Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
Kreg herbei und zog eine dicke Planke hervor, die sonst unter dem Wagen versteckt war. Zwei Klappbeine waren daran befestigt. Eilfertig stellte Kreg die schmale Plattform an der rechten Seite des Wagens auf.
Großspurig betrat der Herr der Mißgeburten die Planke und schaute auf die Menge der Neugierigen. Dann begann er sein Spiel.
»Eliker, Freunde, der Herr einmaliger Kuriositäten der Natur ist gekommen, um euch zu eurem Ergötzen unvorstellbare Wunder zu zeigen!« Dake breitete die Arme aus. In wohleinstudierter, theatralischer Geste nahm er die Hände langsam zurück, um die dröhnende Stimme zu unterstreichen.
»Heute abend könnt ihr – für nur wenige Kupferlinge – Dinge sehen, welche kein Sterblicher bisher erblickt hat! Mit euren eigenen Augen könnt ihr den grünen, Menschenfleisch essenden Zwerg aus dem Dschungel des fernen Zembabwei sehen! Oder euch an Tro ergötzen, der Katzenfrau! Oder über Penz staunen. Seine Mutter war eine Wölfin – und sein Vater ein Verbrecher! Ferner könnt ihr den vierarmigen Sab sehen! Und vom Rand der Welt, noch hinter dem fernen Khitai, habe ich euch Riesen mitgebracht!«
Dake musterte die Menge, die ständig größer wurde, und lächelte. »Freunde, unter meinen Riesen ist auch ein Weib von so großer Schönheit und Körperfülle, daß jeder Mann beim Hinschauen blind werden könnte.« Er zwinkerte. Mehrere Männer lachten. Sie hatten verstanden, daß es eine Vorstellung für alle geben würde – und danach eine für Männer, die willig waren, dafür etwas mehr zu bezahlen.
»Abgesehen von diesen Wundern, welche in der gesamten zivilisierten Welt nicht noch einmal zu finden sind, bringe ich euch Conan den Cimmerier, einen barbarischen Kämpfer aus dem eisigen Norden, ungeschlagen als Boxer oder Ringer in über hundert Kämpfen! Conan fordert alle heraus. Sollte unter euch einer sein, der seine Kräfte mit dem Barbaren messen möchte, bietet er zwei Goldstücke, wenn er ihn besiegt!«
Das stachelte die Männer noch mehr an. Die meisten hatten schon nackte Frauen gesehen, gelegentlich auch eine menschliche oder tierische Mißgeburt, jetzt aber stieg ihnen der Duft einer Wette wie das Aroma eines köstlichen Mahls in die Nase. Es gab immer einen Schwachkopf, der sich stark genug fühlte, um gegen jeden oder jedes anzutreten – für Geld. Dake hatte gesehen, wie Männer nur wegen des Nervenkitzels in den Ring traten, um mit einem Bären zu kämpfen, dem man die Klauen gerissen hatte, oder mit Menschenaffen. Der Ruf des Goldes würde mit Sicherheit den örtlichen Champion auf die Matte bringen.
Immer mehr Menschen strömten herbei, um Dake zu lauschen. Mit wachsender Begeisterung pries er seine Attraktionen an. In Gedanken war er bereits weiter. Kreg mußte abends einen Ring aus Fackeln aufstellen und dafür sorgen, daß alle bezahlt hatten, ehe Dake mit der Vorstellung begann. Anfangen würde er mit ein paar Illusionen, vielleicht einem Dämon oder Feuer, das nichts verbrannte, oder er ließ Kröten herabregnen. Danach kam das lebende Inventar. Natürlich einer nach dem anderen. Dake wob um jeden eine phantastische Geschichte. Katzenfrau und Wolfmann riefen natürlich von Natur aus großes Erstaunen hervor; aber nach Dakes Schilderung waren sie vollkommene Wunderwesen.
Sobald das große Publikum befriedigt war, würde man die Frauen wegschicken, falls Dake sich entschloß, Tro und Teyle nackt vorzuführen. Danach war im Wagen Platz für die, welche den Preis zahlen wollten, um sich mit der Katzenfrau oder der Riesin zu vergnügen. Wahrscheinlich konnte sich das in dieser Kleinstadt keiner leisten; aber das wußte man nie sicher, bis man gefragt hatte. In Shadizar gab es mit Sicherheit viele, die über ausreichende Mittel verfügten.
Hinterher konnte Dake den Ring für den Kampf zwischen Conan und dem örtlichen Herausforderer benutzen. Das kam natürlich als letztes, denn ein guter Kampf war kaum zu überbieten. Morgen früh konnte Penz noch ein paar Kunststücke mit dem Seil zeigen oder Zielschießen mit Vilken. Der grüne Zwerg brüstete sich, ein Experte mit dem Speer zu sein. Dake wollte das herausfinden, ehe er ihn einem größeren Publikum vorführte.
Ja, Elika versprach ein lohnenswerter Zwischenhalt zu werden. Das hatte Dake in der Nase, und er kannte sich in seinem Gewerbe schließlich aus.
»Wunder, Freunde! Dinge, die weit über alle Vorstellungskraft hinausgehen! Heute abend! Und nur heute abend! Alle müssen kommen. Wer das verpaßt, wird es sein
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