Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
Fransenhemd und dessen Beinkleider ebenso fettig wie die Haare waren, hielt an.
»He, Kleiner.«
»He!« rief Fosull mißtrauisch zurück. Warum hatte der Kerl angehalten?
»Willst du nach Elika?«
Fosull hatte keine blasse Ahnung, wo Elika lag, er wußte nicht einmal, was es war; aber es erschien ihm sinnvoll, irgendwohin zu wollen. »Ja«, antwortete er unter der Kapuze hervor.
»Na, dann steig auf und fahr mit. Ich bin ebenfalls auf dem Weg in dieses Nest und würde mich freuen, Gesellschaft zu haben.«
Der Varg dachte über den Vorschlag kurz nach. Die Spuren des Wagens, dem er folgte, führten ebenfalls geradeaus. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen! Der Dicke schien freundlich zu sein. Fosull kletterte neben ihn auf den Bock.
Freund Fettsack trieb die Ochsen an, und der Wagen rollte weiter.
»Ich bin Balor der Weinhändler, Kleiner.«
»Fosull.«
»Freut mich, Fosull.«
Sie fuhren eine Zeitlang dahin. Balor bestritt den größten Teil der Unterhaltung. Offenbar war er zufrieden, wenn Fosull ab und zu nickte oder ein ermutigendes Wort einwarf.
»Natürlich gibt es hier auch Banditen«, erklärte Balor. »Deshalb habe ich auch mein eisernes Spielzeug immer griffbereit.« Er holte unter dem Sitz eine Streitaxt mit kurzem Stiel hervor. Die Waffe hatte schon viele Jahre und Kämpfe hinter sich, wie man an den vielen Scharten und dem abgenützten Stiel sah. Trotz der Rostflecken war die Klinge mit Sicherheit wirkungsvoll. Fosull packte den Speer fester; aber Balor schob die Streitaxt wieder unter den Sitz und lachte.
»Aber in letzter Zeit haben die Kerle schwer nachgelassen. Bestimmt hast du gehört, daß eine ganze Bande vor wenigen Tagen auf der Corinthischen Straße getötet wurde.«
Nein, Fosull hatte das nicht gehört. Die nächste halbe Stunde ließ Balor sich über alle Einzelheiten dieses Massakers aus. Er erzählte, daß der übelste Bandit in den Bergen getötet worden war. An den Resten, die Wölfe und Geier übriggelassen hatten, sah man, daß die meisten durch das Schwert umgekommen waren. Allerdings hatte einer ein Loch im Bauch, das so groß wie der Unterarm eines Mannes war. Und woher konnte eine solche Wunde stammen?
Fosull gestand, daß er das nicht wußte. Jetzt zählte Balor auf, welchen Wunden die vielen Menschen erlegen waren, die er bis jetzt im Leben gesehen hatte.
Ja, der Dicke hatte soviel Luft wie ein schnelles Reh im Frühling. Er schien beim Reden kaum atmen zu müssen. Aber solange Fosull in Begleitung eines dieser Menschen war, ließen ihn die anderen in Ruhe. Und wie gesagt: Besser schlecht gefahren als gut gelaufen! Dafür konnte er den geringen Preis zahlen, langweiligen Geschichten zu lauschen.
Der Varg fand sich kurz darauf noch bereitwilliger mit seinem Schicksal ab, als Balor ein Weinfaß vom Wagen holte und anzapfte. Er hasse es, allein zu trinken, meinte er, und Fosull werde ihm doch den Gefallen tun, ein paar Becher eines hervorragenden Jahrgangs mit ihm zu teilen.
Fosull kam dem Wunsch gern nach.
Je mehr Becher des wirklich köstlichen Weins die beiden leerten, desto angenehmer wurde die Fahrt. Es war erstaunlich, wie das Produkt der Rebe die Stimmung beschwingte.
Fröhlich schlug der Varg seinem neuen Reisegefährten auf den Rücken.
Ja, es war in der Tat erstaunlich!
Raseri besaß leider keine Zauberschuhe, die ihn mit einem Schritt eine Tagereise weit vorwärtstrugen. Trotzdem kam er anderthalbmal so schnell wie ein gewöhnlicher Mensch voran. Bis jetzt hatte ihn noch niemand angesprochen oder ihn aufgehalten. Offenbar wollte sich keiner der kleinen Menschen mit einem Riesen anlegen, der noch dazu mit einem Speer bewaffnet war.
Bis jetzt hatte niemand den Führer der Jatte überholt, und die Menschen, die ihm entgegenkamen, waren bald außer Sicht. Daher hatte auch niemand von einem umherstreunenden Riesen gehört, als Raseri zu einer einsamen und heruntergekommenen Schenke kam, die wie eine Kröte neben der Straße hockte.
Raseri mußte sich tief bücken, um durch die Tür zu kommen. Zu seinem Glück war der Schuppen so roh gebaut, daß er innen offen war und man die Dachbalken sehen konnte. Vor den Fenstern flatterte Ölleinwand. Der Riese konnte aufrecht stehen.
Der Führer der Jatte bemerkte, welche Wirkung sein Erscheinen auf die wenigen Gäste hatte. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich Angst, Überraschung und Staunen. Die meisten waren wohl Bauern oder Schafhirten aus der Gegend. Es waren auch zwei Frauen dabei. Die eine war alt
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