Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
siegte bald. Blumen und zarte Tücher regneten auf die Krieger herab, auch noch einige delikatere weibliche Bekleidungsstücke. Überall stillte man ihren Durst mit Wein, Ale und heißen Küssen. Wenn die Parade ins Stocken kam, wurden jedesmal einige harte Kämpfer von weichen Händen fortgezogen.
Conans Offiziere hatten auch nicht das Herz, die Männer angesichts derartiger Verlockungen hart an die Kandare zu nehmen. Als sie sich dem Schloß näherten, hatten sich schon die meisten Soldaten verzogen. Nur wenige Wagen und Kavallerieoffiziere begleiteten den Streitwagen des Kriegsherrn. Die Offiziere wollten nur ihre Rosse in den Ställen unterbringen, um sich dann selbst schleunigst ins wilde Vergnügen zu stürzen.
Conan hatte auf dem Weg eine Weinflasche erbeutet, die er häufig und lange an die Lippen führte, aber auch Ludya freigebig anbot. Daneben bemühte er sich, etwas von den Gesprächen der Offizier aufzufangen, welche dicht hinter ihm trabten. »Was hast du gesagt, Kamerad?« rief er dem direkt hinter dem Wagen zu. »Was hast du eben über Sigmarck und Ottislav gesagt?«
»Verzeihung, Mylord.« Der Offizier beugte sich über den Sattelknopf und schrie, um sich bei dem Lärm verständlich zu machen. »Ich habe gehört, daß die Barone nicht weiter zur Grenze marschiert sind, sondern vor unserer Stadtmauer lagern.«
»Ach ja?« Conan dachte kurz nach. »Nun, die Stadttore sind doch verschlossen, oder? Sie können nicht hereinkommen.«
»Jawohl, Mylord. Der Ständige Befehl lautet, kein fremdes Militär in die Stadt zu lassen.«
»Gut! Zweifellos werden sie morgen früh abrücken.« Der Cimmerier wandte sich wieder Ludya zu. »Wenn wir im Schloß sind, werde ich den verfluchten Schurken, Crom möge sie verschlingen, Erfrischungen bringen lassen. Jetzt stellen sie keine Gefahr mehr für uns dar. Sie sind zu wenige, um die Mauern zu erstürmen.«
»Nein, das nicht.« Ludya blickte ihn aus vom Wein leicht getrübten Augen an. »Es sei denn, jemand öffnet ihnen das Tor.«
Die Massen säumten die Straßen bis zur hölzernen Schloßbrücke. Das Tor stand weit geöffnet. Zu Conans Überraschung war der Schloßhof mit Blumen und Büschen in Töpfen festlich geschmückt. Allerdings ging es hier unter den strengen Augen der Wachtposten etwas gesitteter zu. Als der letzte Soldat sein Pferd zu den Stallungen ritt, fuhr Conan den Streitwagen vor die breite Treppe. Dort warteten berittene Offiziere der Stadtwache. Er stieg vom Wagen und hob Ludya schwungvoll herab.
Sie schritten über die Terrasse. Da kamen ihnen die Würdenträger des Hofs zur Begrüßung entgegen. Marschall Durwald sah mit dem neuen Brustschild der Roten Drachen prächtig aus. Der greise Lothian schritt gebückt unter der Last der Prunkgewänder. Der Priester Ullas mit dem Schwert an der Seite wurde von Mitgliedern des Reformrats in neuen roten Uniformen begleitet. In der Mitte ging eine schlanke Frauengestalt.
Sie trug ein langärmliges, weit ausgeschnittenes Gewand mit Schlitzen, das weder prächtiger noch bescheidener als die Festkleider anderer Frauen in der Stadt war. Ein Seidentuch bedeckte ihren Kopf. Doch dann entdeckte Conan das blitzende Amulett mit den sechs Dolchklingen an der schweren Goldkette, das zwischen den Brüsten hing. Calissa. Ihr Gesicht war blaß und hager geworden, seit er sie zum letztenmal gesehen hatte.
Verstohlen wollte er zum Schwert greifen; aber da umklammerten ihn Arme von hinten. An der Kehle spürte er eine kalte Klinge, ebenso im Rücken, wo der Brustharnisch aufhörte. Mit der Rüstung hätte er sich wohl befreien können; aber da sah er, daß mehrere eisig dreinblickende Wachoffiziere Ludya ebenfalls ihre Dolchspitzen an den Hals hielten. Von seinen getreuen Soldaten war nur noch eine Handvoll im Hof. Sie sahen der Verhaftung überrascht zu, ohne aber zu seiner Befreiung vorzustürzen.
»Endlich ist der elende Thronräuber in unserer Hand!« rief Calissa laut. Ihre Stimme klang weniger melodisch, als der Cimmerier sie in Erinnerung hatte. Wahrscheinlich durch das viele Schreien etwas abgenützt, dachte er. Ihr Gesicht war zu einem grimmigen, haßerfüllten Lächeln verzogen. Doch die dunklen Augen glitzerten durchaus intelligent. Sie schien bei klarem Verstand zu sein.
»Hier, das ist der falsche Baron, welcher als Leibwächter meine Familie verraten hat, und daneben steht sein angemaltes Spielzeug, unsere frühere Küchenmagd!« Calissa trat vor die beiden und musterte sie mit offensichtlichem
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