Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Ob ich je wieder in der Lage sein werde, mich den Freuden eines jungen Mädchens hinzugeben, wird von den kommenden Ereignissen entschieden werden.« Sie fand ein graues Haar in den roten Locken und riß es sofort aus. »Eins ist sicher: Wenn ich dieser Stadt gut dienen will, darf ich mich von Männern weniger ablenken lassen als die Frauen der Einharsons vor mir.«
»Ein tapferer und selbstloser Vorsatz, Mylady«, warf der Priester mit dem Schwert ein. »Er hat uns gestern durch die Krise getragen.«
»In der Tat.« Durwald lächelte zufrieden. »Mit dem Barbaren sind wir schnell fertig geworden. Die Stadt war so im Festtaumel, daß es ihr nichts ausgemacht hat. Meine Offiziere haben mir keinerlei Unzufriedenheit gemeldet, nicht einmal unter den Soldaten, welche mit ihm auf dem Feldzug waren.«
»Nein, als ich den Jubel beim Tor hörte, befürchtete ich Unruhen, aber offensichtlich kam es nicht dazu.« Lothian schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Ja.« Durwald lachte. »Sigmarcks Spion hat mir erzählt, daß das ganze Gebrüll von dem Offizier Rudo angestiftet wurde. Der Mann hat mit dem Cimmerier im Kerker gesessen, ehe der ihn herausholte und in der Armee unterbrachte. Ich ließ den Galgenstrick gestern überwachen. Meine Leute erwischten ihn, als er die Kasse in einer Biertaverne plünderte. Jetzt sitzt er wieder im Kerker, wo er auch hingehört.« Der Marschall nickte. »Ich wette, daß keiner der anderen Heimkehrer heute in der Lage ist, für den Barbaren zu sprechen.«
»Diese Lektion sollte man nie vergessen«, sagte Calissa ernst. »Mein Vater hat es am eigenen Leib verspüren müssen, daß nichts so launisch ist wie der Pöbel. Ich hoffe, daß ihr das nie herausfinden müßt.«
»Aber jetzt ist alles ruhig in der Stadt, Mylady«, warf der Priester beschwichtigend ein. »Ich kann bezeugen, daß die ehemaligen Rebellen mit unserer gemeinsamen Regierung durchaus zufrieden sind. Meiner Meinung nach ist unsere Stellung sicher.«
»Stimmt«, pflichtete ihm Lothian bei. »Selbst die Flucht des Barbaren, irgendwann letzte Nacht, stellt keine ernsthafte Bedrohung für uns da, weil ...«
»Was?« Das blasse Gesicht Calissas verlor noch mehr Farbe. Sie ließ den Kamm fallen. »Was sagst du da?« Sie blickte in die Runde. Keiner der Männer schien überrascht zu sein. »Conan ist entkommen! Und was ist mit seiner Hure, dieser Ludya? Ist sie ebenfalls weg?«
Durwald nickte nur. »Irgendwie haben die beiden die Nachtwache in die Zelle gelockt und bewußtlos geschlagen. Mit einem abgebrochenen Tischbein haben sie die Kette aus der Wand gebrochen.« Der Marschall senkte den Kopf, als wolle er sich für die Unfähigkeit seines Wachtpostens entschuldigen. »Man hat den Fluchtweg bis in den Keller des Schlosses verfolgt. Offenbar sind sie durch einen alten Gang entkommen, von dem niemand mehr wußte. Er beginnt in der Krypta Eurer Familie.«
»Und wann wurde Alarm gegeben?« Während Durwalds Bericht war Calissa aufgesprungen und lief hektisch vor dem Fenster auf und ab. »Sind die Roten Drachen ausgeschickt worden? Was melden die Wachen an den Stadttoren?«
Lothian betrachtete sie und rang hilflos die welken Hände. »Die Flucht wurde erst vor kurzem entdeckt, Mylady. Wir hielten es für das beste, uns erst mit Euch zu beraten, ehe wir Alarm gaben. Die Torwachen haben wegen des Fests Nachzüglern die ganze Nacht über erlaubt, die Stadt zu verlassen. Das habe ich jedenfalls gehört.«
»Nun, dann gebt endlich Alarm! Und warum um alles auf der Welt seid ihr so niedergeschlagen zu mir gekrochen?« Calissa warf allen vernichtende Blicke zu. »Habt ihr etwa geglaubt, daß ich wieder den Verstand verliere? Wolltet ihr mich auf die Probe stellen?« Wutentbrannt folgte sie Lothians Blick zur geschlossenen Tür, hinter der mit Sicherheit Wachen warteten. »Und wem wird die Armee gehorchen? Das wüßte ich gern. Den Ratgebern oder der wahnsinnigen Baronin?«
»Mylady, wir wollten Euch lediglich zu bedenken geben, daß ein Alarm zum jetzigen Zeitpunkt unter der Bevölkerung womöglich große Unruhe auslösen könnte«, sagte der Priester Ullas besänftigend. »Es wäre besser abzuwarten und ...«
»Abwarten!« Calissa brach in ein unkontrolliertes wildes Gelächter aus. »Um diesem Thronräuber Zeit zu geben, wieder seine verräterischen Fäden zu spinnen und die gesamte Stadt gegen uns aufzuwiegeln? Dieser Mann ist kühn und stark. Habt ihr nicht auch gesehen, wie er Männer in voller Rüstung wie Kegel hinwegfegte? Ich
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