergroßer Anteil dieses bösen Stoffs gärt.«
Inzwischen hatten sie im Eifer des Kampfes den Korridor verlassen und kreuzten die Klingen auf der breiten Galerie, von der aus man die Eingangshalle des Schlosses übersehen konnte. Jetzt waren sie auch den Blicken von Zuschauern preisgegeben. Den oberen Teil der großen Freitreppe verteidigten Eiserne Wächter mit Piken und Säbeln, während von unten die Rebellen erbittert nach oben drängten. Mehrere Tote lagen bereits auf den Stufen. Keiner der Eisernen Wächter kam Baldomer zu Hilfe. Offensichtlich waren die Soldaten nicht sicher, wem sie bei diesem Zweikampf der adligen Herren helfen sollten. Doch viele schauten interessiert zu.
Jetzt erhob der Cimmerier zum erstenmal die Stimme. »Ihr klagt andere des Vatermords und anderer schwarzer Verbrechen an, alter Baron; aber welche Tat kann schändlicher sein, als der Mord an Eurem jungen Weib aus dem Norden, an Eurer Lady Heldra?« Dabei ließ er die Säbelklinge durch die Luft wirbeln, um an Boden zu gewinnen.
»Ha, mein Sohn, der Tod deiner Mutter! In der Tat war das ein schändliches Verbrechen!« Baldomer warf einen schnellen Blick auf die Neugierigen in der Nähe. Seine Stimme klang beinahe weich, wie von Rührung übermannt. »Vollbracht von den Rebellen, mit welchen du dich jetzt mit deinem unglaublichen Verrat gemein machst! Aber warum sprichst du gerade jetzt von dieser Schandtat?«
»Weil du lügst!« Conan ließ jede Höflichkeitsfloskel fallen und unterstrich seine Worte mit einem schnellen Säbelhieb auf den Kopf des Barons. Der starrköpfige Alte hatte Schwierigkeiten, den Kopf zu neigen, so daß die Klinge ihm die grauen Locken durcheinanderwirbelte. »Nachdem die Kriegsverletzungen dich entmannt hatten, hattest du keine Verwendung mehr für eine Ehefrau. Du haßtest sie«, stieß Conan schweratmend hervor. »Daher hast du ihren Tod befohlen. Svoretta hat die Tat vollbracht. Er hat sie vergiftet, wie er auch mich vergiften wollte. Gemeinsam habt ihr dann den Rebellen die Schuld gegeben.«
»Nein, das ist eine Verleumdung! Sie war untreu!« schrie Baldomer. Sein gutes Auge flackerte ebenso wild wie das verletzte. »Ich habe sie immer noch geliebt; aber sie hat mich verraten. Das hat der Herr der Spione mir gemeldet. Wie konnte ich das ruchbar werden lassen?« Jetzt war sein Gesicht so von Gefühlen aufgewühlt und verzerrt, daß man die Narbe kaum noch sah. »Sie hat mich verraten! So wie jetzt du, mein Sohn!«
Der Baron ging wieder in die Offensive und schlug wie wild auf den Cimmerier ein. Dieser wich behende aus und griff auch seinerseits an. Er ließ sich von den geschickten Finten des alten Kämpen nicht täuschen; dennoch mußte er Fuß um Fuß weichen. Zu erbittert und zu genau kamen die Schläge Baldomers. Doch dann sah Conan eine Möglichkeit. Als ein Hieb des Barons ihn nur um Haaresbreite verfehlte und gegen die Brüstung schlug, packte der Cimmerier den Säbel mit beiden Händen und stieß ihn mit aller Kraft vorwärts und gleichzeitig nach oben. In weniger kräftigen und sicheren Händen wäre die gekrümmte Klinge abgerutscht oder abgebrochen; aber er schaffte es, mit ihr durch den schwarzen Stahl des Brustharnisches zu dringen. Der Stoß war so gewaltig, daß die Klinge bis zur Hälfte im Baron verschwand.
Klirrend prallte der letzte Schlag des Barons von Conans Rüstung ab. Das Langschwert fiel zu Boden. Mit letzter Kraft griff der alte Mann nach der Klinge in seiner Brust und umklammerte sie. Er schaffte es, auf die Knie zu kommen.
»So endet nun alles.« Baldomers Stimme klang nicht mehr so kraftvoll wie sonst. Verbittert fuhr er fort: »Das Geschlecht der Einharsons lebt dennoch weiter. Gut so! Möge dieser Mord deine Herrschaft kräftigen, Sohn.« Immer noch mit einer Hand den Säbel umklammernd, griff er mit der anderen zum Hals und holte das glänzende Amulett mit der schweren Goldkette unter der durchbohrten Rüstung hervor. Wieder sah Conan den sechszackigen Stern, welchen Baldomer während der nekromantischen Zeremonie am Schrein in der Krypta getragen hatte. »Dies geht nun auf dich über ... und damit die Herrschaft
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