Conan-Saga 40 - Conan der Held
unser Mißgeschick – und das des Königs – eine Quelle boshafter Frivolität ist.«
»Nein, Zauberer, ich wollte dich nicht beleidigen.« Lächelnd bewegte Abolhassan die breiten Schultern unter dem schwarzen Gewand, ohne sich dabei von der Stelle zu rühren. »Selbst wenn ich manchmal äußerte, daß die Unterstützung unserer königlichen Schatzkammer für deine geheimnisvollen Machenschaften ... übertrieben war, möchte ich auf keinen Fall, daß du glaubst, ich zweifelte an deiner Ernsthaftigkeit.« Das Lächeln des Generals wurde nachsichtig. »Ich wollte nur mein Erstaunen ausdrücken, daß ein so hervorragender Magier wie du es nicht schafft, altmodische Dschungeltabus und getrocknete Eidechsenfetische zu beseitigen.«
»Mein lieber General.« Ibn Uluthans Antwort kam geduldig. »Alter hat noch nie eine Religion oder einen Zauber geschwächt. Und die Venji herrschten über mächtige Reiche, wie die Tempelruinen heute noch beweisen. In ferner Vergangenheit kamen einige ihrer Dynastien unserer modernen turanischen Pracht gleich – oder übertrafen sie sogar.« Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Doch diese Einflüsse sind verblaßt. Unser größtes Hindernis ist immer noch die große Entfernung Venjipurs von hier.«
Jetzt war er wieder in dieses Problem vertieft. Nachdenklich sprach er weiter. »So überragend unsere Macht in Aghrapur auch ist, sie verträgt nicht die weite Reise in ein wildes Land mit wenigen Einwohnern und noch weniger Rechtgläubigen. Es fehlen die heiligen Schreine und Reliquien. Niemals berührten die heiligen Füße unserer Mystiker jenen Boden. Es ist ein wilder Ort, in den Klauen von degenerierten Elementargötzen und dem üblen Mojurna als krächzendem Propheten.
Natürlich bedeutet ein derartiger Heidenkult keine Gefahr für uns hier. Du siehst ja auch keine Dschungeldämonen auf den Straßen Aghrapurs. Unsere Sterndeutungen sind überaus akkurat. Auch die anderen Voraussagungen innerhalb des besiedelten Reiches sind von unbestreitbarem Wert. Unsere Macht bleibt in der Tat unbestritten – mit Ausnahme, wenn wir sie nach Süden an die von Teufeln heimgesuchte Küste des Golfs von Tarqheba senden wollen.«
Der Blick des Zauberers verließ das immer noch zynisch lächelnde Gesicht des Generals und wanderte gedankenverloren durch den Raum zu dem hohen Fenster mit dem schwarzen Rahmen, dessen Dunkelheit nur durch einen schwachen Schimmer erhellt wurde. Wenn man ganz genau hinblickte, erkannte man das schwache Trugbild eines juwelenbedeckten Totenschädels.
»Nun gut, Ibn Uluthan«, sagte Abolhassan mit tiefer Stimme, leicht ironisch. »Ich danke dir für diesen ausführlichen Bericht, der ausführlicher war, als ich es mir gewünscht hätte. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob Mojurnas Magie besiegt wurde – und wenn nicht, ob dies bald geschehen wird. Wie du uns selbst ja gezeigt hast, als unser geliebter König Yildiz in diesem Raum stand und mit eigenen Augen die Vorgänge im fernen Venjipur verfolgen konnte.«
»Die Antwort auf diese Frage lautet: Nein.« Ibn Uluthan drehte dem General mürrisch die Schulter zu und kehrte zurück zu seinem Lesepult. »Aber mit dem Segen Tarims und der Huld König Yildiz' werden wir unsere Bemühungen fortsetzen. Einen Aspekt des Problems werden wir mit Sicherheit durch unsere genauen Untersuchungen lösen können. Und nach einiger Zeit erwarte ich den Durchbruch. Im Augenblick allerdings – nein.«
»Danke, Magier. Das hatte ich schon erwartet.« Ohne große Enttäuschung zu zeigen, machte Abolhassan auf dem Absatz kehrt und verließ den Hof der Seher.
Als er auf der äußeren Veranda stand, sagte er sich, daß der Zauber natürlich recht bequem gewesen wäre. Direkter Ausblick auf die Front, vielleicht sogar eine direkte Befehlsverbindung – ja, das hätte allen am Feldzug Beteiligten geholfen, vor allem dem ekelhaften Wichtigtuer Yildiz. Doch die gegenwärtige Situation – mit den vielen Verzögerungen und Umwegen – bot Vorteile, die er einzigartig gut ausbeuten konnte.
Abolhassan verließ das schattenspendende Gitterwerk der Veranda und strebte in der gleißenden Sonne auf einen vergoldeten, wie eine Zwiebel geformten Torbogen zu. Danach empfing ihn wieder die duftende Kühle des Palastes. Über sanft abfallende Rampen gelangte er in den Gerichtstrakt.
Hier war alles von geschäftigem Murmeln erfüllt. Täglich, bis in die Nacht hinein, war das Gericht beschäftigt. Es ging um Handelsstreitigkeiten, Familienvendettas,
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