Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
die Gedanken im Kreis. Wie konnte das sein? Was bedeutete das? Wieso folgte ihm das Ungeheuer bis in den Palast seines Herrn? Was konnte er tun?
Panik ergriff den Selkie. Er wollte schon an die Tür klopfen, um den Nebelmagier um Hilfe anzuflehen – doch dann hielt er inne. Den Meister jetzt zu stören, bedeutete den sicheren Tod. Nein, er mußte die Bestie von hier weglocken. Schneller laufen konnte er, das wußte er genau. Sollte das Monster Lärm machen und Ihn beim Zauber stören, würde Er es auf der Stelle töten.
Kleg wandte sich an die Wachen. »Gleich wird hier ein Monster vorbeikommen. Bleibt ihm vom Leib! Aber sorgt dafür, daß nichts und niemand unseren Meister stört!«
Dann lief der Erste Selkie den Korridor hinunter.
Dimmas Freude kannte keine Grenzen. Endlich waren alle Zutaten beisammen, die er während des größten Teils seines Lebens zusammengetragen hatte. Jetzt brauchte er nur noch die Worte des Lösungszaubers laut auszusprechen, und das vermochte er in seiner gegenwärtigen Nebelgestalt durchaus zu tun. Der Zauberspruch bestand aus drei kurzen Versen. Dimma hatte die Worte so oft geübt, daß sie ihm vertraut waren wie der eigene Name.
Der Nebelmagier schwebte über dem Boden zur Mitte der Schatzkammer. Dann holte er tief Luft und begann mit dem Aufsagen des Zauberspruchs, der ihn endlich wieder zu einem ganzen Menschen machen sollte.
Niemand hatte versucht, Conan und seine Gefährten auf dem Weg durch die langen Korridore aufzuhalten. Sie hatten nirgends Wachen gesehen, überhaupt niemanden. Conan fand das seltsam.
»Es ist furchtbar still«, meinte Tair. »Der Palast wirkt wie ausgestorben.«
In der Tat regte sich kein Lüftchen. Die Fackeln an den Wänden brannten ungestört und schickten ihren Rauch schnurgerade hinauf zu der hohen Decke, an der sich kreisrunde Rußflecken gebildet hatten.
»Mir gefällt es hier nicht«, verkündete Hok.
Conan teilte die Gefühle des Jungen, auch wenn er es nicht laut sagte. Fragend wandte er sich an Cheen. »Cheen?«
Sie zeigte auf die linke Abzweigung des Korridors, der sich vor ihnen gabelte. »Der Same ist dort.«
Die vier gingen in die angegebene Richtung weiter.
Conan hatte nur einen ungenauen Plan, wie sie den Samen in ihren Besitz bekommen konnten. Wenn der Talisman bewacht wurde, wollten sie ihn irgendwie stehlen. Stießen sie auf Wachen, mußte man diese töten, den magischen Samen nehmen und fliehen. Der Cimmerier bevorzugte einfache, direkte Pläne, und dieser schien ihm einfach zu sein. Wenn möglich, würden sie dem Zauberer ausweichen. War eine Begegnung unvermeidlich, würden sie ihn töten und dann fliehen. Eigentlich auch ganz einfach.
Thayla ließ ihren Gemahl vorgehen. Sie wurde immer langsamer, so daß sie zurückfiel und Blad etwas zuflüstern konnte, ohne daß Rayk es hören konnte. Der Gang war so still, daß sie die Stimme sehr dämpfen mußte. Sie nickte dem jungen Pili zu.
»Mylady?«
»Der König hat den Verstand verloren«, flüsterte sie. »Er wird uns alle in den Tod führen.«
»Aber was können wir tun? Er ist der König.«
»Nicht länger, sobald er tot ist.« Thayla berührte bedeutungsvoll den Schaft von Blads Speer.
»Mylady!«
»Hör zu, mein tapferer Blad. Wenn er tot ist, wirst du König und mein Gemahl sein.«
Die Augen des jungen Pili wurden groß. Wenn der Bursche auch nur einen Funken Ehrgeiz hatte, mußte diese Aussicht ihn zu lodernden Flammen anfachen!
»Thayla! Blad! Wo bleibt ihr denn?«
Der König war stehengeblieben und blickte zu den beiden zurück.
Thayla bückte sich. »Ich habe einen Stein im Stiefel, Rayk.« Zu Blad sagte sie: »Bleib stehen, damit ich mich an dir festhalten kann!« Sie zog den Stiefel aus und tat so, als schüttele sie den nichtvorhandenen Stein auf den Boden. Während sie sich an Blad festhielt, streichelte sie ihn an einer sehr empfindlichen Stelle, die jedoch der König nicht sehen konnte.
Blad stockte bei dieser Liebkosung der Atem.
»Was ist los?« fragte der König.
»Äh ... äh ...«, antwortete Blad verlegen. Ihm fehlten die Worte.
»Er ist gegen meine Dolchspitze gestoßen«, erklärte Thayla schnell.
Rayk gab sich zufrieden und blickte wieder nach vorn. Thayla warf Blad noch einen verführerischen, heißen Blick zu. Der junge Bursche hatte den Speer. Sie hoffte, daß er ihn benutzte – und zwar bald.
Kleg kannte die Gänge im Palast so gut wie kaum ein anderer. Jetzt lief er umher und führte das Monster auf alle möglichen
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