Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
Umwege. Hatte ein eifersüchtiger Zauberer das Ungeheuer auf ihn gehetzt? Würde Er der Schöpfer sich die Mühe machen, es zu töten, wenn er den Zauber beendet hatte?
Zu viele Fragen und keine Antworten.
Kleg lief so durch die Korridore, daß er sich nie sehr weit von der Schatzkammer entfernte, in der sein Herr und Meister den Lösungszauber wirkte. Dem Selkie kam es vor, als hätte er seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen und getrunken. Außerdem war er ziemlich müde. Daher wollte er in der Nähe sein, sobald der Nebelmagier den Zauber beendet hatte, damit dieser sich um die Bestie kümmerte, die Kleg verfolgte.
Conan spürte, daß jemand hinter der nächsten Biegung des Korridors war. Er winkte den Gefährten, stehenzubleiben, und schlich allein weiter, um zu sehen, wer – oder was – dort lauerte.
Der Cimmerier bewegte sich langsam und vorsichtig in der Hocke vorwärts. Dann lugte er um die Biegung. Ein schneller Blick verriet ihm alles. Vier Selkies standen vor einer schweren Holztür. Sie hielten Speere in den Händen.
Langsam schob er sich wieder zurück. Dann flüsterte er den anderen zu: »Ich glaube, wir haben den Samen gefunden. Da vom stehen vier Selkies vor einer Tür Wache.«
»Ja, ich spüre ganz deutlich, daß der Same nahe ist«, erklärte Cheen.
»Nun gut. Das sind vier Gegner gegen uns drei«, sagte der Cimmerier.
»Nein, wir sind zu viert!« widersprach Hok empört.
»Na schön, vier. Wenn wir schnell angreifen, können wir sie überwältigen und den gestohlenen Talisman zurückgewinnen.«
Tair schwang drohend den Speer. »Nur zu! Ich bin bereit!«
Cheen nickte.
Conan zückte das Schwert und holte tief Luft. »Wartet! Ich zähle bis drei«, sagte er. »Eins. Zwei. Drei! «
Da sprang der Cimmerier um die Biegung und stürzte sich auf die Wachposten.
»Psst, seid ruhig!« flüsterte Rayk und gab Thayla und Blad ein Zeichen, stehenzubleiben. »Die Baumleute und der Riese sind dicht vor uns.«
Die drei Pili duckten sich. Thayla schob sich allerdings vor, um zu sehen, ob Rayk die Wahrheit gesagt hatte. Ja, die vier Menschen hockten nicht weit entfernt vor einer Biegung im Korridor und flüsterten.
»Sie haben keine Ahnung, daß wir hier sind«, sagte Rayk leise. »Wir können uns anschleichen und sie töten, ehe sie uns bemerken.« Er zückte den Dolch aus Obsidian. »Halt den Speer bereit!« befahl er Blad. »Du nimmst den Riesen, ich das Weibchen und den kleinen Mann. Thayla, du bringst den Jungen um.«
»Rayk ...«, begann Thayla.
»Schweig! Tu nur, was ich dir befohlen habe!«
Die drei Pili krochen verstohlen weiter. Thayla riskierte einen Blick zu Blad hinüber. Der junge Bursche erwiderte ihren Blick. Sie nickte zum König hin, dann auf Blads Speer. Jetzt ist genau der richtige Augenblick, dachte sie.
Gerade als Rayk sich sprungbereit machte, fing Conan an zu zählen. Was sollte das?
Als der Hüne die Zahl Drei ausgesprochen hatte, sprangen die vier auf und liefen um die Biegung.
Die Pili hielten verblüfft inne.
Rayk überlegte kurz. Dann sagte er: »Hinterher!«
Der König sprang auf und rannte um die Biegung.
Thayla und Blad folgten ihm.
Zwei Verse des Zaubers hatte Dimma bereits gesprochen. Jetzt begann er mit dem dritten. Plötzlich hörte er Lärm vor der Tür der Schatzkammer.
Der Nebelmagier runzelte die Stirn. Seine Konzentration war gebrochen. Er versprach sich beim dritten Wort in der zweiten Zeile.
»Set und Drakkar hole euch alle!« schrie er erbost.
Jetzt mußte er den ganzen Spruch wieder von vorn beginnen! Wehe, wenn er denjenigen zu packen bekam, der dafür verantwortlich war! Ein grausamer Tod war ihm gewiß. Aber nicht jetzt! Alles konnte warten, bis er mit dem Lösungszauber fertig war.
Er begann wieder mit dem ersten Vers des Zauberspruchs.
Kleg war so erschöpft, daß das Ungeheuer ständig aufholte. Jetzt war es nur noch wenige Spannen hinter ihm. Langsam, aber sicher setzte es in großen Sprüngen ihm nach. Ohne irgendwelche Zeichen von Müdigkeit bewegte es sich stur weiter. Der massige Körper ließ die Mauern des Palasts erbeben.
Kurz vor Kleg lag die Abzweigung, die zur Schatzkammer führte. Der Selkie war fast am Ende seiner Kräfte. Wenn er nicht sterben wollte, mußte er schnell etwas unternehmen. Vielleicht war Er der Schöpfer inzwischen mit dem Zauber fertig. Aber selbst wenn der Meister noch beschäftigt war, konnte der Selkie nicht mehr warten. Er brauchte Hilfe gegen das Monster, das ihn so unerbittlich
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