Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
bemerkt hatte, als sie ihn gefangennahm. Vielleicht hatten diese Männer Conan befreit und die Kinder aus Rache mitgenommen. Und dann waren sie auf einem anderen Weg durch den Sumpf geflohen.
Raseri mußte zugeben, daß diese Überlegung sehr unwahrscheinlich klang; aber er mußte irgendwie die Tatsachen erklären, daß Conan geflohen und sein Sohn und zwei Töchter zur selben Zeit spurlos verschwunden waren. Der Führer der Jatte hatte zwar keine Ahnung, wie alles geschehen war, aber die Vernunft sagte ihm, daß es für jede Wirkung eine Ursache geben mußte. Was auch immer geschehen war – sie mußten diesen Conan einfangen. Erst danach konnte er ihn befragen.
Raseri nickte vor sich hin. »Kommt. Hier finden wir keine weiteren Antworten«, sagte er laut. »Wir müssen Conan ergreifen.«
»Und dazu müssen wir an den Varg vorbei«, ergänzte Kouri.
»Wenn nötig, werden wir die grünen Wichte zermalmen.«
Conan kam recht schnell auf dem schmalen Pfad vorwärts. Der Sumpf hörte allmählich auf. Trockene Stellen wurden größer. Er wußte, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis er die Straße nach Shadizar wieder vor sich hätte, auf der er den Riesen begegnet war.
Der Cimmerier schätzte sich glücklich, daß er frei war, und hatte die feste Absicht, den letzten Teil des Wegs in die berühmte Stadt der Diebe zurückzulegen, ohne sich auf gefährliche Abenteuer einzulassen. Er war am Leben, hatte aber furchtbaren Hunger. Mit jedem Schritt entfernte er sich weiter von Riesen und Zwergen. Er freute sich schon auf den Augenblick, wenn dieser große Sumpf endlich hinter ihm lag.
Gleich darauf stieß Conan auf Beeren, die eßbar waren, wie er wußte. Er legte eine kurze Pause ein und pflückte mehrere Hände voll. Es war zwar kein Fleisch, auch kein Geflügel, aber besser als nichts, um den knurrenden Magen zum Schweigen zu bringen. Dann wischte er sich mit dem Handrücken den Mund ab und marschierte weiter. Wenn ihn die Erinnerung nicht trog, mußte er die Straße bald erreichen. Für ihn konnte es gar nicht bald genug sein.
Der Wagen rollte auf der holprigen Straße dahin. Dake verfiel bei dem Schwanken in einen leichten Schlaf. Er hatte einen Traum. In diesem Traum war er der Besitzer eines riesigen Zirkus. Tausende von Zuschauern füllten das Zelt. Alle sahen gebannt zu, wie Hunderte von Mißgeburten – die Dake alle gesammelt oder gezüchtet hatte – ihre Kunststücke aufführten. Katzenfrauen zeigten akrobatische Tänze. Vierarmige Männer und Frauen jonglierten Dutzende von bunten Bällen. Grüne Zwerge und unendlich große Riesen marschierten im Gleichschritt auf und ab. Wolfmenschen bekämpften sich mit Zähnen und Klauen. Und alles das fand im größten Zelt der Welt statt, unter einer riesigen Kuppel aus blau-weiß gestreifter Seide, welche dem atemlosen Publikum Schatten spendete.
Plötzlich erklang ein lautes Knacks! Einer der hohen Zeltpfosten brach entzwei. Das seidene Dach legte sich auf die Menge der Zuschauer und Mißgeburten. Die Menschen schrien ihn um Hilfe an. »Dake! Dake! Dake!«
Er wachte auf. Kreg schüttelte ihn. »Dake!«
Der Zauberer schlug wütend die Hand des Assistenten von der Schulter. »Wie kannst du es wagen, meinen Schlaf zu stören?«
Im selben Augenblick fiel ihm auf, daß sich der Wagen nicht bewegte.
»Warum halten wir? Ich habe keine Rast angeordnet.«
Kreg schüttelte den Kopf. »Ein Rad ist gebrochen.«
»Was? Zeig's mir!«
Dake stieg aus dem Wagen und folgte Kreg nach vorn. Das Rad auf der Seite, wo Teyle neben Penz saß, war in der Tat gebrochen. Vier Speichen waren zersplittert. Ein Stück des Rades unter dem schützenden Eisenbeschlag zeigte Risse.
»Bei Sets schuppigem Gemächt! Was ist passiert?«
Penz blickte vom Bock herab. »Wir sind über einen großen Stein gefahren, hinter dem ein tiefes Loch kam.«
»Du Tölpel! Warum bist du nicht ausgewichen?«
»Kein Platz. Sieh selbst!« Penz zeigte nach hinten. Er hatte offensichtlich recht. Die Straße war an der Stelle, wo der große Stein lag, sehr eng. An einer Seite standen Büsche, auf der anderen Seite gähnte ein Abgrund.
Dake fluchte wieder, wobei er sich an mehrere niedrige Gottheiten wandte und deren abstoßende persönliche Gewohnheiten aufzählte. Bei diesen Flüchen scharrten die Ochsen nervös mit den Hufen und legten die Ohren an.
Schließlich sagte Dake: »Packt das Ersatzrad aus und macht damit den Wagen wieder flott!«
Penz grinste. »Das können wir leider nicht. Wir
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