Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
nicht geneigt, jemandem blind zu vertrauen.
Der große Cimmerier bewegte sich geschmeidig und lautlos durch den Wald, immer darauf bedacht, durch Büsche oder Stämme geschützt zu sein, damit man ihn vom Wagen aus nicht sah.
Er fand einen hervorragenden Beobachtungsplatz. Hinter einem Busch lagen Fichtennadeln wie ein Polster aufgehäuft. Hier setzte er sich hin. Er wollte eine Zeitlang warten und sehen, was sich beim Wagen so tat.
Nach wenigen Minuten tauchte ein blonder Mann aus dem Gefährt auf. Dann folgte ihm ein zweiter Mann, der einen Umhang mit Kapuze trug. Conan erkannte die Züge des zweiten Manns nicht klar. Doch dann entstieg ein dritter Mann dem Wagen. Dieser bot einen seltenen Anblick; denn er hatte vier Arme.
Während der Cimmerier noch über diese Laune der Natur nachdachte, knarzte und schaukelte der Wagen. Eine riesige Frau schob sich heraus, die Mühe hatte, sich den Kopf nicht am Türrahmen zu stoßen. Als sie sich aufrichtete, sah Conan, daß es Teyle war.
Das Ganze kam ihm äußerst befremdlich vor. Doch dann wunderte er sich noch mehr; denn Oren und Morja, die Jatte-Zwillinge, folgten ihrer Schwester. Dahinter kam eine Frau, deren Haut mit seidigem Fell bedeckt war. Ihr Gesicht glich dem einer Katze. Und dann kletterte noch ein grüngesprenkelter Zwerg heraus, dessen Verwandten Conan vor nicht allzu langer Zeit begegnet war.
Conan sah, wie der Blonde und der Vierarmige die Ochsen holten und vor den Wagen spannten. Als der Mann mit der Kapuze das vordere Rad des Wagens untersuchte, rutschte die Kopfbedeckung nach hinten, und Conan sah ein Gesicht, das ihn an einen Hund erinnerte. Nein, verbesserte er sich in Gedanken, an einen Wolf.
Welch unglaubliche Sammlung merkwürdiger Gestalten! Alle unter dem Dach eines einzigen Wagens. Was hatte das zu bedeuten?
»Findest du Mißgeburten interessant?« fragte plötzlich jemand hinter Conan.
Der Cimmerier fuhr herum und zückte dabei das Schwert.
»Nein, so nicht!« sagte der Mann. Dann murmelte er etwas, das Conan nicht verstand, und machte eine schwungvolle Handbewegung.
Conan sprang näher und hob das Schwert. Wie war es dem Kerl gelungen, sich hinter ihn zu schleichen, ohne daß er ihn gehört hatte? Nur wenige Menschen hatten es bisher geschafft, sich unbemerkt so nahe an ihn heranzuschleichen, und dieser Mann sah keineswegs außergewöhnlich aus. Er war dunkelhäutig, mit schwarzem Haar und langem Schnurrbart. Conan senkte das Schwert nicht, obgleich er keine Waffen bei dem Fremden sah.
»Steck das Ding weg!« sagte der Mann. Dem Ton nach war es keine Bitte, sondern ein Befehl. Conan lachte laut auf.
Doch dann erstarb ihm das Lachen im Hals. Eiseskälte packte ihn. Seine Arme gehorchten dem Befehl des Fremden. Der Cimmerier hatte das Gefühl, als hätte man ihm Bleibarren an die Handgelenke gebunden.
Conan wehrte sich gegen die unglaubliche Kraft, die an ihm zerrte. Schweißperlen traten ihm auf das Gesicht. Einen Augenblick lang blieb das Schwert in der kühlen Morgenluft regungslos stehen.
Der Fremde runzelte die Stirn.
Die Klinge zitterte. Obwohl Conan sich mit der geballten Kraft seiner Schultern und Arme dagegenstemmte, senkte sich die Schwertspitze und näherte sich der Scheide.
Der Cimmerier sah sich zu, wie er die Waffe in die Scheide steckte. Es war, als gehörten die Arme einem anderen.
»So ist es viel besser«, sagte der Mann und grinste.
In diesem Augenblick kam Conan die Erkenntnis, was geschehen war: Magie! Der Mann hatte einen Zauber auf ihn geworfen.
Der Cimmerier lachte grimmig und streckte die Hände aus, um den Zauberer zu erwürgen; aber die Luft schien sich zu verdichten und wurde zu einer Barriere, die Conan nicht durchdringen konnte.
»Du verschwendest nur Zeit«, sagte der Mann. »Ich bin Dake, und du wirst mir gehorchen, ob du willst oder nicht.«
Conan gelang ein Schritt nach vorn. Vor Anstrengung wurde sein Gesicht hochrot.
»Du bist sehr stark«, bemerkte Dake. »Vielleicht lasse ich dich vorerst leben. Mir wird schon etwas einfallen, wie du mir nützlich sein kannst. Wie heißt du?«
Conan war jetzt klar, daß er den Zauberer nicht angreifen konnte; daher gab er das Bemühen auf. Aber sprechen wollte er mit dem Schurken auch nicht. Er hielt die Lippen fest geschlossen. Doch dieselbe Kraft, die ihn gezwungen hatte, das Schwert in die Scheide zu stecken, zerrte an seiner Zunge.
Ein Dutzend Herzschläge gingen vorbei.
»Conan«, hörte er sich sagen.
»Na schön, Conan, komm mit!«
Dake ging am
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